Jubiläum Abgebrannt und vom Schwedenkönig besucht: Bellingen bei Tangerhütte feiert 900. Geburtstag
Bellingen bei Tangerhütte feiert am kommenden Wochenende ein großes Dorffest – anlässlich 900 Jahren Ersterwähnung und 112 Jahren Feuerwehr. In der Ortschronik finden sich noch einige Geschichten aus der Vergangenheit – darunter die vom großen Brand 1843. Damals war fast das ganze Dorf in der Altmark niedergebrannt.

Bellingen - Die schmucken, alten Bauernhöfe im Straßendorf Bellingen erzählen die Ortsgeschichte erst nach dem großen Brand. Der sorgte 1843 dafür, dass faktisch das ganze Dorf verwüstet war. Um so wichtiger ist bis heute eine funktionierende Feuerwehr im Ort und auf die kann sich Bellingen auch bei seinem Dorffest am nächsten Wochenende verlassen.
Geplant ist ein Umzug durchs Dorf mit Feuerwehren und Einwohnern als Auftakt der Festivitäten, er startet am Sonnabend, 25. Juni, um 13 Uhr. Im Anschluss geht es auf der Festwiese am Ortseingang rund. Um 14.15 Uhr starten Feuerwehrwettkämpfe, es gibt Kaffee und Kuchen und auch für Kinderbelustigungen wird gesorgt sein.
Von der Hüpfburg über die Bastelstraße bis zum Kinderschminken ist einiges dabei. Außerdem wird gegrillt und es gibt Musik. Zur Abendveranstaltung wird ab 20 Uhr auf der Festwiese eingeladen. Mit dabei ist Stamm-Veranstalter „DJ X-side“ mit Partymusik, außerdem ein Bierwagen und ein Grillstand. Eintritt ist ab 16 Jahren, am Eingang wird eine Spende von zwei Euro für die Feuerwehr, die ihren 112. Geburtstag feiert, eingesammelt.
Am Mittwoch, 23. Juni, wird es als Vorab-Veranstaltung zum Dorffest schon einen gemütlichen Abend mit Gesang und Lesung in der örtlichen Kirche geben. Beginn ist um 19 Uhr. Die Kirche stammt übrigens aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts und wurde aus Findlingen gebaut. Sehenswert sind besonders die Kanzel von 1722 und der Altar von 1731, die reiche Rokokoschnitzereien aufweisen.
Häuser aus Nahrstedt und Jävenitz neu aufgebaut
In der Dorfchronik, die in den 90er Jahren erstellt worden ist, wird auch davon berichtet, dass nach dem großen Brand der damals fast ausschließlich strohgedeckten Häuser in Bellingen einige Familien (Traebers und Görnemanns/Bohleckes) fertige Bauernhäuser aus anderen Orten der Altmark abbauen und in Bellingen wieder aufstellen ließen.
Das Haus der Bohleckes, das damals aus Nahrstedt kam, steht bis heute, das Traebersche Haus (aus Jävenitz) ist später abgerissen worden.

Zum ersten Mal in historischen Dokumenten erwähnt wird Bellingen 1121 in einer Urkunde des Bischofs Reinhard von Halberstadt. Der Name des Dorfes („Ballinge“ ist wendischen Ursprungs und leitet sich vom Namen „Ballo „Der Kühne“ und der Endung „–inge“ für „Sippe“ oder Siedlung“ ab. Die Urkunde, in der diese Ersterwähnung erfolgt, ist bis heute im Gemeindebüro in Bellingen zu sehen. Rosel Dabitz hatte damals eine Kopie für den Ort angefordert und diese auch ausgestellt.
Noch im 13. Jahrhundert wird mehrfach ein Rittergeschlecht, das sich nach dem Ort benannte, erwähnt. Bellingen ging 1389 an die Familie von Bartensleben und 1763 an die Grafen von der Schulenburg/Wolfsburg über.
Im dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) soll der Schwedenkönig Gustav im Pfarrhaus von Bellingen übernachtet haben und dafür ein kupfernes Waschbecken als Taufbecken hinterlassen haben, das später gestohlen wurde.
Bellingen musste keine Deichbauabgaben zahlen
Und auch von Abgaben für den Bau des Treueldeiches wird in der Bellinger Chronik erzählt. Bellingen selbst war damals vom Hochwasser der Elbe nicht bedroht und musste diese Abgabe nicht leisten.
Zwei Gaststätten, mehrere Schulgebäude und viele Vereine – vom Gesangs- über den Fahrradfahrer- bis zum Ziegenverein gab es im Ort. Immerhin soll es in Bellingen nach dem zweiten Weltkrieg 156 Ziegen gegeben haben, die der Versorgung der Bevölkerung mit Milch und Fleisch dienten.
Bellingen hat seit der politischen Wende auch eine Partnerschaft mit Bellingen/Westerwald und die ist auch zum 900. Geburtstag wieder eingeladen, berichtet Gerd Schliephake. Er war selbst lange Jahre Ortswehrleiter in Bellingen und Ortsbürgermeister bis 2019. Danach übernahm seine Tochter, Jana Meyer, dieses Amt.