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Neue Serie "Stendaler in aller Welt" / Uwe Neu ging mit Anfang 20 nach Berlin - er arbeitet als Grafiker und Galerist "Berlin ist mein Zuhause, Stendal meine Heimat"

Von Nora Knappe 17.10.2013, 03:08

In Stendal geboren und aufgewachsen und dann in die weite Welt hinaus gezogen. Wer seine Heimat verlässt, will nicht um jeden Preis weg - aber es zieht ihn woanders hin. In unserer neuen Serie "Stendaler in aller Welt" stellen wir solche Menschen vor. Heute: Uwe Neu (33), Berlin.

Stendal l Mit Besuchen bei der Verwandtschaft fing es an. Mit zwölf Jahren war Uwe Neu dann zum ersten Mal allein in Berlin. Und nun lebt er seit zwölf Jahren in dieser Stadt. "Dieser Schritt, hierher zu ziehen, war irgendwann klar, aber es stand nie fest, dass ich so lange bleiben würde", erzählt der 33-Jährige.

Uwe Neu - der Name steht neben dem von Oliver Thoben auf dem Cover des schweren Bildbands "Berlin What? - 102 contemporary artists". In diesem Buch sind 102 deutsche und internationale zeitgenössische Künstler, aufstrebende junge ebenso wie schon etablierte, mit über 500 Werken versammelt - sie alle eint eines: Berlin ist ihr Lebensmittelpunkt und ihre kreative Inspiration. Und Uwe Neu hat den Band mit seinem Kompagnon zusammengestellt, hat aus rund 3000 Arbeiten der Bereiche Urban Art, Illustration, Fotografie, Design, Malerei und Collage die jetzt veröffentlichten ausgewählt.

Mit Berliner Künstlern geht\'s auf Tournee

Nach drei Jahren als Galerist, in denen Neu an die 100 Ausstellungen in seiner Galerie "Neonchocolate" in Berlin-Prenzlauer Berg organisiert hat, geht er nun mit vielen dieser Künstler und Werke auf Tournee. "Wir wollen die jungen Künstler einer großen Öffentlichkeit bekannt machen."

In die Welt hinausziehen, Menschen treffen, sich selbst unters Volk mischen - das hat auch er gewagt. Aufgewachsen ist Uwe Neu in Stendal, durch "seine" Straße, die Johannisstraße, geht er immer noch gern, wenn er mal in Stendal ist. Nach seiner Lehre in einem Stendaler Autohaus zog es ihn mit 21 nach Berlin: "Einfach weil man dort mehr Möglichkeiten hat." Und weil er feststellte: "Die hierarchischen Strukturen einer Firma sind nichts für mich." Außerdem habe sich die kreative Szene in Stendal "immer mehr verloren, erst gab es noch die Skaterszene und den ¿Club Stima\', wo ich als DJ aufgelegt habe. Aber irgendwann passierte nichts Alternatives mehr."

In Berlin machte er eine Ausbildung zum Grafiker und Mediengestalter, arbeitete eine Zeitlang als selbständiger Grafiker für eine Musikfirma, 2010 gründete er dann mit Oliver Thoben die Galerie "Neonchocolate".

"Er hat seinen Weg gemacht", wäre so ein typischer Satz für Uwe Neu, der sogar sein an der Comenius-Schule abgebrochenes Abitur später nachgeholt hat. Nach Stendal kommt er trotz aller Weltoffenheit immer wieder gern, schließlich leben ja auch seine Eltern hier und Verwandtschaft. Und gerade zu Weihnachten kommen auch viele seiner alten Freunde zurück in die Heimatstadt. "Ein bisschen Nostalgie ist da immer dabei, schließlich kehrt man zu seinen Wurzeln zurück, aber auch die Empfindung von ¿typisch Kleinstadt\'", sagt Neu ohne jeden Anflug von Abgehobenheit. "Ich finde Stendal charmant, aber ich finde auch Berlin schön. Berlin ist mein Zuhause geworden, aber Stendal ist nach wie vor Heimat."

Mehr zum Buch von Uwe Neu: www.berlinwhat.com