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Denkmalsanierung Schokoladenschloss in der Altmark

Gut Wittenmoor bei Sendal wird vom Hersteller der Tangermünder Nährstange saniert. Für den Schokoladenproduzenten eine Lebensaufgabe.

Von Regina Urbat 16.07.2019, 18:51

Stendal l Wann er fertig ist? Olaf Stehwien lächelt und zuckt mit den Schultern. „Es wird für mich eine Lebensaufgabe sein“, sagt der 52-jährige Unternehmer und ist über den Presserummel erstaunt. Dann wieder nicht, als er hört, dass in aller Munde sei, aus dem ehemaligen Rittergut im Stendaler Ortsteil Wittenmoor wird ein Schokoladenschloss.

Die Bezeichnung schmeichelt den Produzenten der Tangermünder Nährstangen. Er gibt jedoch unmissverständlich zu verstehen: „Die Konditorei Stehwien bleibt in Tangermünde.“ In die Produktionsstätte mit ihren 22 Mitarbeitern habe er 2016 viel investiert, in neue Technologie. „Deshalb bleibt die Produktion dort wo sie ist.“ Auf das Gut Wittenmoor, das Stehwien mit der TrustFood GmbH aus München am 2. Januar 2018 gekauft habe, „werden eventuell einzelne Funktionen verlagert.“

Bereits umgesiedelt sei im November des Vorjahres das Vepackungslager für sein Unternehmen und die Kunden, für die seine Konditorei produziere wie die Magdeburger Kugeln. Die Partnerin aus München, die für den Altmärker den Vertrieb leite, werde ihr Büro von der bayerischen Metropole in das Herrenhaus verlegen.

Aus gutem Grund: In dem Hauptgebäude des 15 Hektar großen Rittergutes mit Stallungen und Parkanlage hat sich viel getan. Was genau, davon überzeugte sich am Dienstag Stendals Landrat Carsten Wulfänger (CDU), weil die Sanierung eines Teils des Herrenhauses über das Bundesprojekt Land(auf)Schwung gefördert wurde. Von den 400.000 Euro, die Stehwien beantragte, wurde die Hälfte bezuschusst. Weit mehr sei bereits in das Vorhaben geflossen. „Wir kratzen schon an der Millionen-Marke“, so Stehwien, ohne eine konkrete Summe zu nennen.

Dafür erläutert er bereitwillig, wieviel Kraft und Arbeit in der Gutsanlage steckt, die dem Verfall preisgegeben war. „Ich habe hier meine Kindheit verlebt, meine Eltern wohnten in einem Nebenhaus.“ Immer wieder habe er das vertraute Anwesen besucht, und sich dann einen Ruck gegeben, es zu retten.

Neue Anschlüsse für Strom, Wasser und Gas mussten gelegt werden. Türen, Fenster, Wände und Decken sowie alle Böden wurden saniert, Brandmeldeanlage und Einbruchssicherungen eingebaut. „Was uns viel Zeit und Nerven gekostet hat, war der Hausschwamm, der an vielen Stellen wütetet.“

Betritt man das Herrenhaus ist davon nichts mehr zu sehen. Helle Wände sowie geschmackvolle und in die Rittergut-Zeit passenden Bodenfliesen im großen Flur. Von dort aus geht es in einen Schankraum mit Küche und in das Prunkstück - in einen lichtdurchfluteten prächtigen Ballsaal mit herrlichem Blick in den idyllischen Gutspark.

Der Saal bietet Platz für Seminare und Veranstaltungen jeglicher Art und kann von Externen gemietet werden. Den Park wolle Stehwien verschönern und habe die Aufnahme in das Landesprojekt „Gartenträume“ beantragt. Im Obergeschoss des Herrenhauses soll ein zweite Wohnung entstehen, die erste bewohne er selbst. Sein Ziel sei, „den so wichtigen und prägenden Teil der Ortsgeschichte zu erhalten und ihn wieder zu beleben“. Deshalb sollen weitere der acht denkmalgeschützten Gebäude saniert werden, um sie sinnvoll zu nutzen“, sagt der Schokoladenproduzent und denkt dabei nicht nur an Schokolade.