80 Jahre erstes Tierschutzgesetz: Zwei Altmärker über ihren Kampf gegen Tierquälerei Cobbelerin gibt 15 Pferden ein Zuhause
Vor 80 Jahren wurde das erste Tierschutzgesetz in Deutschland erlassen. Wie wir heute mit Tieren umgehen, davon können Tierschützerin Angela Jackowski und Dieter Lusznat, Vorsitzender des Ältmärkischen Tierschutzvereins, berichten.
Stendal l "Fünf Pferde habe ich vor dem Schlachter gerettet", erzählt Tierschützerin Angela Jackowski (60). Auf ihrem Tierhof in Cobbel haben 15 Pferde zusammen mit Kleintieren ein neues Zuhause gefunden. Wer einen Ferienhof erwartet, liegt falsch. Der Hof ist ganz an die Bedürfnisse der Tiere angepasst. Wer zu ihr kommt, sollte auf jeden Fall Gummistiefel mitbringen.
"Die meisten Tiere waren schwer verhaltensgestört, als sie zu uns kamen, weil sie von ihren Vorbesitzern misshandelt wurden", sagt Jackowski. Sie ist Vorsitzende der Interessengemeinschaft "Freizeit mit Pferden und Pferdeschutz". Leider könne sie keine weiteren Pferde aufnehmen, da die Kapazitäten ausgeschöpft seien. "Man wird ja auch nicht jünger", sagt sie und bringt damit ihre Befürchtung zum Ausdruck, die Tiere würden sie sonst eines Tages überleben. "Es ist nicht immer leicht, alles zu bewältigen, da der Verein hauptsächlich von Spenden lebt", sagt sie.
"Tiere sind immer noch mit Sachen gleichgestellt"
"Wenn ein Hund oder eine Katze ausgesetzt werden, ist die Gemeinde dafür zuständig, da es eine Frage der Sicherheit ist." Bei Pferden sehe es anders aus. "Wenn sie keiner mehr will, landen sie beim Schlachter." Bei Nutztieren gebe es keine Unterstützung von den Gemeinden, bemängelt die Tierschützerin. Ihr Tierhof lebe nur vom Idealismus und ein paar Menschen, die diesen unterstützen. Es werden dringend noch Paten für Pferde gesucht, erzählt die engagierte Tierliebhaberin.
Auch Dieter Lusznat (63), Leiter des Altmärkischen Tierschutzvereins in Borstel, liegt der Tierschutz sehr am Herzen, er findet die Gesetze nicht ausreichend. "Laut Gesetz werden Tiere immer noch mit einer Sache gleichgestellt. An diesem Status müsste dringend etwas geändert werden." Tierschutz ist für Lusznat wie ein Spiegelbild der Gesellschaft. "Auch wenn wir im Vergleich zu anderen Ländern Tierschutz auf einem hohen Niveau betreiben, kommt er in der Politik oft zu kurz."
Vor 80 Jahren wurde in Deutschland der Grundstein für den Tierschutz gelegt: Am 24. November 1933 wurde das erste deutsche Tierschutzgesetz erlassen. Allerdings vor fragwürdigem Hintergrund, mit speziellem Bezug auf das Judentum: Das Schächten von Nutztieren ohne Betäubung wurde unter Strafe gestellt. Aber auch Tierquälerei allgemein wurde per Gesetz verboten. Wesentliche Aspekte des Reichstierschutzgesetzes der 30er Jahre wurden in die heutigen Gesetze zum Tierschutz übernommen.
Wichtige Säulen im Tierschutz sind schließlich auch Tierheime wie das in Borstel. Sie sind oftmals Rettungsinsel, nicht selten aber auch das einzige und letzte Zuhause der Tiere. In Borstel leben derzeit 60 Hunde, 80 Katzen und andere Kleintiere. "Gerne werden zu Weihnachten Haustiere vom Hund bis zum Mehrschwein verschenkt. Wir haben wegen dieser Tatsache vom 16. Dezember bis zum 2. Januar einen Vermittlungsstopp, damit keiner auf die Idee kommt, eine Katze unter den Weihnachtsbaum zu legen", sagt Lusznat. Es sei traurig, wenn diese Tiere aus Überforderung einfach ausgesetzt werden oder wieder im Tierheim landen.
Welpen in einer Plastiktüte ausgesetzt
Oft werden Kartons vor die Tür des Tierheims gestellt. "Ein Karton ist noch die tierfreundliche Variante." Es sei auch schon vorgekommen, dass fünf Welpen in einer Plastiktüte ausgesetzt wurden, von denen nur zwei überlebten. Die anderen seien qualvoll erstickt, erzählt Lusznat. Das Aussetzen von Tieren ist ein Straftatbestand. "Die Leute denken, das sei ein Kavaliersdelikt", sagt Lusznat, aber: "Tierquälerei wird verfolgt und mit einer Geldstrafe von bis zu 50000 Euro bestraft, in schweren Fällen sogar mit einer Freiheitsstrafe."
Lusznat erinnert sich noch gut an einen kleinen Welpen, der im Straßengraben gefunden wurde. "Der Kleine war aus einem fahrenden Auto geworfen worden. Wir mussten ihn leider einschläfern. Diese Geschichte hat mich sehr bewegt."
Auch Angela Jackowski kennt solche Fälle. Deshalb stehen die Tiere bei ihr an erster Stelle. "Ich gönne mir selbst gar nichts, weder Urlaub noch essen gehen, nur wenn meine Mutter mich mal einlädt."
Jackowski hatte schon als Kind ein großes Herz und nahm streunende Tiere mit nach Hause. "Es gab oft Ärger, aber meine Eltern waren sehr tierlieb." Jetzt hat sie selbst einen großen Hof mit vielen Katzen und Pferden, die sonst ihrem Schicksal überlassen wären.