Auftieg Arzt aus Stendal bezwingt mit Mont Blanc den höchsten Berg der Alpen
Mit gut 4808 Metern ist der Mont Blanc der höchste Berg der Alpen. Dem Stendaler Arzt Dr. Thomas Soliga gelang vor wenigen Tagen in Frankreich die Besteigung des „Weißen Berges“.

Stendal/Chamonix - Erschöpft, stolz, mit Tränen in den Augen fielen sich Thomas Soliga und Roland Becker am ersten Julitag kurz vor Mittag auf dem Weißen Berg – so die deutsche Übersetzung für Mont Blanc – in die Arme. Für die beiden Mediziner, die eine Freundschaft und die Liebe zu Bergen verbindet, erfüllte sich ein langgehegter Wunsch.
„Schon seit Jahren hatten wir uns den Mont Blanc vorgenommen“, erzählt Soliga, der vor zehn Jahren auf dem legendären Matterhorn (4478 Metern) stand. „Der Mont Blanc ist der höchste Berg der Alpen. Und dazu eine traumhafte Gegend in Schnee und Eis“, sagt er zu seiner Motivation, gerade diesen Gipfel in Angriff zu nehmen.
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Doch vor allem die Witterung war in der Vergangenheit nicht auf der Seite des Stendalers. Sie ließ ausgerechnet während der anvisierten Aufstiegstage speziell im Couloir, einer schluchtartigen Rinne, die Gefahr von Steinschlägen steigen und leistete zudem Spaltenbildungen Vorschub. Die Hütten, in denen Mont-Blanc-Gänger während der Tour übernachten, wurden gesperrt. So mussten Soliga und Becker in den Vorjahren umdisponieren, gingen andere Gipfel an.
Steinschlaggefahr Anfang Juli geringer
Doch aufgeschoben sollte nicht aufgehoben sein. Statt wie sonst im späten Juli oder im August plante das Duo seinen Bergurlaub in diesem Jahr bereits Ende Juni/Anfang Juli. „Da ist es noch kühler am Mont Blanc, liegt noch recht viel Schnee. Das mindert die Steinschlaggefahr“, begründet Soliga. Zudem konnten sich die beiden über den Bergführerverein Chamonix die begehrten und raren Übernachtungsplätze in den Berghütten sichern.

Das Abenteuer Mont Blanc begann für sie am 30. Juni. Erste Station nach der Fahrt mit einer Zahnradbahn und einem Aufstieg von 800 Höhenmetern war die Herberge Tete Rousse auf 3167 Meter. Dort trafen Soliga und sein Freund auf Gleichgesinnte aus halb Europa, aber auch auf Bergsteiger unter anderem aus den USA und Japan.
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Am Morgen des nächsten Tages begann der Gipfelsturm gegen 4.30 Uhr gemeinsam mit Bergführer Jonathan Remon. Mit Steigeisen unter den Füßen, Pickel und gesichert am Seil. Bei guten äußeren Bedingungen, wie Soliga einschätzt. Reichlich Neuschnee forderte konditionell zwar einiges ab, aber es blies nur ein leichter Wind und die Temperatur lag bei minus 5 Grad Celsius. Zu kämpfen hatte Soliga vornehmlich mit der „dünnen Luft“. „Ich war schon mehrfach auf Höhen über 4000 Meter unterwegs, aber eben noch nie so hoch wie am Mont Blanc. Sauerstoffmangel hat uns immer wieder gezwungen, Pausen zum Durchschnaufen einzulegen und uns an Steilpassagen auf allen vieren fortzubewegen“, berichtet der Stendaler, der zugibt: „Angekommen auf dem Gipfel war ich kaputt.“
Gipfel nach sieben Stunden erreicht
Den erreichte die Seilschaft mit Becker, Soliga und Remon nach siebenstündigem Aufstieg gegen 12 Uhr. Nach Umarmungen, Glücksgefühlen und gegenseitigen Gratulationen verlief der Aufenthalt auf dem etwa 20 mal 20 Meter großen Gipfelplateau dann eher unspektakulär. Nach einem Trunk zur Stärkung und einigen Fotos – Nebel schränkte die Sicht ein – machten sich Soliga und Co. schon zehn Minuten später wieder auf den Rückweg. Auf dem wurden sie von Niesel-, mitunter auch Eisregen begleitet.
Nach dem Abstieg zur Gouter-Hütte stießen die beiden Deutschen und ihr Bergführer mit einem Glas Bier auf den Gipfelerfolg an. „Das hat für mich schon fast genügt, um dune zu werden. Ich bin abends gegen Acht ins Bett gegangen und habe noch nie so gut auf einer Hütte geschlafen wie diesmal“, so Soliga. Schmunzelnd fügt er an, dass eine Gruppe von französischen Bergsteigern – so wie es ein Klischee erwarten lässt – Champagnerkorken knallen ließ.
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Zurück in Stendal und mit einigen Tagen Abstand zur Tour auf den höchsten Berg der Alpen, antwortet Soliga auf die Frage, ob er Angst empfunden habe: „Nein. Aber, ja, ich war angespannt und habe davor wenig geschlafen. Als ich den Gipfel erreichte, war ich glücklich und hatte auch ein Gefühl der Erleichterung.“ Und wohl auch des Stolzes. Immerhin, so schätzt er ein, waren sein Freund und er die mit Abstand Ältesten, die am 1. Juli den Mont Blanc bezwangen – Becker zählt 60 Lenze, Soliga feiert in diesem Monat seinen 62. Geburtstag.
Den Bergen will er treu bleiben, zumal Ehefrau Regine seine Wanderleidenschaft teilt. Und außerdem sieht sich der Allgemeinmediziner „irgendwie als Abenteuertyp“, begründet: „Ich verlasse gern mal die Komfortzone und strenge mich körperlich an.“ So wie am höchsten Alpengipfel.