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Camping Abzocke oder gerechter Preis?

Inlandsreisen sind in diesem Jahr angesagt. Stellplätze am Tanger in Tangermünde sind bei Wohnmobilbesitzern sehr gefragt.

Von Anke Hoffmeister 17.10.2020, 07:00

Tangermünde l Es liegt nicht nur am weltweiten Reiseverbot, dass der kleine Caravanplatz am Tanger ein beliebtes Ziel ist. Bereits in den Vorjahren war ein Aufwärtstrend zu verzeichnen.

Die vergangenen Monate machten allerdings deutlich, welch guten Ruf der Stellplatz bei den Reisenden hat. „Tangermünde ist beliebt. Die Besucher sind begeistert. Den Platz am Tanger finden sie ganz toll und sind immer wieder erstaunt über die niedrigen Gebühren“, sagte Amtsleiterin Anka Bertkau in zwei Beratungen. Aus diesem Grund und auch auf Anregung aus zwei Ausschüssen hatte die Verwaltung in den vergangenen Wochen eine Beschlussvorlage erarbeitet, in der die Anpassung der Gebühren für einen Stellplatz auf dem Caravanparkplatz vorgeschlagen wird.

Mit Blick auf die ersten acht Monate dieses Jahres ist bereits zu erkennen, wie hoch frequentiert das Areal ist. Auch hatte die Verwaltung zu Beginn der Reisesaison schnell reagiert und die Kapazität von 40 auf 85 Stellplätze erhöht, indem der benachbarte Zirkusplatz für Wohnmobilbesitzer mit geöffnet wurde.

Und selbst der war gleich am Pfingstwochenende Anfang Juni komplett gefüllt. Seitdem reißt der Besucherstrom am Tanger nicht ab. Selten sind am Abend noch leere Stellflächen zu finden.

Als Diskussionsgrundlage hatten die Ausschussmitglieder eine Zusammenfassung von der Verwaltung vorgelegt bekommen, aus der Stellplatzpreise aus der näheren Umgebung, aber auch aus anderen Bundesländern zu erkennen sind. Am Tanger zahlen die Touristen acht Euro für einen Tag und 14 Euro für zwei. Dafür können sie sich kostenlos an die Stromversorgung anschließen, können Wassertanks auffüllen und ihr Abwasser entsorgen – ebenfalls gebührenfrei.

Zwischen 10 und 26 Euro zahlen Wohmobilisten auf anderen sachsen-anhaltischen Caravanstellplätzen. Mal sind Ver- und Entsorgungsleistungen inklusive, mal nicht. Auch in den anderen, von der Verwaltung ausgewählten Ländern gehen die Tagespreise nie über 30 Euro.

Während der Wirtschaftsausschusssitzung sagte Regine Schönberg (sachkundige Einwohnerin): „Wir sollten in Maßen erhöhen.“ Immerhin würden Stendal und Jerichow kostenlose Stellplätze anbieten. Tangermünde würde unter den Wohnmobilreisenden auf Platz 17 „gehandelt“. Und auf allen Plätzen von Rang 11 bis 20 würden die Tagespreise nicht über zehn Euro liegen.

Thomas Staudt (CDU) sprach sich vehement dagegen aus, den Tagespreis von 8 auf vorgeschlagene 19 Euro zu erhöhen. „Das finde ich Abzocke. So etwas macht man nicht. Für zwei Tage 34 Euro zu kassieren, das ist ein netter Versuch, die Stadtkasse zu füllen.“

Christine Paschke (SPD/Linke) erwiderte, dass derzeit sicher viele Wohnmobilreisende mit dem kostenlosen Strom heizen und duschen würden. „In unserer Fraktion gibt es auch Stimmen, die sagen: ,Wer sich so ein Ding für 80 000 Euro kaufen kann, kann auch die Gebühren zahlen.‘“ Auf zwölf Euro pro Tag zu erhöhen, sei zu wenig. „15 Euro müssten wir schon nehmen.“

Mit zwölf Euro für einen und 24 Euro für zwei Tage wurde die Beschlussvorlage in den Hauptausschuss gegeben. Hier fragte Grit Grave (SPD/Linke): „Warum sollten wir nicht auf den Zug aufspringen? Wir müssen uns nicht verstecken. Wir haben einen tollen Platz in toller Lage.“ 19 Euro seien da gerechtfertigt.

André Benthin (Fraktion der Ortschaftsräte) warnte davor, mit einer zu großen Erhöhung die Reisenden zu verärgern. In der Literatur sei der Tangermünder Platz noch mit acht und 14 Euro zu finden.

Letztendlich wird der Stadtrat in seiner Sitzung am 28. Oktober entscheiden, wie groß die Erhöhung ausfallen und was der Tourist ab 2021 zahlen wird. Mit den Mehreinnahmen könne, so der Vorschlag von Anka Bertkau, der Zirkusplatz als Wohnmobilstellplatz hergerichtet werden.