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Onlinehandel DDR-Produkte liegen im Trend

Torsten Klipp, Gründer des Ostprodukte-Versands in Tangermünde, muss zügig auf die große Nachfrage im Online-Handel reagieren.

Von Tim Kühne 29.09.2017, 10:56

Tangermünde l Ein paar Regale in die Garage, ein Laptop auf den Küchentisch und fertig ist das erfolgreiche Online-Business. Oder? Mit einem eigenen Online-Shop im Internet Geld zu verdienen, klingt verführerisch einfach. Die größte Sorge vieler Gründer ist es, nicht genügend Kunden zu finden. Doch eine ebenso große Herausforderung wird dabei häufig übersehen: Was passiert, wenn das junge Unternehmen plötzlich Erfolg hat? Was, wenn mehr Bestellungen eingehen als am Tag Pakete verpackt und versendet werden können?

So mancher Online-Shop ist schon an seinem zu schnellen Erfolg gescheitert. Torsten Klipp allerdings konnte diese Herausforderung meistern. Der Unternehmer aus Tangermünde hat das Internet-Kaufhaus Ostprodukte-Versand.de aufgebaut und zum Marktführer in seinem Bereich gemacht. „Die größten Probleme, mit denen wir es in der Entwicklung der Firma zu tun hatten, sind alle durch das schnelle Wachstum entstanden“, berichtet er.

Ein ganz großes Thema war immer wieder die Lagerkapazität. Klipp hat 2003 in einer 15 Quadratmeter großen Garage begonnen. „In meiner Wohnung gab es einen langen Flur mit einem Schreibtisch. Das nannte sich dann Büro“, erzählt er lachend. Doch schon nach einem Jahr reichte das nicht mehr aus. Es mussten größere Räumlichkeiten her, mit mehr Platz für die Ware. Zwei Jahre später folgte der nächste Umzug. Und nach weiteren drei Jahren musste erneut umgesiedelt werden – diesmal in ein Objekt mit hinreichenden Ausbaureserven.

„Nicht nur, dass ein Umzug an sich schon extrem aufwendig ist – gerade mit einem großen Warenbestand“, erklärt der Gründer die Schwierigkeit, „auch die ganze Warenwirtschafts- und Logistiksoftware passt dann nicht mehr und muss grundlegend neu eingestellt werden.“ Ein extrem aufwendiger Vorgang, der viel Zeit und Geld verschlingt. Und von dem die Kunden des Shops selbstverständlich nichts mitbekommen dürfen.

Die richtige Software für Lagerwirtschaft, Logistik und Co. ist laut Torsten Klipp eine weitere große Baustelle, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann. Denn während es in der Anfangszeit ganz leicht möglich ist, die zwei oder drei Pakete am Tag von Hand zu verpacken und zur Post zu bringen, müssen die Prozesse bei zwei- bis dreihundert Paketen hochgradig automatisiert ablaufen. In Stoßzeiten – etwa während des Weihnachtsgeschäfts – holen mehrere Liefer-Lkw am Tag die versandfertigen „Ostpakete“ in Tangermünde ab.

2007 wurde ein sogenanntes chaotisches Lagersystem bei Ostprodukte-Versand.de eingeführt. Das heißt: Nur der Computer weiß, welches Produkt an welcher Stelle in den hohen Lagerregalen zu finden ist. Und von welchem Kunden es bestellt wurde. Mehrere Mitarbeiter, ausgestattet mit Handscannern und Rollwagen, ziehen von der Software gesteuert auf dem kürzesten Weg durch das Lager und packen etliche Pakete gleichzeitig.

„Auch Rechnungen, Lieferscheine und Co. müssen erstellt und richtig zugeordnet werden. Die Kunden bekommen automatisierte Versandbestätigungen mit einem Link für die Verfolgung ihrer Sendung. Und alle Daten sollen automatisch in der Buchhaltung landen“ zählt Klipp weiter auf. Für jeden dieser Schritte braucht es spezielle Schnittstellen zwischen verschiedenen Computerprogrammen und dem Online-Shop.

Diese zu programmieren und die Software an die Bedarfe des Unternehmens anzupassen, kann mitunter sechsstellige Summen kosten. Bei jeder kleinen Änderung – zum Beispiel, wenn den Kunden auch die Zahlung per Kreditkarte angeboten werden soll – sind erneut teure Anpassungen notwendig. „Und nicht zu vergessen: Die Software erfordert immer auch eine spezielle Hardware – also hoch moderne Computer und Geräte“, ergänzt der erfahrene Internetunternehmer.

So rät er Gründern, sich von Anfang an darüber klar zu werden, was sie mit ihrem Online-Shop erreichen wollen, und die Weichen in diese Richtung zu stellen. „Wenn ich mir ein kleines Gartengrundstück kaufe, werde ich darauf später kein Hochhaus bauen können“, drückt es Torsten Klipp bildlich aus. Ein klarer Businessplan hilft dabei, das Wachstum zu planen und einigermaßen zu kontrollieren. Möchte man mit seinem Online-Handel hoch hinaus, gehört es für den Fachmann auch dazu, sich von Anfang an in Vollzeit auf die eigene Firma zu konzentrieren.

Über alle logistischen Herausforderungen hinaus sollten Jungunternehmer auch daran denken, sich und ihre Marke zu schützen. „Mit dem Erfolg kommen Leute, die ein Stück vom Kuchen abhaben wollen“, bestätigt Klipp, der viele selbst entwickelte Produktreihen im Markenregister hat eintragen lassen. Der eigene Firmenname sollte wohl gewählt sein und auf jeden Fall als Marke geschützt werden. Sonst könnten später andere die Internet-adresse des erfolgreichen Online-Händlers einklagen.

Torsten Klipp überlässt den Betrieb des Ostprodukte-Versands mittlerweile anderen – und baut seit einiger Zeit leidenschaftlich eine neue Firma auf. Mit „Roggkaffol“ lässt der „verliebte Tangermünder“ heute hochwertige Wohnungen und Gewerbeflächen in der Kaiserstadt entstehen.