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Corona-Kulturkrise Stendals Nacht der roten Lichter

Corona bringt Veranstalter in Existenznöte. Auch in Stendal machten sie in der "Night of Lights" darauf aufmerksam.

Von Birgit Schulze 23.06.2020, 22:00

Stendal l Fast 9000 Gebäude in mehr als 1500 Orten Deutschlands haben in der Nacht zum Dienstag durch ein leuchtendes Rot die Blicke auf sich gezogen. Darunter waren auch Objekte in Stendal, Tangerhütte, Seehausen oder Rochau – und überall war das Anliegen identisch: Die Veranstaltungsbranche wollte auf ihre prekäre Situation nach Ausbruch der Corona-Pandemie und dem monatelangen Verbot von Veranstaltungen hinweisen. Kleinere Events sind unter strengen Auflagen inzwischen zwar wieder möglich. Doch Großveranstaltungen sind noch bis in den Herbst tabu, und auch Clubs dürfen noch nicht wieder öffnen.

Den aus Tangerhütte stammenden DJ und Lichttechniker Alex Leiffert (alias DJ Alex) haben Arbeitskollegen in Berlin auf die Idee gebracht, sich in seiner alten Heimatstadt an der „Night of Lights“ zu beteiligen. „Auch auf dem flachen Land gibt es Kulturstätten, Veranstaltungsdienstleister und DJs, die von coronabedingten Einschränkungen betroffen sind“, begründete er. Gemeinsam mit Nachwuchs-DJ Jan Richter baute er am Tangerhütter Kulturhaus 17 LED-Strahler auf, die die Fassade in rotes Licht tauchten. „Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Abibälle oder Vereinsfeiern sind abgesagt oder auf 2021 verschoben. Derzeit mietet so gut wie niemand einen Saal oder bucht einen DJ.“

In Stendal war es das Innovations- und Gründerzentrum BIC Altmark an der Arneburger Straße, das am späten Montagabend in gleißendem Rot erstrahlte. Geschäftsführer Sebastian Stoll hatte spontan zugesagt, sich mit seiner Einrichtung an der Aktion zu beteiligen: „Die Entscheidung ist erst am Vormittag gefallen – es ist die einfachste Art, ein bisschen zu helfen“, lobt er die Idee zu „Nigth of Lights“ – es gehe darum, Verständnis und Rückhalt für die Wirtschaft und ihre coronabedingten Nöte zu wecken. Sollten ihn auch aus anderen Branchen Bitten um Unterstützung erreichen, „sind wir offen“, versicherte Stoll.

Unterdessen haben sich in Seehausen DJ Michael „Micha“ Thomas und sein DJ-Kollege Maximilian Koch an der Nacht der roten Lichter beteiligt: Mit 48 LED-Scheinwerfern strahlten sie Kochs Wohnhaus in der Hansestadt an. Zwar ist er selbst seit 24 Jahren „nur“ nebenberuflich als DJ tätig und verdient als CNC-Maschinist weiter Geld. Die Nöte der hauptberuflichen Kollegen aber versteht er gut: „Es ist fünf vor zwölf“, beschreibt er die wirtschaftliche Situation vieler.

Rochau beteiligte sich mit dem Anstrahlen der Kirche an der bundesweiten Aktion. Auch in jener Gemeinde sind bereits zahlreiche Veranstaltungen ausgefallen: Nicht nur der Auftritt von Comedian Wigald Boning Mitte Juni wurde abgesagt – auch das Lindenfest kann in diesem Jahr nicht stattfinden.