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Bäckerei "Tempo Eck" wird wiederbelebt

Nachdem das Grundstück jahreland brach lag, entsteht auf dem Gelände des "Tempo Ecks" in Stendal ein neues Café.

Von Antonius Wollmann 24.07.2019, 01:01

Stendal l Ein bisschen zugewachsen ist das Gelände bereits, die Botschaft der Schilder kann man trotzdem noch lesen. Sie verkünden, dass es bald Kaffee und Kuchen geben soll an der Ecke Goethestraße/Beethovenstraße in der Stendaler Bahnhofsvorstadt. Nämlich dort, wo einst das „Tempo Eck“ stand. Jener kleine Supermarkt, der am 21. September 1963 als „Stendals modernster Selbstbedienungsladen“ eröffnet wurde.

Das Geschäft ist längst Geschichte. Nachdem es jahrelang leer stand und sich kein Investor fand, entschloss sich schließlich Bäckermeister Marco Wetzel vor acht Jahren, die Immobilie zu kaufen. Das alte Kaufhallengebäude ließ er abreißen. Stattdessen plante er, an gleicher Stelle ein Café zu eröffnen. Genauso wie die beiden Schilder künden. Dann strichen die Jahre ins Land, auf dem Areal tat sich dennoch nichts. Das ändert sich in Kürze.

Nachdem die Pläne lange auf Eis lagen, hat der Chef des Stendaler Traditionsbetriebs sie wieder aus der Schublade geholt. Es wäre die sechste Filiale in Stendal. „Die Gespräche mit den Architekten laufen. Bald werden wir uns mit dem Bauamt ins Benehmen setzen, um den Bauantrag zu stellen“, sagt Marco Wetzel. Nickt die Behörde das Vorhaben ab, könnten bereits im Februar des nächsten Jahres die Bauarbeiter anrücken. Im Sommer würde der Neubau stehen. Eine weitere Voraussetzung: Die Umsätze des Unternehmens müssen natürlich stabil bleiben. Die Geschichte des Ortes soll dann nicht in Vergessenheit geraten. Im Namen des Standortes wird ihr Rechnung getragen. „Wetzels Tempo Eck“ wird der Laden heißen.

Die Verzögerung bei der Realisierung lag an den vielen anderen Projekten, die er im Laufe der Zeit angeschoben hatte. Die Niederlassung am Stadtsee zählt Marco Wetzel in diesem Zusammenhang auf, außerdem den Umzug der Backstube in den Stadtteil Süd. Das Café an der Bismarckstraße kam ebenfalls in den Genuss einer Modernisierung. „Andere Projekte waren schlicht wichtiger. Und zwischendurch brauchten wir auch mal Zeit, um ein bisschen durchzuatmen. Es kann ja nicht immer nur vorwärts gehen“, nennt er die Gründe für die Verzögerung.

Bei der Besichtigung des gut 200 Quadratmeter großen Areals gegenüber der Ganztagsgrundschule erklärt der Unternehmer detailliert, wie die neue Filiale aussehen wird, wenn das Bauamt sein Okay gibt: „Es entsteht ein dreistöckiges Haus. Im Erdgeschoss wird sich das Café befinden. In die oberen Etagen kommen fünf Wohnungen. Drei werden um die 60 Quadratmeter groß sein, die anderen beiden um die 120.“ Im Loft-Stil sollen die beiden größeren gehalten sein. Auf Barrierefreiheit wird selbstredend geachtet.

50 bis 70 Sitzplätze möchte Marco Wetzel den Gästen anbieten: Nicht nur im Haus, sondern auch im Freien. Die kleine Terrasse wird sich auf der Schulseite befinden. Hinter dem Neubau in Richtung Beethovenstraße werden Parkplätze errichtet. Von einem einst angedachten Drive-In-Schalter sieht der Bäcker jedoch ab. Dafür sei schlicht nicht genug Platz übrig.

In seinem neuen Standort sieht der 44-Jährige trotz der unmittelbaren Konkurrenz durch die Filiale einer Bäckerei-Kette im Bahnhof viel Potenzial. „Für die Ecke spricht, dass zwei Schulen in direkter Nähe sind, außerdem ein Seniorenheim. Und die Bahnhofsvorstadt ist dicht besiedelt“, zählt er die Vorteile des Viertels auf. Ähnlich wie an der Stadtseeallee solle das Café zu einem Treffpunkt für die Anwohner werden, „um zu schnacken und sich auszutauschen“, wie es Marco Wetzel formuliert.

Dabei setzt er auf das gewohnte Angebot. Das bedeutet: Kaffee wird es in verschiedenen Variationen geben, Kuchen, Brot und Brötchen natürlich, dazu einen Eis-Verkauf. Experimente geht er lieber nicht ein: „Kochen wollen wir nicht. Das würde sich wahrscheinlich nicht lohnen.“ Um sein Vorhaben umzusetzen und die neue Filiale profitabel zu betreiben, möchte Marco Wetzel seine Belegschaft vergrößern. Mit zehn bis zwölf Neueinstellungen rechnet er momentan.

So er denn genügend Personal findet. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt bereitet ihm Kopfschmerzen. Der Fachkräftemangel schlägt im Bäckerhandwerk voll durch.