Konzert Der Kommissar greift zur Gitarre
Schauspieler Axel Prahl (Tatort) und Regisseur Andreas Dresen zeigen sich in Stendal von ihrer musikalischen Seite.
Stendal l Keine Frage – er war der große Star des Abends. Selbst wenn er, statt zu singen, einfach nur die Saiten der Gitarre gezupft hätte, hätte das Publikum ihn vergöttert. Und das zu Recht. Denn Axel Prahl ist nicht nur ein klasse Tatort-Kommissar, Axel Prahl ist auch ein prima Typ. Lässig, witzig, cool – fehlte bloß noch das St.-Pauli-Fanshirt und ein „Moinsen“, dann hätte der leibhaftige Kommissar Thiel vor dem Stendaler Publikum gestanden.
Am Dienstagabend stand Axel Prahl aber nicht als Kommissar Thiel auf der Bühne des Stendaler Theaters der Altmark. Es ging überhaupt nicht um den „Tatort“, sondern um seine zweite Leidenschaft neben der Schauspielerei: die Musik. Was wohl kaum jemand weiß: seit seiner Kindheit spielt er Gitarre, als 14-Jähriger gewinnt er bei einem Musikwettbewerb und qualifiziert sich sogar auf Landesebene. Nach der Zeit als Straßenmusiker in Spanien studiert er fünf Semester Musik und Mathematik. Das sollte man vielleicht wissen, wenn man sich die Frage stellt: Muss der denn wirklich singen?
Nun ja, seine größten Erfolge feiert Prahl zweifelsohne mit der Schauspielerei. Und nein, singen muss er nicht unbedingt, aber es tut auch nicht weh, wenn er‘s tut. Seine Stimme ist rauchig, rockig und bisweilen ein wenig nuschelig. Seine Musik schreibt er selbst. Er singt vom Meer, von Menschen, Politik, kurz: vom Leben. Mit seiner musikalischen Mischung aus Rock, Pop und Jazz hat er dem Stendaler Publikum trotz einiger Schwächen ordentlich eingeheizt, was allerdings auch seinem Kumpanen Andreas Dresen zu verdanken ist – dem eigentlichen Sänger, dem Typen mit der Stimme, der deutlichen Aussprache und einem absoluten Gefühl für feine Melodien, ernste Töne und dem Faible für die teils sehr schwermütige Musik von Gerhard Gundermann.
Im Schauspielgeschäft ist Dresen übrigens auch kein Unbekannter, allerdings wirkt er mehr hinter den Kulissen und hat unter anderem preisgekrönte Filme wie „Halbe Treppe“, „Sommer vorm Balkon“ und „Wolke 9“ inszeniert. Hier hat er auch Prahl kennengelernt und beide haben sich mit ihrer Leidenschaft für die Musik zusammengetan. Hin und wieder musizieren Prahl und Dresen gemeinsam in einer Band ohne Namen, die unter anderem Cover-Versionen von Musiktiteln von Rio Reiser und Gerhard Gundermann in ihrem Repertoire hat. Auf der Bühne des Theaters der Altmark zeigen beide, was ihnen neben der Musik wichtig ist: die Nähe zum Publikum.
Immer wieder werden die Gäste aufgefordert, aufzustehen und mitzuklatschen. Es wird sogar ein gemeinsamer Song einstudiert, einer mit afrikanischen Rhythmen, der Dank Axel Prahl zum absoluten Publikumsliebling wird. Der einfach zu merkende Text „Es geht doch nichts über ein gemeinsam gesungenes Lied“, der flotte Beat und ein Prahl, der mitten im Programm den Kommissar Thiel raushängen lässt, weil er die weiblichen Stimmen vermisst: „Gibt‘s denn hier nur Männer oder singen nur Staatsanwältinnen mit?“
Keine Frage: das teils schwächelnde musikalische Programm wurde durch das Entertainment Prahls und Dresens wieder wettgemacht. Beide sind Stimmungskanonen, witzig, spritzig und ein Besuch ist empfehlenswert, vor allem für Fans mit etwas Geduld, denn nach dem Programm nahmen sich beide Künstler intensiv Zeit für Gespräche, Autogramme und Fotosessions mit den Fans. Was will man mehr?