Serie "Hinter der Maske": Frank Siebers / Auftritt in Sonnabend-Premiere Das Kind im grauen Herrn
Stendal l Wer sind die Persönlichkeiten hinter den Rollen auf der Theaterbühne? In der Serie "Hinter der Maske" stellen wir sie vor. Heute: Frank Siebers.
Maschinenbauingenieur, Pilot, Luft- und Raumfahrttechniker - das waren so Berufswünsche, die Frank Siebers als Erstes einfielen. Daraus wurde nichts, denn ein Freund meldete ihn einfach an der Schauspielakademie Zürich an, und das klappte dann auch. "Und wenn du einmal drinhängst, kommst du nicht mehr los", sagt Siebers, der mit Mimik eher sparsam umgeht, mit der Andeutung eines Lächelns.
Seine erste Rolle als ein grauer Herr in "Momo" ist lange her. Aus den Anfängen in der Schultheater-AG wurde eine Laufbahn als Schauspieler mal mit Gastvertrag, mal als Ensemble-Mitglied; sie führte den gebürtigen Oldenburger nach Wuppertal, Esslingen, Potsdam, Hannover, Hamburg, Zittau, Plauen, Berlin. Nach Stendal kam er zunächst als Krankheitsvetretung für "Blackbird", ist jetzt festes Ensemblemitglied. Ein bisschen ist es ein Nachhausekommen für Siebers, der mittlerweile in Dresden wohnt. "Ich war unter Intendant Moniac schon mal hier, und daher kenne ich auch Ingrid Birkholz, mit der ich jetzt wieder auf der Bühne stehe."
Auf seltsame Weise trifft sich seine eigene Biografie mit den Wegmarken des Stücks "In Zeiten des abnehmenden Lichts" und der Weltgeschichte. 1989, als für beide deutsche Staaten ein neuer Abschnitt begann, begann für Frank Siebers gerade sein Schauspielerleben in Zürich. Und in "In Zeiten des abnehmenden Lichts" ist 1989 das Jahr, in dem vier Generationen einer ostdeutschen Familie sich ihrer Vergangenheit und ihren inneren Widersprüchen stellen.
Siebers spielt darin Kurt, einen Historiker, der dem DDR-System zwar kritisch gegenübersteht, dies aber für sich behält. "Ich kann den Kurt verstehen", sagt Siebers nach kurzem Überlegen, "der Staat, in dem er lebte, war ja seine Heimat. Das aufzugeben, ist nicht leicht."
Den Mauerfall, erinnert er sich, hat er auf einem Mini- Fernseher in seiner WG registriert, war in Gedanken aber ganz bei einem wichtigen Seminar des nächsten Tages. Was die Wendezeit für die Menschen und die Gesellschaft schließlich bedeutete, begriff Siebers erst später. Und heute, vor allem seit er sich intensiv mit dem Stück beschäftigt, fragt er sich immer wieder: "Wie hättest du damals gedacht und gehandelt? Hättest du den Mumm gehabt, Widerstand zu leisten?"
Sein Alter übrigens behält Frank Siebers gern für sich. Nicht aus Eitelkeit, wie er sagt, sondern aus beruflichen Gründen. Und: "Für mich ist das Wichtigste, dass ich gesund bin. Außerdem fühle ich mich eher jung." Und das zeigt sich spätestens dann, wenn er in seiner Freizeit seine Modellflugzeuge irgendwo draußen durch die Lüfte düsen lässt. "Diese volle Konzentration auf das Gerät bringt mir komplette Entspannung. Da wird der Kopf wieder frei."
"In Zeiten des abnehmenden Lichts": Premiere am 21. September, 19.30 Uhr. Karten: Tel. (03931)635777