Diebstahl Von der Party auf die Anklagebank
Hat ein 19-Jähriger auf einer Party in Stendal den Gastgeber bestohlen? Es spricht viel dafür.
Stendal l Dummejungenstreich mit unerwarteten Folgen oder eine völlig aus dem Ruder gelaufene Party, die einen der etwa ein Dutzend Fetengäste wegen Diebstahls auf die Anklagebank im Amtsgericht brachte? Fakt ist: Das fünf Jahre alte und etliche hundert Euro teure Marken-Mountainbike der Mutter des 18-jährigen Gastgebers ist seit dem 18. April – Gründonnerstag vor Ostern im Vorjahr – verschwunden, ebenso eine Soundbox, aus der die Musik bei der Fete kam.
Dazu kommt, dass das Innere des Gartenhauses im Nordosten von Stendal mit Sahne in einer Art „Sprühorgie“, wie der Vorsitzende Richter Rainer Mählenhoff die Aktion nannte, verschandelt wurde.
Mählenhoff versuchte beim Prozessauftakt, dem Verfahren gegen den 19-jährigen Berufsschüler aus dem Mecklenburgischen, der schon länger in Stendal lebt und schon Erfahrungen mit der hiesigen Justiz gesammelt hat, eine Richtung zu geben, die es ihm, wie auch den übrigen Partygästen erlaubt hätten, das Gesicht zu wahren. Wären der Angeklagte und sein Verteidiger darauf eingegangen, wäre das Verfahren wahrscheinlich schon mit dem ersten Verhandlungstag ohne Aussage der Partygäste – und vor allem ohne Urteil – ausgestanden gewesen.
Der 19-Jährige, im rechtlichen Sinn als heranwachsend geltend, hätte nur zu sagen brauchen, dass er alkoholisiert und nicht im Besitz seiner Sinne das Rad mitgenommen hätte. Der Wink mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl, den Richter und Staatsanwältin gaben, war unübersehbar. Der sehr nervös wirkende Angeklagte ließ sich davon aber nicht beeindrucken – er schwieg. Sein Mandant wolle „niemanden ansch...“, versuchte der Verteidiger die Motivation des Angeklagten zur Nichtaussage zu erklären.
Da half auch das von Mählenhoff aufgezeigte mögliche Szenario von nachfolgenden Falschaussageverfahren gegen einige der Partygäste nichts zu bewirken. „Sie dürfen hier als Angeklagter lügen – die Zeugen aber nicht, die können bestraft werden.“ Der ständig hüstelnde Angeklagte mit hochrotem Kopf blieb stur und schwieg.
Auch nachdem eine 19-Jährige als Partygast aussagte, dass sie den Angeklagten zusammen mit einem ihr unbekannten anderen Partygast, die Feier habe verlassen sehen. Dabei hätten beide sowohl ein Fahrrad als auch eine Musikbox gehabt.
Ihr gegenüber habe der Angeklagte eingestanden, dass er dem Gastgeber „aus Rache das Rad und die Box abgezogen“ habe. Er wolle es in einen Keller bringen. In seinen eigenen wohl nicht, denn dort fand der Gastgeber, ein 18-jähriger Schüler, es am nächsten Tag nicht. In der nächsten Woche wird der Prozess mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt.