Landesprojekt Bauhaus soll Touristen anlocken
Das Bauhaus in Stendal stand im Mittelpunkt des Auftakts der Sommertour der Landtagsabgeordneten Dorothea Frederking.
Stendal l 2019 feiert das Bauhaus 100-jähriges Jubiläum. Im Vorfeld hat das Land ein neues touristisches Netzwerk geschaffen, „Das Bauhaus Dessau und die Orte der Moderne in Sachsen-Anhalt“. Zum Auftakt ihrer Sommertour besuchte die Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking (Bündnis 90/Die Grünen) am Montag die Sekundarschule Comenius, die zu den 39 Orten zählt, die der Arbeitskreis Architekturvermittlung des Landes ausgewählt hat. Nächste Station des Stendalbesuchs war das ebenfalls im Bauhausstil errichtete Kaufhaus Ramelow. Es gehört zwar nicht zum landesweiten Netzwerk, aber die Landtagsabgeordnete will noch versuchen, zwischen Land und Unternehmen zu vermitteln.
Letzte Station der Tour war schließlich die Firma L&C Stendal, die zwar nicht in einem Gebäude im Bauhausstil untergebracht, deren Geschichte aber eng mit dem Bauhaus verknüpft ist, wie Vertriebsleiterin Marita Schulze ausführte. „Zwischen 1925 und 1935 sind hier viele Möbel im Bauhausstil entstanden“, sagte sie. Für die Designer sei Stahlrohr ein interessantes neues Material gewesen, die Firma Arnold hatte schon Erfahrung mit Eisenmöbeln gehabt.
1935 hörte die Bauhausproduktion auf, vier Jahre später wurde nur noch für den Krieg produziert. Nach dessen Ende wurde die Firma demontiert als Reparationsleistung für die Sowjetunion. „Hier blieben nur leere Werkhallen zurück“, schilderte Schulze.
Erst Ende der 50er Jahre siedelten sich wieder Firmen an, produziert wurden allerdings zunächst Badeöfen und Kochöfen. Möbel wurden auf dem Areal erst wieder ab 1960 hergestellt. Der Firma hieß zu jener Zeit Stima, Stahl- und Industriemöbelwerke Altmark, und war ein volkseigener Betrieb. 850 Beschäftigte standen bis 1990 bei der Stima in Lohn und Brot. Dann war es die Zeit für einen Neuanfang. 1992 tauchten alte Werkstattzeichnungen auf, zwei Jahre später wurde die Kollektion Arnold Bauhaus produziert. „Das war für uns der Türöffner zu den großen Händlern“, sagte Schulze.
Der Name Arnold sei noch ein Begriff gewesen, die Stima, obwohl sie für den westdeutschen Markt, Frankreich und auch für Ikea produziert hatte, habe keiner gekannt. Die Möbel im Bauhausstil wurden zu einer Erfolgsgeschichte. Nicht alles war mehr so wie in den 20er Jahren, die Polster wurden nun nicht mehr mit Seegras, sondern mit Formschaum gefüllt, aber die optische Ästhetik war die selbe.
Noch heute machen Bauhausmöbel 15 Prozent der Produktion aus, zehn verschiedene Modelle sind es. Die Zielgruppe sieht Marita Schulze allerdings auch sehr begrenzt. „Es sind ungefähr 25 Prozent der Bevölkerung, die Interesse an Stahlrohrmöbeln haben“, schätzte sie.
Frederking gehört zu diesem Viertel. „So einen Stuhl hatte ich in den 70er Jahren“, sagte sie beim Anblick eines Modells. Ganz und gar nicht unmöglich, dass auch dieser Stuhl aus Stendal kam, selbst wenn er in einem nordrhein-westfälischen Haushalt stand. Frederking freute sich über die kleine Zeitreise, zeigte sich auch von der Vielfalt der Möbel beeindruckt. Seit zehn Jahren wurden von L&C zwar keine neuen Bauhausdesigns entwickelt, neue Modelle gibt es aber spätestens alle zwei Jahre. „Wir können doch nicht stehenbleiben“, betonte die Vertriebsleiterin.
850 Beschäftigte arbeiten schon lange nicht mehr in der Firma. Mittlerweile sind es 35. Allerdings hat L&C Bedarf. „Wir suchen dringend Lehrlinge und Fachkräfte“, sagte sie. Jüngst habe ein Auszubildender in seinem letzten Lehrjahr abgebrochen. Die Tätigkeit sei durchaus auch nicht leicht. „Hier müssen sich Intelligenz und der Wille zum Arbeiten verbinden, das hat man nicht so oft“, fasste Marita Schulze zusammen.