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Befragung Kinderbeauftragter in Uniform?

Stendal sucht einen Kinderbeauftragter.Worum muss er sich vor allem kümmern? Dieser Frage gingen Studenten nach.

Von Volker Langner 10.02.2018, 00:01

Stendal l Den Beauftragten für Kinder und Jugendliche gibt es nicht. Das machten Studenten der Hochschule in Stendal deutlich, die Mädchen und Jungen sowie Jugendliche in der Hansestadt über ihre Erwartungen an eine Kinderinteressenvertretung befragten. Sie wünschten sich unter anderem einen Ansprechpartner mit Verständnis und Humor, jemanden, der sie respektiert und offen auf sie zugeht - eben ein Sprachrohr für Kinder und auch für Jugendliche.
Hintergrund der Befragung ist ein Beschluss des Stendaler Stadtrates. Der sieht die Einrichtung einer Kinderinteressenvertretung vor. Sie soll in der Kommune als Vermittler zwischen Kindern und Jugendlichen auf der einen Seite sowie Politik, Verwaltung, Eltern und Fachkräften auf der anderen fungieren und die Jugend unterstützen, ihre Interessen und Rechte selbst zu vertreten.
Welche Erwartungen haben die Kinder und Jugendlichen an eine Kinderinteressenvertretung? Dieser und weiteren Fragen gingen 14 Studenten des fünften Semesters des Studiengangs Angewandte Kindheitswissenschaften im Rahmen des Seminars "Kindheitsforschung" nach. Ihre jungen Gesprächspartner fanden sie unter anderem in den Stendaler Grundschulen Nord und "Juri Gagarin", an der Kinder-Uni, im Skater-Park oder einfach auf der Straße.
"Es ging darum, die Sicht der Kinder und Jugendlichen zu ergründen. Ansonsten besteht die Gefahr, an den Kinderinteressen vorbei zu handeln", schätzt Benjamin Ollendorf vom Verein "Kinderstärken" ein. Der Verein wurde von der Stadt beauftragt, Aufgaben, Kompetenzen und Methoden einer Kinderinteressenvertretung zu ermitteln, und arbeitet dabei eng mit der Hochschule zusammen.
Die Studenten setzten bei ihren Befragungen auf unterschiedliche Mittel: Interviews, Gruppendiskussionen, sogar Comics gestalteten sie mit den Kindern. Zeichnerisch stellten Kinder auch dar, wie sie sich eine Kinderbeauftragte und die Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche vorstellen. Da wurde eine Sonne aufs Haus gemalt und die Beauftragte mit einer speziellen Uniform versehen, berichten die Studentinnen Luise Taulien und Anika Neeseker.
Auf die Frage, welche Kinderrechte in den Blick genommen werden sollten, nannten Sekundarschüler unter anderem Gewaltfreiheit, Recht auf Schutz, Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen.
Die Befragung geht weiter. Madeleine Jung und Janine Rösicke von "Kinderstärken" werden unter anderem mit Kindern mit Behinderung und mit Fachkräften, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, sprechen.
Schon jetzt stellt Jung fest, es sei einzigartig, dass eine Stadt zwölf Monate gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen die Qualifikationsfaktoren für eine Anlaufstelle entwickelt. Es zeige die Bereitschaft "zu einer nachhaltigen Lösung, junge Menschen innerhalb unserer Stadt zu hören und zu beteiligen".
Letztlich will "Kinderstärken" bis Ende August ein Anforderungsprofil einer Kinderinteressenvertretung für Stendal entwickeln. Mit Hilfe der Studenten. Professorin Bea­trice Hungerland begrüßt die Zusammenarbeit aus Hochschulsicht. "Methoden der Kindheitsforschung, die wir vermitteln, konnten die Studierenden anwenden", sagt sie und fügt an, die Arbeit an einem laufenden Projekt sei motivierend, würden die Studierenden doch "etwas Echtes beforschen".