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Hochzeit Corona: Das Kleid bleibt im Schrank

Viele Brautpaare haben ihre Hochzeit in Stendal und Osterburg wegen Corona verschoben. Was hat das für Auswirkungen?

Von Leonie Dreier 11.12.2020, 06:00

Stendal/Osterburg/Magdeburg l Wegen der Corona-Pandemie mussten viele Brautpaare in diesem Jahr ihre Hochzeit verschieben. Trotz der schwierigen Lage hätten sich bisher 135 Paare im Standesamt in Stendal getraut. Neun Eheschließungen stünden noch aus. Lediglich zehn Trauungen seien in das kommende Jahr verlegt worden, teilt der Stadtsprecher Armin Fischbach auf Anfrage mit.

Ähnlich in Osterburg: „In diesem Jahr fanden bisher 41 Eheschließungen statt. Zehn Hochzeiten wurden abgesagt beziehungsweise auf einen anderen Zeitpunkt verschoben“, sagt Ilona Schulze, Standesbeamtin in der Biesestadt.

Aber nicht nur die Paare selbst waren 2020 von der Krise betroffen, sondern auch die Brautausstatter. Sie mussten im Frühjahr während des Lockdowns schließen. Nur die Schneiderei sei offen gewesen, erklärt Franziska Schmidt, Brautmodenverkäuferin bei „Sissi Brautmoden“ in Magdeburg. Es blieben nicht nur die Kunden aus, sondern auch die Lieferungen der Kleider aus Frankreich, Italien und Griechenland. Wenn das Werk geschlossen sei, verzögert sich die Lieferung nach Magdeburg um bis zu zwei Monate.

Doch was passierte mit den Kleidern, die schon Monate vor der Krise ausgesucht und bestellt wurden? „Rückgabe war nie ein Thema“, bekräftigt die Verkäuferin. „Eine Braut trennt sich nicht vom ihrem Traumkleid.“ Sie bleiben im Geschäft und werden kurz vor dem neuen Hochzeitstermin geändert.

Die Verschiebung der Hochzeiten hat dazu geführt, dass nach dem Lockdown die Kunden nicht in Scharen in den Laden geströmt sind. Bis heute sei der Kundenandrang noch verhalten, sagt Franziska Schmidt. „Wir haben 50 Prozent weniger Resonanz als sonst um diese Zeit.“ Das hänge auch damit zusammen, dass das Geschäft aktuell auf spontane Beratungen verzichtet und lediglich mit Terminen arbeitet, um das Hygienekonzept einzuhalten.

Normalerweise suchen Bräute am Ende des Jahres ihr Kleid, wenn sie im kommenden Sommer heiraten wollen. Die neue Kollektion hängt dann im Laden. Wenn auch weniger Kunden ins Magdeburger Geschäft gekommen sind, halte sich der Verlust in Grenzen. „Die Kaufkraft ist trotzdem da“, versichert Franziska Schmidt und begründet dies damit, dass ihr Geschäft zusätzlich auf Abendmode und festliche Kleidung für die Herren spezialisiert ist.

Der Verkäuferin sei trotz der Krise und ihren Auswirkungen aufgefallen, dass in der vergangenen Zeit die Bräute bereit sind, mehr Geld auszugeben. Durchschnittlich zahlt die angehende Ehefrau für ein Kleid und die möglichen Änderungen rund 1500 Euro.

Wer im kommenden Jahr heiraten möchte, sollte sich bald nach einem passenden Kleid umsehen. Das Brautmodengeschäfte habe zwar ein großes Lager, sodass ein sofortiger Kauf möglich ist. Doch wenn das Kleid beispielsweise in einer bestimmten Farbe sein soll, müsse dies bestellt werden. Das nehme einige Zeit in Anspruch“, erklärt Franziska Schmidt.

Mit dem Kleid an sich ist die Hochzeit aber noch nicht in trockenen Tüchern. Entscheidend ist zudem der Termin beim Standesamt. In Stendal „sind noch einige Termine mittwochs, freitags und samstags zu bekommen“, sagt Armin Fischbach mit Blick auf 2021. Das Paar könne zwischen dem historischen Rathaus, dem Musikforum der Katharinenkirche und dem Schlossgarten in Döbbelin wählen, so der Pressesprecher.

In Osterburg bietet das Standesamt Trauungen nur im Rathaus an. Dafür gibt es im nächsten Jahr noch freie Termine. „Derzeit liegen sechs Vormerkungen zur Eheschließung vor“, informiert Ilona Schulze.