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Bildung Landkreis Stendal: Das wird aus den Schulen

Elternrat unterstützt Protest gegen Pläne des Landes Sachsen-Anhalt.

Von Donald Lyko 29.05.2020, 14:55

Stendal lIm Landkreis Stendal sind schon etliche Schulen geschlossen - nun stellt sich die Frage: Geht die Schließungswelle weiter? Sollten die Zahlen so kommen wie im Entwurf des Schulentwicklungsplanes für Sachsen-Anhalt genannt, steht die Existenz weiterer Standorte in der Ostaltmark auf dem Spiel. Das wollen die Mitglieder des Kreistages so nicht hinnehmen. Zusammen mit Verwaltung, Kreiselternrat und anderen sollen – zum wiederholten Male – Forderungen gegenüber dem Land aufgemacht werden. Die zum Beispiel, dass ein dünn besiedelter Flächenkreis wie der Landkreis Stendal anders betrachtet werden muss als Ballungszentren.

„Ich bin entsetzt, dass das Land das nicht versteht“, sagte die Schulausschuss-Vorsitzende Edith Braun (Pro Altmark). Seit 30 Jahren ist sie Mitglied im Kreistag, „und so lange gibt es unsere Forderung nach getrennter Betrachtung“. Widerwillig habe man Schulen schließen müssen, nur weil das Land nicht ausreichend Lehrer ausbilde und finanziere, so Braun: „Bildung an Zahlen festzumachen, ist zutiefst unsozial.“ Für sie ist ein Umdenken auch notwendig, „weil wir Wachstum haben werden, denn der ländliche Raum wird in Corona-Zeiten wieder interessant" für Familien.

Mit Blick ins Ausschussrund stellte die Kreistagsvorsitzende Annegret Schwarz (CDU) fest: „Ich glaube, dass wir uns in keinem Punkt so einig sind.“ Für sich erklärte sie: „Ich werde nie wieder meine Hand heben für eine Schulschließung.“

Dass Änderungen im Entwurf zur Schulentwicklungsplanung gewünscht werden, hat der Landkreis schon in einer Stellungnahme ans Land formuliert. „Deren Tenor ist: Was vorgesehen ist, schwächt den Landkreis“, sagte Ulrike Bergmann, Leiterin des Schulverwaltungs- und Kulturamtes. „Die Schlechterstellung bezieht sich vor allem auf den ländlichen Raum.“

Sorgen mache sie sich bei den Förderschulen. Bei denen wurde die Landschaft ohnehin schon sehr ausgedünnt, es gibt jetzt nur noch die in Stendal und Osterburg. Im Entwurf steht eine Mindestschülerzahl von 90 pro Schule – für beide Standorte unrealistisch, eine „70+“ wäre realistischer. Die Bildung eines Schulverbundes sei wegen der Entfernung keine Alternative. „Darum sind wir für ein landkreisbezogenes Förderschulkonzept“, nannte die Amtsleiterin eine der Forderungen.

Statt fester Zahlen sollten für jeden Landkreis individuelle Regelungen getroffen werden. Ulrike Bergmann: „Die 90 muss weg.“ So sieht es auch Horst Janas, berufener Bürger im Schulausschuss: „Da dürfte gar keine Zahl stehen“, die 90 sei für den Landkreis Stendal viel zu hoch. Dass es Schüler mit Handicap treffen würde, kritisiert Marcus Graubner, Vorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes Stendal und Umgebung: „Was wir jetzt erleben, ist ein schleichendes Erwürgen der Inklusion.“

Für den Landkreis Stendal eine deutliche Verschlechterung wäre zudem, wenn die Mindest-Schülerzahl für Grundschulen von aktuell 52 wie geplant auf 60 erhöht werden würde und die Anfangsklassen mindestens 15 Schüler haben müssten. Hier fordert der Landkreis, dass wegen der Jahrgangsschwankungen immer die Gesamtschülerzahl berücksichtigt werden sollte.

Die Mitglieder des Kreis-Schulausschusses haben sich darauf verständigt, noch einmal einen Brief an die Entscheidungsträger im Land zu schreiben. Ray Woitek, beratendes Mitglied im Kreiselternrat, forderte dazu auf, „dass der Landkreis mobil macht“. Die Ausschussvorsitzende Edith Braun sollte im Landtag sprechen, so sein Vorschlag, parallel dazu könnte es eine Demo vor dem Landtag geben. „Wir müssen Welle machen wie ein 68er“, sagte er. Sie hätte keine Probleme damit, zeigte sich Edith Braun offen, „ich verweigere mich nicht“.