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Ausstattungsleiter Christopher Melching verlässt das TdA / Satirestück wartet mit 42 Figuren auf Der "Hauptmann" ist sein letzter Streich

Von Nora Knappe 05.05.2012, 05:22

Kleider machen Leute - das gilt nicht nur für den "Hauptmann von Köpenick", sondern auch für den Ausstatter dieses Stücks. Christopher Melching gibt Rollen durch Kostüme Charakter.

Stendal l Die Schulterschmerzen dürften wieder weg sein. Die Anspannung vor der Premiere legt sich bei Christopher Melching weniger aufs Gemüt als auf den Körper. Aber jetzt, da der "Hauptmann von Köpenick" schon viermal lief, kann der Ausstattungsleiter des Theaters der Altmark wieder locker werden.

Die Satire von Carl Zuckmayer, 1931 in Berlin uraufgeführt und kurz darauf in Stendal gespielt, ist Melchings letzte Komplettausstattung am Theater der Altmark. Der 47-Jährige schließt sich dem Tross derer an, die Intendant Dirk Löschner nach Stralsund folgen. Es ist ein Stück, das nur zu gut das Credo seiner Arbeit widerspiegelt: Kleider machen Leute. Für den arbeitslosen, vorbestraften Schuster Voigt im "Hauptmann" ist eine Uniform hilfreich, um die Obrigkeit vorzuführen. Christopher Melching braucht Kostüme, Kleider und Staffage, um das Publikum zu überzeugen.

"Ein Kostüm ist wie eine zweite Haut, gibt der Figur eine Richtung vor", sagt Melching, der Bühnenbild und Kostümbild studiert und lange Zeit im Messebau gearbeitet hat. Im Fall des "Hauptmanns" musste er sich Gedanken um 42 Charaktere machen - dargestellt von elf Schauspielern. "Ich habe großen Respekt vor Kostümen, wir wollen ja nicht den Schauspieler auf der Bühne sehen, sondern die Figur." Dabei ist das Verständnis für die Epoche und den Stil der Zeit unentbehrlich. Beim "Hauptmann", der hier als leicht gekürzte Originalfassung gespielt wird, resultiert das dann in einer humorvollen Detailfreudigkeit.

Die Kostüme aber sind nur das eine - das andere ist der Raum. Der ist das Metier des Bühnenbildners in der Person Melching. "Das Bühnenbild ist der Rahmen, den man erstmal erkundet, der ein Gefühl für Zeit und Stimmung gibt. Aber irgendwann fängt er an zurückzutreten." Und während Melching beim Kostüm noch bis zur letzten Probe ins Detail gehen kann, muss die Entscheidung übers Bühnenbild schon vor den Proben gefallen sein. "Die Schauspieler müssen ja mit dem Raum agieren, müssen ein Gespür für Enge oder Weite bekommen." Und auch der Zuschauer fühlt mit: "Er kann die Kulissen mit den Augen fühlen, spürt aus der Ferne, ob eine Wand hart oder bröselig ist."

Ungefähr 120 Produktionen hat Christopher Melching in seiner bisherigen Theaterkarriere ausgestattet, etwa 30 am Stendaler Theater. "Ich habe schon als Kind viel rumgebastelt, da wundert es mich nicht, dass ich das immer noch tue", sagt er, dessen Mutter, eine Schauspielerin, ihm immer geraten habe, etwas Vernünftiges zu werden: Schauspieler. Bewirkt hat dieser Rat, dass der Sohn versuchte, dem Theater durch ein Philosophiestudium zu entfliehen. Geklappt hat das offensichtlich nicht.

Zum Glück für Christopher Melching, dem das Kindsein-Dürfen am Theater gefällt: "Es ist ein ständiges Machen, Tun und Schöpfen, der ganze Betrieb hält jung."

"Der Hauptmann von Köpenick" läuft am 16. Mai, am 12. Juni und 14. Juli jeweils 19.30 Uhr im Großen Haus des TdA. Karten unter Tel. (03931) 635777