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Energie Hubschrauber hilft Monteuren

Eine neue leistungsstarke Freileitungstrasse zwischen Stendal und Wolmirstedt soll ab dem vierten Quartal 2020 Strom transportieren.

Von Regina Urbat 29.01.2020, 00:01

Stendal l Der Anblick eines surrenden Hubschraubers in unmittelbarer Nähe eines Strommastens ist um Stendal zurzeit Gewohnheit. Die neue, etwa 37 Kilometer lange Hochspannungstrasse zwischen den Umspannwerken Stendal-West und Wolmirstedt nimmt Gestalt an. Am Ortsrand von Groß Schwarzlosen werden die Vorbereitungen abgeschlossen, um später die Leiterseile zwischen den neuen Masten montieren zu können.

Dafür werden sogenannte Vorseile von Mast zu Mast gezogen, mithilfe eines Hubschraubers. „Das spart enorm viel Zeit“, sagt Knut Wagner. Der Pilot und Geschäftsführer der SkyHeli GmbH mit Sitz in Trebbin, ein Ortsteil von Schönhagen bei Berlin, hat auf dem Hof eines ehemaligen Landwirtschaftsbetriebes am Ortsrand zur Landung ansetzen müssen. Der Airbus Helicopter AS 355 F2 muss aufgetankt werden.

Wagner kontrolliert die Flugtechnik, die von Energieunternehmen neben den Seilmontagen ebenso für Kontrollen an Stromleitungsnetzen und Gasleitungen gebucht wird. „Auch das spart enorm viel Zeit. Wir sind bei der Kontrolle von 1000 Kilometern Stromleitung in ein, zwei Wochen durch.“ Kein Vergleich mit dem Aufwand, wenn ein Monteur Mast für Mast erklimmt und nach Beschädigungen Ausschau hält. „Darüber hinaus montieren wir an Stromleitungen sogenannte Vogelschutzmarkierungen und Flugwarnkugeln“, ergänzt Knut Wagner.

Doch an diesem Tag ist die Unterstützung beim Einzug der Vorseile gefragt. Mit an Bord ist dafür Florian Christoph. Der Berliner hat als ausgebildeter Industriekletterer beste Voraussetzungen für den waghalsigen Job. Er übergibt und übernimmt das mit blauer Plastik ummantelte Vorseil. Sein Partner, ein Monteur der Firma EQOS, sitzt oben auf dem gut 60 Meter hohen Strommast. Nach der Abstimmung mit ihm über Funk „muss jeder Handgriff sitzen“, sagt der 31-Jährige.

Bei den Kommandos „Ausklinken“ und „Einklinken“ wird jedes Mal der Lastenhaken am Hubschrauber betätigt. Der Monteur befestigt das Seil am Mast, der Hubschrauber dreht ab zum nächsten Mast in etwa 250 Meter Entfernung. Das Manöver wiederholt sich mehrere Male, es hat den Anschein von Strippen ziehen, nur alles ist viel gigantischer und größer.

„Den Rest erledigt nun die Seilwinde, in den nächsten Tagen“, sagt Christoph Arnold. Er ist beim Bauträger, dem Netzbetreiber 50 Hertz Transmission GmbH, beschäftigt und Pressesprecher für das Bauprojekt. Es unterteilt sich in drei Abschnitte. „Das hier zwischen Stendal und Wolmirstedt ist bereits im Bau, die beiden anderen sind in der Planfestellung“, sagt der 34-Jährige.

Mitte März sollen die Leiterseile zwischen den 87 neu errichteten Masten gespannt sein. „Das erfolgt mit der Winde“, sagt Arnold. Mit deren Motorkraft wird die mit dem Vorseil verbundene Hauptleitung, der Stromleiter aus Aluminium und Stahl, zwischen die Masten gezogen. „Im vierten Quartal dieses Jahres soll ein System in Betrieb genommen werden“, so der Pressesprecher weiter. Etwa 43 Millionen Euro investiert 50 Hertz in diesen Abschnitt. Groß Schwarzlosen haben dabei eine besondere Stellung. „Hier wurde ein Provisorium errichtet, eine temporäre Überbrückung.“ Dabei handelt es sich um ein Gestänge, von dem aus die alte 220-kV-Leitung aus Richtung Güstrow im Norden an die neue Stromtrasse in Richtung Wolmirstedt angebunden wird. Wenn die Abschnitte ab Perleberg in Betrieb sind, wird das Notgestänge wieder abgebaut, erläutert der Berliner.

Bei der rund 106 Kilometer langen 380-kV-Freileitung handelt es sich um einen Ersatzneubau, denn die bisherige 220-kV-Leitung wird zurückgebaut. Sie stammt aus den 1950er-Jahren, ist verschlissen. Da diese Stromtrasse in Hinblick auf die Zunahme von erneuerbaren Energien eine wichtige Transportleitung sei und die Anforderungen an die Netzstabilität steigen, „wird sie durch die leistungsstärkere Freileitung ersetzt“.

Von Vorteil sei laut Arnold, dass dabei überwiegend in der bestehenden Trassenführung gebaut werde. „Damit kann auf ein Raumordnungsverfahren verzichtet werden.“