Kreis-Jugendfeuerwehrwart Klaus Hörnke spart nicht mit Kritik: Zu geringe Beteiligung an Wettbewerben Auf einer Rundreise soll Tacheles geredet werden
Wie es um die Jugendfeuerwehren im Kreis Stendal bestellt ist, wurde auf der Delegiertenkonferenz am Sonnabend deutlich. Zugespitzt formuliert: Es mangelt an Disziplin und Interesse.
Stendal l Klaus Hörnke ist nicht zufrieden. Und das zeigte der Kreisjugendwart am Sonnabend auf der Delegiertenkonferenz auch unumwunden. "Ich finde es traurig, dass auch in diesem Jahr keine genaue Mitgliederzahl zu ermitteln ist", sagte er in seinem Jahresbericht vor rund 50 Teilnehmern. "Einige Jugendwehren sind offenbar der Meinung, trotz mehrfacher Nachfrage keinen Jahresbericht abgeben zu müssen."
Außerdem wurmt ihn, dass die Beteiligung an Wettbewerben oft zu wünschen übrig lässt oder zu nachlässig angegangen wird. "Die Jugendwarte sind hier in der Pflicht, sie sind Vorbild. Wenn das nicht läuft, sind die Kinder bestraft, die gern mitmachen wollen", sagte er der Volksstimme. Woran die Säumigkeit liege? "Einfach Vergesslichkeit, und sie sind sich ihrer Verantwortung oft nicht bewusst", mutmaßt Hörnke, der seit fünf Jahren Kreisjugendfeuerwehrwart ist. Er mahnte: "In Sachsen-Anhalt werden Jugendfeuerwehren zugemacht, das muss man sich immer wieder vor Augen halten."
Dennoch: Hörnke bleibt zuversichtlich und spornte die Delegierten an: "Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass ich bei der Stadtrallye am 22. September hier auf dem Stendaler Feuerwehrgelände 500 Teilnehmer begrüßen kann!" Zur Verstärkung soll übrigens die Feuerwehrjugend aus der Partnerstadt Lemgo eingeladen werden.
Hoch motiviert ist der Kreisjugendwart auch, was den wichtigsten Wettbewerb der Jugendwehren betrifft: die Leistungsspange. "Voriges und dieses Jahr gab und gibt es keine Beteiligung aus unserem Landkreis, das ist traurig." 2013 aber soll dieser landesweite Vergleich, wenn es nach Hörnke geht, in Stendal stattfinden. Wie erstrebenswert die Teilnahme an diesem Ausscheid - einer Mischung aus Sportwettkampf und Wissenstest - ist, bestätigte Jessica Ahrens. Die 23-jährige Lückstedterin hat die silberne Brosche vor sieben Jahren mit ihrer Mannschaft ergattert. "Die trägt man mit Stolz, die kriegt man nicht einfach so", sagte sie.
Einfach sei beileibe auch längst nicht das, was die Jugendwehren leisteten, sagte anerkennend Kreisbrandmeister Dieter Bolle. "Ihr habt eine riesengroße Verantwortung gegenüber den Kindern, aber auch den Eltern. Und wir bauen auf euch und die Jugendarbeit. Ihr seid auch gefragt, den Kontakt zu den Ortswehren zu halten, um im Austausch zu bleiben und über Aktivitäten zu informieren." Bolle regte deshalb an, dass Jugendwehrleiter die rechte Hand der Ortswehrleiter sein sollten und darum auch in den Vorstand gehörten.
Für Dieter Bolle war es die letzte Teilnahme an der Jugendwehr-Delegiertenkonferenz. "Ende Juni beende ich mein Amt als Kreisbrandmeister, aber meine Uniform hänge ich deshalb noch nicht an den Nagel", sagte der Fast-Rentner lachend. Mit seinem Abschiedsgeschenk von den Jugendwehren - einem hölzernen Feuerwehrmann - will er gleich im eigenen Kreise Mitgliederwerbung betreiben: "Bei meinem zweijährigen Enkel steht noch aus, ob er Fußballer oder Feuerwehrmann werden soll. Ich arbeite natürlich dran, dass er in die Fußstapfen seines Opas tritt."
Trotz dieser heiteren Augenblicke - ein nachdenklich stimmender Unterton blieb zum Ende der Versammlung. Wenngleich auf der Konferenz kritische Worte fielen, Kreisjugendwart Klaus Hörnke genügt das nicht. Er will Tacheles reden. "Ich weiß, dass im Vier-Augen-Gespräch offener geredet wird als in einer Versammlung", sagte er und kündigte an: "Darum werde ich ab April eine Rundreise zu den Jugendfeuerwehren des Landkreises machen. Dann will ich zu allen Themen ehrliche Meinungen hören."
Nächstes Großereignis der Jugendfeuerwehren ist der Orientierungsmarsch am 14. April in Lüderitz.