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Landtagswahl 2021 Dorothea Frederking besucht Landwirt Frank Lenz auf seinem Hof in Schinne

Grünen-Kandidatin Dorothea Frederking hat im Wahlkampf den Milchbauern Frank Lenz in Schinne besucht. Der geht bei der Milchviehhaltung neue Wege.

Von Antonius Wollmann 18.05.2021, 17:57
Dorothea Frederking (Bündnis 90/Die Grünen) besuchte Frank Lenz in der vergangenen Woche in Schinne.
Dorothea Frederking (Bündnis 90/Die Grünen) besuchte Frank Lenz in der vergangenen Woche in Schinne. Foto: Antonius Wollmann

Schinne - Für gewöhnlich besuchen Politiker in Wahlkampfzeiten Menschen, die ihnen grundsätzlich wohlgesonnen sind. Zumindest wenn die Presse dabei ist. Ergibt ja wenig Sinn, wenn die Berichterstatter sich nichts als Vorwürfe der Besuchten anhören müssen. Der Schinner Landwirt Frank Lenz spielt dieses Spiel nicht mit, als ihn die grüne Landtagskandidatin Dorothea Frederking in der vergangenen Woche auf seinem Hof aufsucht.

Als bedingungsloser Freund der Grünen outet er sich jedenfalls nicht. „In letzter Zeit erlebe ich die Partei manchmal etwas abgehoben und elitär“, macht er aus seinem Herzen keine Mördergrube, bevor an einem sonnigen Maitag der Rundgang über seinen Milchviehbetrieb beginnt.

Statt Lobeshymnen zu singen, geht es ihm eher um einen ernsthaften Austausch mit der Politikerin, während sie durch die drei großen Ställe am Rand des Dorfes streifen. 370 Kühe hält Lenz hier. Sein Vater hatte nach der Wende mit 23 Tieren angefangen.

Diese Erfolgsgeschichte hat aber keineswegs dazu geführt, dass der Landwirt zum unbedingten Unterstützer der gängigen Milchviehhaltung geworden ist. Dafür sei die Lage zu kompliziert, die Abhängigkeit der Milchbauern von den Molkereibetrieben und Supermärkten zu groß, findet Frank Lenz.

Stattdessen geht der 41-Jährige neue Wege. Weg vom unbedingten Wachstumsdogma, das aus seiner Sicht negative Folgen für die Tiere zeitigte.

Kälber werden bei ihm entgegen der üblichen Praxis nicht unmittelbar nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Erst nach drei Wochen erfolgt die Separierung. Der Nachwuchs ernährt sich dann von der Milch von „Ammen“. „In dieser Größenordnung sind wir der einzige konventionelle Betrieb in Deutschland, der so verfährt“, sagt der Milchbauer. Dass er damit auf eine Menge Milch und damit Einnahmen verzichtet, nimmt Lenz gerne in Kauf.

Dieser Ansatz findet wiederum die Unterstützung der grünen Politikerin. „Es ist schön zu beobachten, dass das Tierwohl hier so im Vordergrund steht“, kommentiert die Landtagskandidatin. Was ihr besonders gefällt: Im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben lässt Frank Lenz männliche Kälber nicht exportieren. „Die Tiere werden oft nach Nordafrika verschifft und dort unter schlimmen Bedingungen geschlachtet“, sagt Frederking.

Doch trotz all der Romantik ist beiden voll und ganz bewusst, dass am Ende auch die Verbraucher darüber entscheiden, ob das Konzept aufgeht. Ganz umsonst ist das Tierwohl nun einmal nicht zu haben.