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Elternprojekt Babys in Stendal weiter willkommen?

Seit 2016 gibt es für Eltern von Neugeborenen den Besuchsdienst „Willkommen im Landkreis Stendal“ an. Ob das Projekt fortgesetzt wird.

Von Donald Lyko 29.06.2020, 21:00

Stendal l Auch wenn Jugendamtsleiterin Kathrin Müller keine Freundin abgegriffener Standardformulierungen ist, scheint ihr eine davon in Bezug auf den Hausbesuchsdienst für die Eltern neugeborener Kinder dennoch zu passen: „Das Projekt ist durchaus als Erfolgsgeschichte einzuordnen.“ Denn es zeige, „dass der Landkreis etwas für Familien tut“. Im Kreis-Ausschuss am vergangenen Donnerstag formulierte sie ihre „grobe Zusammenfassung“ so: „Wir haben selten für Dinge, mit denen wir als Jugendamt nach außen gehen, so viel positive Resonanz bekommen wie für dieses Projekt.“ Kein Wunder also, dass sich die Amtsleiterin ganz klar für eine Fortsetzung des Hausbesuchsdienstes (siehe Info-Kasten), ein für die Eltern kostenloses und freiwilliges Angebot, ausspricht.

Die Entscheidung darüber muss der Kreistag treffen. Für dessen Sitzung am 24. September steht eine Grundsatzentscheidung zum dauerhaften Vorhalten dieses Angebotes ab 2022 auf der Tagesordnung. Damit entscheidet der Kreistag dann auch, ob er die jährlichen Kosten zwischen 75.000 und 80.000 Euro aus seinem Haushalt ausgeben will. Seit Einführung des Hausbesuchsdienstes „Willkommen im Landkreis Stendal“ im Jahr 2016 wird das Modellprojekt vor allem mit Geld finanziert, das aus dem Bundestopf „Bildung und Teilhabe“ von Betroffenen nicht abgerufen wird, dem Kreis aber dennoch zur Verfügung steht.

Mit dem Grundsatzbeschluss muss die Frage beantwortet werden, ob das Projekt eine Zukunft haben soll. Kathrin Müller wünscht sich das schon allein wegen Saskia Wengler, die den Hausbesuchsdienst mit Leben erfüllt. Die Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin hat die Zusatzausbildung als Familienhebamme. „Es war wie ein Fünfer im Lotto, dass wir sie bekommen haben. Es ist schwer, jemanden mit dieser Qualifikation zu finden“, so die Amtsleiterin. Darum ihre Empfehlung: „Es wäre klug, eine solche Fachkraft auf Dauer zu halten.“

Sollte sich der Kreistag gegen die Fortsetzung entscheiden, stellt sich die Frage: Was wird alternativ gemacht? Denn die „Frühe Hilfe“ gehört zu den Pflichtaufgaben der Kreisverwaltung. Das Jugendamt muss Eltern sowie werdende Väter und Mütter darüber informieren, welche Beratungs- und Hilfsangebote es regional gibt. Dafür kann das Amt ein persönliches Gespräch anbieten. Kathrin Müller: „Aus der Nummer, etwas machen zu müssen, kommen wir generell nicht raus. Darum sollten wir beim Projekt bleiben, das sich bewährt hat und gut ankommt.“

So sieht das prinzipiell auch Nico Schulz, Vorsitzender der Kreistagsfraktion „Pro Altmark“. Es sprach sich allerdings dagegen aus, dass angesichts der angespannten Haushaltslage dafür eine zusätzliche Stelle geschaffen wird. In der Kreisverwaltung mit rund 700 Mitarbeitern müsse es möglich sein, ohne Erweiterung des Stellenplans auszukommen. So könnte die Hausbesuchsdienst-Mitarbeiterin eine Stelle „übernehmen“, die in einem anderem Bereich durch Ausscheiden wegen Rente oder Umstrukturierung frei geworden ist.

Die Linke-Fraktionsvorsitzende Katrin Kunert schlug vor, jetzt erst einmal den Grundsatzbeschluss im Kreistag zu fassen und bis 2022 zu schauen, welche Abgänge es im Personalplan gibt und wie die Stelle dort untergebracht werden kann. Auf jeden Fall sollte sie weiter Bestand haben, „denn wir haben damals um das Projekt gekämpft“, erinnerte sie an die Anfänge.

Auch Ralf Berlin, Vorsitzender der Fraktion FDP/Grüne/Landwirte der Region, unterstützt die Fortsetzung. „Es ist wichtig, schon früh mit den Erziehenden in Kontakt zu kommen.“