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Hochwasser Dachdecker aus dem Landkreis Stendal helfen im Flutgebiet

Christian Gladigau, Dachdeckermeister aus Walsleben, ist mit drei seiner Mitarbeiter nach Dernau in Rheinland-Pfalz ins Hochwassergebiet gefahren. Das Team half den Flutopfern vor Ort. Er berichtet von seinem Einsatz im Katastrophengebiet.

Von Leonie Dreier 10.08.2021, 18:33
An dieser Stelle entfernte das Team in Dernau mit der Hebebühne lose Dachziegel vom Dachrand.
An dieser Stelle entfernte das Team in Dernau mit der Hebebühne lose Dachziegel vom Dachrand. Christian Gladigau

Walsleben/Dernau - Riesige Wassermassen strömen durch die Straßen. Die Flut reißt in Nordrhein-Westfalen und Reihland-Pfalz Häuser, Autos, Straßenzüge und somit tausende Existenzen mit sich. Die Bilder des Hochwassers und das Leid der Menschen vor Ort gehen um die Welt. Die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft ist deutschlandweit groß.

Christian Gladigau, Dachdeckermeister aus Walsleben, ist einer aus dem Landkreis Stendal, der mit drei Mitarbeitern ins Katastrophengebiet nach Dernau fuhr, um Betroffenen zu helfen. Er berichtete in der Vorstandssitzung der Kreishandwerkerschaft Altmark in Stendal über seine Erfahrungen.

Um zu helfen, hat die Kreishandwerkerschaft nämlich die Spendenaktion „Hochwasserhilfe 2021“ ins Leben gerufen. Der Zimmermeister Jörg Hoffmann aus Tangerhütte gab Vorstandsmitglied Thomas Stelle die Idee für die Aktion. Bislang sind mehr als 11.000 Euro zusammen gekommen. Die Summe soll an Kreishandwerkerorganisationen in den betroffenen Gebieten gehen.

Flutkatastrophe: Hilferuf aus dem Ahrtal

Der Dachdeckermeister und Firmeninhaber aus dem Osterburger Ortsteil Walsleben wurde durch einen Hilferuf eines Kollegen aus dem Ahrtal bei Facebook auf den Bedarf an Handwerkern aufmerksam. „Er hatte aufgerufen, dass sie vor Ort dringend Hilfe brauchen, weil viele Dächer durch die Flut kaputt gegangen waren“, begründet der Handwerkermeister. Im Ahrtal war die Flut teilweise zehn Meter hoch und riss Dachrinnen und ganze Häuser ab. Am Dienstag, 3. August, fuhren Christian Gladigau und drei seiner Mitarbeiter von der Altmark in Richtung Rheinland-Pfalz. Abends gegen 23 Uhr waren die vier Männer vor Ort und blieben bis zum Ende der Woche. Sie hatten einen Kran und einen Transporter dabei.

„Ich hatte einen Kontakt für eine Unterkunft bekommen“, sagt der Dachdeckermeister. Das Team schlief in einem Feldlager auf einem Firmengelände eines Elektrikers. Dort standen zehn Zelte des THW mit Feldbetten. Dort wurden die Helfer auch versorgt. „Das war alles top“, sagt der Walslebener lobend.

Am Mittwochmorgen (4. August) trafen sie sich mit anderen Handwerkern am Treffpunkt. Insgesamt waren 105 Dachdeckerfirmen unter anderem aus der Schweiz, aus Berlin und aus dem Norden in Dernau. „Das war schon gigantisch.“

Am Treffpunkt erhielten die Helfer Material wie zum Beispiel Fallrohre und Schiefer. Anschließend wurden die Handwerker auf das Gebiet verteilt. „Wir sind dann eigenständig losgefahren und guckten, wo wir helfen können“, erklärt Christian Gladigau.

Flutkatastrophe: Von Haus zu Haus ausgeholfen

Bei ihrer ersten Station reinigten die vier altmärkischen Dachdecker die Platten einer Terrassenüberdachung eines älteren Mannes, der sich nicht auf die Leiter traute. „Wir sind dann von Haus zu Haus.“ An der nächsten Station an einer Hauptstraße war ein Haus abgerissen und das Nachbarhaus stand noch. Durch den Abriss lagen dort Steine auf dem Dach des Hauses, so dass sie mit Hilfe einer Hebebühne die Steine entfernt haben. „Es waren keine gravierenden Dachdeckerarbeiten, aber wenigstens konnten wir helfen.“

Weiter schildert Christian Gladigau, dass die Hilfe und Organisation der privaten Helfer, Feuerwehr und Polizei gut funktioniert hat. Allerdings: „Das THW war völlig kopflos.“ Als Beispiel erzählt er die Geschichte eines Anwohners, der behauptet hat, dass wegen eines Übermittlungsfehlers des THW sein Haus fälschlicherweise abgerissen wurde. Zudem berichtet der Mann aus Walsleben über das Thema Plünderei. Täter nahmen beispielsweise Metall oder ein Entfeuchtungsgerät mit.

Die Aufräumarbeiten sollen noch bis Ende des Jahres andauern, sagt Christian Gladigau. Dann kann der Wiederaufbau beginnen. Trotz der schwierigen Situation vor Ort sind die Bürger dankbar über die Hilfe, so der Dachdeckermeister.

Die Vorstandsmitglieder der Kreishandwerkerschaft hoffen, dass noch weitere Spenden für die Betroffenen zusammenkommen.

Wer Spenden möchte, kann sich an die Kreishandwerkerschaft unter Telefon 03931/715652 und per Mail an handwerk@kh-altmark.de wenden.

Die Dachdecker aus Welsleben befreiten  nach der Flut in Dernau eine Dachfläche und Dachrinne vom Schlamm, um den Wasserablauf wieder zu gewährleisten.
Die Dachdecker aus Welsleben befreiten nach der Flut in Dernau eine Dachfläche und Dachrinne vom Schlamm, um den Wasserablauf wieder zu gewährleisten.
Christian Gladigau