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Der gebürtige Stendaler Christian Müller-Vogt leitet seit Januar die Kita "Regenbogenland" Ein Mann aus der Region für die Region

Von Sibylle Sperling 10.02.2012, 04:23

Er ist jung, männlich und war in seinem früheren Leben Tischler. Doch das ist für den neuen Kita-Leiter nichts Besonderes. Er freut sich auf seine Arbeit.

Stendal l In seinem früheren Leben war er mal Tischler. Mit Holz und Tischen hat er heute nichts mehr am Hut, dafür sitzt er täglich vor seinem Tisch. Doch wenn er sein Büro verlässt und den Gang nach links läuft, ist es schnell vorbei mit der ruhigen Büroatmosphäre. Da begegnet er fröhlichen Kinderstimmen, blickt auf farbige Wandfiguren oder muss schon mal über den ein oder anderen Turm aus Bauklötzern steigen.

Seit Januar ist Christian Müller-Vogt der neue Leiter der Kindertagesstätte Regenbogenland. Dass er die Hobelbank gegen einen Schreibtisch eingetauscht hat, kam nicht von heut auf morgen. Der Studiengang Kindheitswissenschaften steckte damals noch in den Kinderschuhen, als Müller-Vogt seinen beruflichen Neuanfang wagte. Auch die Geburt seiner Kinder war für die Entscheidung des Familienvaters inspirierend: "Meine eigenen Kinder waren die Initialzündung und mein Zugang zu dem Berufsfeld."

Der damals 26-jährige machte sich auf zum Studium der Kindheitswissenschaften an der Stendaler Hochschule. "Als Mann war ich damals noch eine richtige Rarität", erinnert er sich, denn unter den 33 Studierenden befanden sich nur drei Männer. Der frühkindliche Bereich interessierte den jungen Studenten sehr, er machte Praktika in Kindergärten in Tangerhütte und Magdeburg, und recht schnell war ihm klar: Ich möchte Kita-Leiter werden.

"Das Positive an dem Studiengang ist, dass er sehr interdisziplinär ist. Beim Studium der Zahnmedizin wird man eben Zahnarzt. Aber hier kann man sich zwischen verschiedenen Tätigkeitsfeldern entscheiden: Erzieher, Kitaleiter, Jugendarbeit - vieles ist möglich." Bei seinen Kita-Praktikas merkte der gebürtige Stendaler, der heute in Briest bei Tangerhütte lebt, dass ihn die Aufgabenstellungen in Kitas sehr reizen. 2010 beendete er sein Studium, seither hat er Erfahrungen in der Kinder- und Jugendhilfe gesammelt und Förderschüler in die Ausbildung begleitet. Nun macht er das, was ihm Spaß macht.

Er darf eine Kita leiten. "Konzeptentwicklung und die alltäglichen Aufgaben, wie Dienstpläne erstellen oder Dokumentationen, gehören zu den Dingen, die mich interessieren. Die Leitungsarbeit ist so vielschichtig, viele kleine Puzzleteile gehören da zusammen. Ich mache ja auch Öffentlichkeitsarbeit", versucht er die vielen Aufgaben zu ordnen.

Erziehungskonzepte hält der Kindheitswissenschaftler für notwendig, doch er möchte sich nicht auf ein spezielles Konzept festlegen. "Ich möchte mich da nicht festlegen. Es gibt ständig neue Entwicklungen, für die ich offen sein möchte." Klar ist für ihn, dass die Kinder seiner Kita ihr Leben eigenständig erforschen sollen. Denn sie selbst sind die Akteure ihrer eigenen Umwelt.

Noch scheint sich bei dem Kita-Leiter alles im Büro abzuspielen. Gibt es auch mal Zeit für einen Besuch bei den Kindern? "Morgen helfe ich in einer Gruppe aus, aber das ist noch die ganz große Ausnahme", sagt er. "Noch ist es der bürokratische Teil, der mich verfolgt." Natürlich will er mehr Zeit mit den Kinder verbringen, aber das wird dann eher als regelmäßige "Gruppenaushilfe" geschehen.

Aber ist es nicht wichtig, dass Kinder auch Männer als Bezugspersonen im Alltag haben, zum Toben oder Fußballspielen? Die Geschlechter-Diskussion ist für den Kita-Leiter überholt. "Die Diskussion ist doch nicht mehr zeitgemäß. Männer sind heute auch für die Erziehung verantwortlich. Warum sollten Kinder nicht auch beide Teile, Mann und Frau, in der Einrichtung erleben?" Für Müller-Vogt ist es selbstverständlich, dass die Kinder mit beiden Geschlechtern ihren Alltag bestreiten.

Dass er als Mann die Leitung einer Kita übernommen hat, findet er nicht ungewöhnlich, obwohl die Öffentlichkeit ihn wie eine kleine Sensation handelt. "Für mich ist das nichts Besonderes", sagt er ganz bodenständig.