Detlef Frobel berichtet in Veranstaltung der Friedensdekade eigene Erlebnisse als Wehrdienstverweigerer in den 1980er Jahren Der Spaten als Erkennungszeichen: Bausoldaten in der DDR
Stendal l Detlef Frobel blickte am Montagabend im Rahmen der diesjährigen Ökumenischen Friedensdekade im Cordatussaal des Stendaler Doms auf seine Zeit als Bausoldat, als Wehrdienstleistender ohne Waffe zurück. Frobel, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates der Evangelischen Stadtgemeinde, war von Ende 1984 bis Anfang 1986 Bausoldat. Was aber waren Bausoldaten?
"Bausoldat zu sein, war ein etwas fauler Kompromiss für jeden, der nicht mutig genug war, sich dem Wehrdienst in der DDR total zu verweigern", erklärte Frobel ein wenig selbstkritisch. Denn Totalverweigerer seien zumeist für längere Zeit ins Gefängnis gekommen. Bausoldaten hingegen leisteten kasernierten Wehrersatzdienst, allerdings ohne Waffe.
1964, zwei Jahre nach Einführung der Wehrpflicht, beschloss die DDR auf Drängen der Kirche die Aufstellung von sogenannten Baueinheiten. Einzigartig im Ostblock. Insgesamt 18000 bis 20000 junge Männer, die aus Gewissens- und anderen Gründen keinen Dienst mit der Waffe leisten wollten, wurden Bausoldat. Für 18 Monate, der allgemeinen Wehrdienstzeit angepasst. Sie mussten meist schwere Arbeit leisten, entluden Güterzüge mit Muskelkraft oder waren in der Chemieindustrie in gefährlichem Umfeld tätig.
Das äußere Erkennungszeichen der Bausoldaten, auch "Spatis" genannt, war ein Mini-Spaten aus Messing auf dem Schulterstück. Sie trugen ansonsten wie "normale" Wehrpflichtige Uniform. Im Gegensatz zu diesen wurden "Spatis" aber meist "kurz vor Toresschluss" gezogen. Soll heißen, die Einberufung erfolgte erst kurz vor Vollendung des 26. Lebensjahres.
Bausoldat werden zu wollen, war in der Realität alles andere als einfach und zog Repressalien nach sich. "Ich wurde zu fünf Gesprächen ins Wehrkreiskommando zitiert. Man bot mir sogar einen Studienplatz an, wenn ich Ja zum normalen Wehrdienst gesagt hätte", erinnerte sich Frobel. Er erinnerte sich auch an den frühen Novembermorgen 1984, als sich der damals 26-Jährige mit 20 Gleichgesinnten auf dem Stendaler Bahnhof einfinden musste, um zur Grundausbildung nach Potsdam transportiert zu werden. Mit dem sogenannten Polit-Unterricht dort verbindet er noch heute so manche Anekdote.
Später war Frobel im mecklenburgischen Laage im Einsatz und am Bau einer Basis für sowjetische SS-20-Raketen beteiligt.