Eberhard Simon wurde vor 50 Jahren als Pfarrer eingeführt / Jubiläum im Stendaler Domstift "Bettelbruder" feiert halbes Jahrhundert
Vor 50 Jahren wurde Eberhard Simon als Pfarrer eingeführt, 15 Jahre agierte er als Dompfarrer in Stendal, dort feierte er nun gestern sein Ordinationsjubiläum und erhielt noch einmal den kirchlichen Segen.
Stendal l Nach dem Gottesdienst im Kapitelsaal des Stendaler Domstiftes, in dem Eberhard Simon die Predigt gehalten und zum 50-jährigen Jubiläum seiner Ordination - Einführung in das Amt als Pfarrer - geehrt worden war, scharrten sich zahlreiche Konfirmandenschüler um den 76-Jährigen. Ihr Begehren: ein "Autogramm". Die jungen Christen weisen nämlich mit der Unterschrift des Predigers ihre Teilnahme an den Gottesdiensten nach.
So auch Franka Muleit. Ihr Vater, Marco Paskamp, war dabei nicht nur Augenzeuge, sondern kramte mit Eberhard Simon in Erinnerungen. Er erhielt nämlich vor Jahren vom Pfarrer seine Konfirmation in Stendal. "Es war eine schöne Zeit mit Pfarrer Simon. Er hat eine offene Art. Die kam auch heute bei seiner Predigt rüber", erzählte Marco Paskamp.
"Ich hatte hier viele herzliche Kontakte."
Eberhard Simon
Eberhard Simon, der erst Physik studierte, dann aber ins theologische Fach wechselte, 1961 in Arendsee eine Stelle als Vikar antrat und 1963 in Fleetmark seine Ordination erhielt, war von 1981 bis 1996 als Stendaler Dompfarrer tätig. "Ich denke gern zurück an jene Zeit in Stendal", versicherte er gestern im Gottesdienst. Auf Volksstimme-Nachfrage begründete er: "Stendal war einfach eine gute Gemeinde. Ich hatte hier viele herzliche Kontakte."
Das darf man dem Gottesmann, der inzwischen im Ruhestand ist und im niedersächsischen Dannenberg lebt, durchaus abnehmen. Herzlich war nämlich sein Empfang in Stendal, herzlich die Gespräche, von Herzen kamen kleine Geschenke. Helga Prange aus Stendal überraschte den gebürtigen Quedlinburger mit einer Schwarz-Weiß-Fotografie, die noch älter ist als seine Amtseinführung. Sie zeigt eine Hochzeitsgesellschaft. Gemeinsam erinnerten sich beide an die erste Trauung, die Eberhard Simon vornahm. Das war 1961 in Kläden bei Arendsee, als Helga Pranges Cousine den Bund fürs Leben schloss.
"Es war eine Zeit des Bauens."
Eberhard Simon
Auch der Stendaler Dom rief beim Pfarrer im Ruhestand Erinnerungen hervor. "Es war eine Zeit des Bauens", sagte er. Und er verwies auf die Sanierung der Domtürme zu Beginn der 90er Jahre. "Rund eine Millionen Mark haben wir dafür gebraucht. Da war ich regelrecht als Bettelbruder unterwegs", merkte er schmunzelnd an und schob hinterher: "Mit Erfolg". Vor allem über die Deutsche Stiftung Denkmalpflege seien in jener Zeit Gelder geflossen.
Für Eberhard Simon war es damals wie heute wichtig, optimistisch und auf Gott vertrauend in die Zukunft zu blicken. Das machte er gestern auch in seiner Predigt deutlich. "Nagelt Euch nicht in einer wirtschaftlich vernagelten Situation fest", bat er die Gemeinde. Er rief stattdessen zu Mut zum Leben, zu Vertrauen und zu Verantwortung auf. Ein großes Dankeschön sprach der Vater von vier Söhnen - einer wandelt als Pfarrer in seinen Spuren, drei sind Musiker - seiner Ehefrau Walburg aus. Sie sei ihm in den Jahren als Pfarrer ein "lebendiger Kalender" gewesen, habe ihn bei seiner Arbeit unterstützt. Die Würdigung von Eberhard Simon nahm Dr. Gabriele Kölling vor. Die persönliche Referentin von Propst Christoph Hackbeil - er nahm am Sonntag die Verabschiedung eines Propstes in Gotha vor - übergab ihm die Urkunde der Landeskirche und sprach den Segen für ihn aus.