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Waffe Mysteriöser Fund: Riesiger Revolver auf einem Friedhof in der Altmark entdeckt

Ortsbürgermeisterin von Bismark, Ruth Rothe, hat einen ungewöhnlichen Fund gemacht. Wie alt ist die Pistole und warum ist der Lauf so lang?

Von Axel Junker Aktualisiert: 15.4.2021, 11:05
Bürgermeisterin Ruth Rothe hat eine Waffe nahe der Goldenen Laus gefunden.
Bürgermeisterin Ruth Rothe hat eine Waffe nahe der Goldenen Laus gefunden. Foto: Junker

 

Bismark. „Da lag ein Stück Rohr auf der Wiese“, erzählt Ruth Rothe, die Ortsbürgermeisterin von Bismark und Vorsitzende des Goldene-Laus-Vereins. „Das verrostete Eisen wollte ich wegräumen, damit nicht der Rasenmäher drüberfährt und zu Schaden kommt. Ich habe das Rohrstück aufgehoben und ein wenig daran gezogen und dann hing eine Pistole dran.“

Den ungewöhnlichen Fund hat Ruth Rothe unweit der Goldenen Laus, des Wahrzeichens von Bismark, gemacht – nordwestlich von der Laus auf dem Friedhof. „Ich bin jeden Morgen an unserer Goldenen Laus und schaue nach dem Rechten“, berichtet Rothe. Eigentlich wollte sie das Eisenstück mit nach Hause nehmen, denn da hatte sich mittlerweile auch ein wenig Schrott angesammelt. Das alles sollte dann zusammen entsorgt werden.

Nun wurde aber aus dem Stück Rohr augenblicklich eine verrostete, offenbar sehr alte Pistole. „Da musste ich mich erst einmal sachkundig machen“, erzählt Ruth Rothe. Dabei war ihr Renate Pieper behilflich, die den Kontakt zu dem Bismarker Dietmar John herstellte, der sich als Militaria-Sammler mit alten Waffen auskennt. Zudem recherchierte Rothe im Internet nach der Handfeuerwaffe.

Waffe: Rund um Fundstätte gab es früher Gruften

Der kundige Dietmar John und die Recherchen ergaben, dass es sich wahrscheinlich um eine zirka 120 Jahre alte Flobert-Pistole handelt. Flobert-Pistolen stellen die Vorläufer heutiger Wettkampfwaffen dar. Sie wurden als Übungs- und Ausbildungswaffen eingesetzt und in Schieß-Salons, den Vorläufern der Schießbuden, verwendet. Für die militärische oder jagdliche Bedeutung waren die Flobert-Waffen weniger geeignet, vielmehr für die Ausübung des Schießsportes im kleineren Kostenrahmen. „Rund um die Goldene Laus gab es Gruften“, verweist Ruth Rothe auf einen möglichen Hintergrund (Grab-Beigabe) für den Waffenfund. In dem Bereich, wo Rothe die verrostete Pistole fand, wurden zuletzt Baumstümpfe entfernt. Beim Herausziehen der Wurzeln könnte die alte Pistole mit ans Tageslicht gezogen worden sein.

Wie der Militaria-Sammler Dietmar John der Bürgermeisterin Ruth Rothe berichtete, habe es auf dem Friedhof von Bismark schon einen weiteren Waffenfund gegeben. Seinerzeit wurde eine in einen Baum eingewachsene Waffe entdeckt.

Ruth Rothe geht nicht davon aus, dass es sich bei der verrosteten Handfeuerwaffe um einen archäologischen Fund handelt. „Die alte Pistole lag auf der Wiese“, stellt die Ortsbürgermeisterin noch einmal fest. „Und wir haben ja auf unserem Friedhof keine Grabungen vorgenommen.“

Der kundige Bismarker hat Ruth Rothe empfohlen, nichts weiter an der Waffe zu machen. Mittlerweile wurde nur etwas Dreck entfernt. „Ich würde die Pistole gern in unserer Ausstellung in der Heimatstube des Bismarker Bürgerhauses präsentieren“, so Rothe. Als Zeugnis der Stadtgeschichte würde die 120 Jahre alte Flobert-Pistole dann auch der Öffentlichkeit zugänglich sein.