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Gefilmt Klimawandel und Altmark

Der niederländische Filmemacher Marijn Poels bringt einen Dokumentarfilm in die Kinos, der auch in der Altmark gedreht wurde.

Von Volker Langner 26.01.2017, 00:01

Stendal l Der Dokumentarfilm „The Uncertainty Has Settled“ von Marijn Poels feiert seine Weltpremiere auf dem neunten Berliner Independent Filmfestival, das vom 8. bis 15. Februar stattfindet. Dort läuft er am 9. Februar um 22 Uhr als offizieller Eröffnungsfilm. „The Uncertainty Has Settled“ – frei übersetzt: Die Unsicherheit hat sich breit gemacht – beschäftigt sich mit Landwirtschaft, Klimawandel, Wissenschaft und Politik.

In einer Mischung aus Doku und Fiction wird Marijn Poels durch eine Auszeit in den Bergen Österreichs zunächst auf die gegenwärtige Situation der europäischen Landwirtschaft aufmerksam. Eine Reise beginnt, die in die Altmark und von dort zu immer größer werdenden Fragen führt. Die Bauern sind zum Teil Energieanbieter geworden. Monokulturen verbreiten sich und einige wertvolle Nahrungsmittel sind nahezu ausgestorben. Poels wird in dem 90-minütigen Film gezwungen, seine eigene linke Ideologie zu hinterfragen: Landnutzungswandel, Klimaschutz, Energiepolitik... Machen wir das Richtige?

Das Thema Klimawandel ist in den Medien und der Politik beinahe täglich präsent. In Form der Energiewende bestimmt es mittlerweile unser aller Leben. Letztlich ein Milliardenprojekt. Der Filmemacher fragt sich, was von den Stimmen der sogenannten Skeptikern zu halten ist, die die Notwendigkeit dieser rasanten Umwälzung anzweifeln. Darunter hoch angesehene Wissenschaftler, wie der Physik-Nobelpreisträger Ivar Giaever oder der 93-jährige Professor Freeman Dyson der Princeton University den Poels nahe New York aufsucht.

Poels versucht nicht, dem Zuschauer eine neue Wahrheit zu präsentieren, sondern stellt Fragen und überlässt es dem Zuschauer, sich seine eigene Meinung zu bilden.

Zusammen mit dem Kameramann Volker M. Schmidt war er insgesamt einen Monat in der Altmark beschäftigt. Insbesondere in den Dörfern Grünenwulsch, Schinne, Grassau und Bülitz. „Ich liebe die Altmark, die authentischen Dörfer, die leicht abfallenden Felder und die einfache Ruhe“ sagt der Filmemacher. Und er fügt an: „Generell sehe ich bei der Landbevölkerung einen gewissen Unmut über die wachsende Anzahl von Auflagen und Verordnungen, die Europas Bürokratie mit sich bringt. Und leider haben es die mittelgroßen Landwirte immer schwerer zu überleben. Schlechte Preise für Nahrungsmittel machen Investitionen in erneuerbare Energien mehr und mehr interessant. Dort hat die Politik für klare Regeln gesorgt, wie auch für hohe Subventionen. Aber ist das auch wirklich eine nachhaltige Lösung?“

Poels hofft, dass sein Film ein Podium bietet, um festgefahrene Paradigmen und Dogmen unserer Zeit aufzubrechen und einer neuen Debatte zuzuführen.

Die Verbindung Poels‘ zur Altmark kommt nicht vor ungefähr. Die Schwiegermutter des Filmemachers, der aus Venloop an der deutsch-niederländischen Grenze stammt und derzeit in Berlin lebt, ist nämlich in Grünenwulsch zu Hause. Nach Dokumentationen in Ländern wie dem Kongo und Pakistan sei er etwas müde geworden und in die Altmark gekommen, die er seit zehn Jahren kennt. „Ich habe erkannt, dass auch hier Geschichten liegen. Die Region hat Potenzial. Für mich ist die Altmark die Toscana Deutschlands“, schwärmt Poels. Und überleitend zu seinem neuesten Film berichtet er: „Wir haben sehr viel Zeit in schöne Bilder aus der Altmark investiert.“

Nachdem der Streifen „Unerschöpflich“, bei dem er Otto Nawrocki unter anderem bei den Senioren-Weltmeisterschaften in Brasilien begleitet hatte, seine Premiere in Stendal erlebte, hofft Poels nun auch, dass „The Uncertainty Has Settled“ dort zu sehen sein wird. Kontakt habe er dazu schon einmal aufgenommen, zumal der Film auf deutsch läuft und englischsprachige Passagen untertitelt werden.

Ganz konkrete Pläne für seine Arbeit hat der Niederländer noch nicht. Poels dazu: „Die Themen Energie, Landwirtschaft und Klimawandel bewegen mich. Dazu könnte ich mir eine Fortsetzung vorstellen. Und auch zur Versorgung der Älteren in den Dörfern.“ Gut möglich, dass er dazu auch wieder im Kreis Stendal dreht.