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Hochschule Im Keller schlummert Geschichte

Oben wird gelernt, unten gesammelt. Die Stendaler Hochschule hat in Haus 3 ein kleines Museum zur eigenen Geschichte.

Von Christian Bark 12.12.2015, 00:01

Stendal l Zwei Jahrzehnte ist es her, dass Stendal Hochschul­standort für den Präsenzstudiengang Betriebswirtschaftslehre wurde und sich damit zur Studentenstadt entwickelte. Kurz nach der Jahrtausendwende bezog die Hochschule die Gebäude der alten Tauentzien-Kaserne in der Osterburger Straße. Deren Geschichte und die der Hochschule können Besucher seit über drei Jahren in einem kleinen Museum nachvollziehen.

„Wir sind kein Pendant zum klassischen Heimatmuseum“, sagt Doreen Falke gleich zum Anfang einer kleinen Führung durch die Kellerräume des Hauses 3 auf dem Campus in der Osterburger Straße. Eigentlich ist Falke im Büro für regionale Zusammenarbeit der Hochschule tätig, doch nebenher betreut sie die kleine Ausstellung, bietet regelmäßig Führungen an – auf Nachfrage und bei Veranstaltungen wie den Orientierungstagen für neue Studenten.

Auch Prorektor Wolfgang Patzig nutzt das Museum gelegentlich, um Gästen der Hochschule deren Historie näherzubringen. „Das geht hier sehr viel besser als am Schreibtisch“, sagt er.

Zu Beginn der Führung erwartet den Besucher ein langer Kellergang. Entlang der Wände befindet sich eine Chronologie, die in Form von Fotos mit kurzen Erläuterungen gestaltet wurde. „Die Wände sind zum Teil noch so belassen wie vor 77 Jahren“, sagt Falke. Damals habe das Wehrmachtsinfanterieregiment 93 die frisch errichtete Tauentzien-Kaserne bezogen. Eine Zeitung von 1938 ist stiller Zeitzeuge jener Tage. „Die haben wir in der Originalspitze des Uhrenturms gefunden.“ Die Spitze befindet sich direkt neben dem Exponat, heute schmückt den Uhrenturm eine Nachbildung.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges nutzte unter anderem ein funktechnisches Regiment der Roten Armee die Kaserne. Die Sowjets zogen erst nach 1993 ab. „Vorher durfte hier keiner rein“, erinnert sich Falke. Die militärische Nutzung des Geländes hat die Hochschule in zwei Räumen dokumentiert. Dort erfährt der Besucher alles über den Namensgeber der Kaserne sowie über die Zeit, als Stendal noch Garnisonsstadt war. Erhalten geblieben ist auch ein original Propagandaplakat zum Warschauer Pakt, das zu DDR-Zeiten die Häuserfront der Kaserne schmückte.

Ein weiteres erhaltenes Original ist eine Kohlenkarre des alten Heizhauses. „Ein älterer Herr hatte sich während einer Führung daran erinnert, dass sein Vater die Karre täglich geschoben hatte“, blickt Doreen Falke zurück. Überhaupt verbänden viele Stendaler Erinnerungen mit dem Gelände verbinden, sie selbst auch.

In der ehemaligen Offiziersmesse zeigt Wolfgang Patzig auf zwei Fotos. „Das ist eines meiner Lieblingsexponate“, schwärmt er. Die Bilder zeigen Luftaufnahmen des Hochschulgeländes von 2001, damals noch von Baggern aufgewühlt, und 2014. „Unglaublich, was wir hier damals geschaffen haben.“

Einen Raum weiter findet sich der Spaten, mit dem 2009 zum Bau der Hochschulmensa angestochen wurde. Drei Jahre später war dann das Museum entstanden, damals noch als studentisches Projekt. Und das könnte es auch bald wieder werden, wie Doreen Falke verrät. „Bislang mache ich allein die Führungen, wir wollen aber künftig auch Studenten für diese Aufgabe schulen.“

Studenten haben der Ausstellung natürlich auch ihren ganz besonderen Stempel aufgedrückt. So haben einige von ihnen ein Modell der Hochschule detailgetreu aus Pappe gebastelt. Transparente von Demonstrationen gegen Fremdenhass zeugen von den vielfältigen Aktivitäten der Studenten. „Die Leute machen wirklich sehr viel neben dem Studium. Das wollen wir auch zeigen“, bekräftigt Falke.

Und sie machen auch viel während des Studiums, zum Beispiel Auslandspraktika. Auf einer großen Weltkarte dokumentieren kleine Fähnchen, wo Stendaler Studenten überall waren. In einer Vitrine sind Gastgeschenke internationaler Partnerhochschulen zu sehen. „Gerne blättern Absolventen mal in den Fotoalben vergangener Veranstaltungen“, sagt Wolfgang Patzig. Massen hätten das Museum noch nicht besucht, das sei bau- und gewerberechtlich nicht möglich. „Aber wir sind stolz auf diese kleine Besonderheit.“