Alltagsmasken Auf Suche nach Mundschutz in Stendal
Mehr als 40.000 Menschen müssten alleine in Stendal mit den Alltagsmasken ausgestattet werden. Doch wo gibt es welche zu kaufen?
Stendal l „Ich brauche eine Maske“ – ein Gedanke, der nicht nur mich, sondern viele Menschen derzeit auf die Straßen treibt. Es ist Montag, 20. April. Die Maskenpflicht in Sachsen-Anhalt wird am Dienstag beschlossen. Das weiß ich allerdings noch nicht, bin aber trotzdem schon auf der Suche, um in Stendal einen passenden Mundschutz zu finden. Zwei Tage später wird es nicht mehr so einfach sein.
Bei Annette Lange in der Altmark-Apotheke kann ich mir einen Mundschutz bestellen. Rund zwei Tage dauert es. Die Warteliste ist lang. Die Apotheke lässt sich von örtlichen Schneidereien mit Masken versorgen. Beim Großhandel wurde Mundschutz bestellt, aber einen Liefertermin gebe es noch nicht.
Meine Maske habe ich sicher, aber es muss doch noch weitere Verkaufsstellen in Stendal geben! Ich hänge mich ans Telefon. Die größeren Kaufhäuser haben keine im Sortiment. Ein Kaufland-Mitarbeiter sagt mir, dass sie in der vorherigen Woche Masken im Angebot hatten. Diese seien aber schon längst ausverkauft. Bei den Baumärkten in Stendal sieht es ähnlich mager aus.
Es ist Mittwoch. Morgen tritt die Maskenpflicht in Kraft. Vor der Löwen-Apotheke am Marktplatz bildet sich eine Warteschlange. Ich frage eine Passantin: „Wollen Sie eine Maske bestellen?“ „Ich möchte eine kaufen“, erwidert mir die ältere Dame.
„Das, was fertig ist, kriegen wir rein“, sagt mir die Apothekerin drinnen. Sie lassen sich Alltagsmasken schneidern. Elf Euro kostet eine Maske, die es in verschiedenen Farben und Mustern gibt.
In der Roland-City-Apotheke erklärt mir Filialleiterin Ulrike Arnold, dass sie keinen selbstgemachten Mundschutz anbieten. Am Mittwochmittag haben sie noch rund 80 FFP2-Masken (9,98 Euro pro Stück) auf Lager. Diese besitzen einen Filter im Gegensatz zum normalen Mundschutz (siehe Infokasten). Nachschub gebe es davon vorerst keinen. Stattdessen verkaufe sie noch OP-Masken (1,50 Euro), die üblicherweise für den einmaligen Gebrauch gedacht sind, aber im Alltag mehrfach verwendet werden können. Das erklärt die Apothekerin auch ihren Kunden. Rund 10.000 Stück hat die Apotheke davon nachbestellt.
Meine Suche führt mich zu „Maschen machen Mode“. Es ist ein Fachgeschäft, das alles rund ums Nähen verkauft. Mehrere Menschen stehen auch hier vor dem Geschäft in einer Schlange auf dem Gehweg. Der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern halten alle ein.
Inhaberin Yelena Tschammer steht an einem Tisch im Eingangsbereich. Nach jedem Kunden desinfiziert sie ihre Arbeitsfläche vor sich und trägt dabei Mundschutz und Handschuhe. „Wir nähen nur zurzeit“, sagt die 51-Jährige. Rund 150 Bestellungen haben sie und ihre einzige Kollegin Ines Harzer täglich. Zusätzlich nähen sie noch 100 Masken extra pro Tag für den normalen Verkauf. Um 10 Uhr öffnet das Geschäft. Wer dann vor der Tür stehe, bekomme eine Maske, sagt Yelena Tschammer. Ab 10.30 Uhr waren heute und die Tage zuvor alle Masken ausverkauft.
Die Schneiderin verkauft ihre Masken für fünf Euro das Stück. Sie hat kalkuliert, dass sie ab sieben Euro Gewinn machen würde. Doch das soll nicht der Grund sein, warum sie und ihre Kollegin täglich bis Mitternacht nähen und um 6 Uhr wieder damit anfangen. „Es ist notwendig“, sagt sie.
Yelena Tschammer versuche Bestellungen bis zum nächsten Tag zu schaffen. Aber auch sie sagt: „Wir möchten uns nicht kaputtmachen.“ Während sie das erklärt, bügelt Ines Harzer daneben Falten in mehrere Alltagsmasken.
„Wir arbeiten wie in der Industrie“, sagt Yelena Tschammer. Es werden immer mehrere Masken in sechs Arbeitsschritten produziert. Als Erstes werden Stoffe auf Größe zurechtgeschnitten. „Dann starten wir das Nähen“, sagt die 51-Jährige. Es folgt das Bügeln und das Abketten der Seiten. Im fünften und sechsten Schritt wird der Rand gebügelt und abschließend das Gummiband mit der Nähmaschine befestigt.
Ab Montag gebe es in dem Fachgeschäft vorerst nur noch Masken auf Bestellung. Yelena Tschammer habe nämlich noch Großbestellungen auf ihrer Liste. Unter anderem 200 Masken für Berlin.
Es ist Zeit, meine Maske abzuholen. Auf dem Weg durch die Breite Straße halte ich Ausschau nach weiteren Verkäufern von Alltagsmasken. Zu meiner Überraschung finde ich ein Schild, das mir sagt, hier werden Masken verkauft.
Ich betrete die Buchhandlung Genz. Birgit Klitsch steht an der Kasse. „Wir hatten Glück, dass unser Großhändler die anbietet“, sagt die Buchhändlerin und deutet auf eine Kiste mit OP-Masken. Rund 100 Stück wurden testweise eingekauft. Es wird lediglich der Einkaufspreis von 1,90 Euro verlangt. „Wir wollen daran nichts verdienen“, sagt sie.
In der Altmark-Apotheke angekommen, erhalte ich meinen Mundschutz für 5,95 Euro. Vorerst können hier keine weiteren Masken bestellt werden, sagt Diana Muleit. 300 Bestellungen stünden noch offen. Wegen Wucherpreisen sei es für sie und ihre Kollegen schwierig, weitere Masken zu besorgen. „Für acht bis neun Euro wollen wir sie auch nicht verkaufen“, sagt die Apothekerin.
Auch in anderen Orten der Altmark wird der Vorrat an Mundschutz sichergestellt. In den Apowida-Apotheken in Seehausen und Osterburg wurden rund 2000 FFP2-Masken am Mittwochnachmittag angeliefert, wovon 600 bereits reserviert waren. Inhaberin Ute Romahn sagt: „Ich denke, dass ich reichlich habe.“
Im Elbe-Havel-Land gibt es mehrere Initiativen, unter anderem von Christina Friedl und der Havel-Apotheke. Inzwischen entstanden dort rund 1000 Masken zum Selbstkostenpreis von 5,95 das Stück. Näherinnen und Näher von Tangerhütte bis Groß Prankow sind im Einsatz.
Wer noch keinen Mundschutz gefunden hat, braucht sich nicht zu sorgen. Schals oder Tücher reichen für den Einkauf aus. Ansonsten gilt, wer in Stendal und dem Rest der Altmark sucht, der wird auch Masken finden.
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