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Vorreiter im Gartentourismus Erfolgsgeschichte: Wo in Sachsen-Anhalt Blütenträume wahr werden

25 Jahre Landesnetzwerk „Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt“: Wie das Projekt entstanden ist und welchen Einfluss der Landkreis Stendal hatte.

Von Christian Wohlt 06.06.2025, 17:18
Idylle im Gutspark Briest ist eine von 50 Anlaufstationen für naturverbundene Besucher.
Idylle im Gutspark Briest ist eine von 50 Anlaufstationen für naturverbundene Besucher. Foto: ct-press

Stendal/Altmark - Die Sonne lockt die Menschen endlich wieder hinaus in die blühende Natur. Beim europäischen Aktionswochenende „Rendezvous im Garten“ laden für das Pfingstwochenende (6. bis 9. Juni) kleine und große, öffentliche und private Gartenanlagen dazu ein, Gartenkunst und Gartennatur zu feiern.

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Mit dabei: der Stadtpark Tangerhütte und der Gutspark im benachbarten Briest, die aber nicht nur zu diesem besonderen Anlass Anziehungspunkte für Besucher sind.

Seit 25 Jahren wirbt die Initiative „Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt“ für die schönsten Parks des Landes und setzt sich für deren Erhalt ein. Von der Altmark bis Zeitz erstreckt sich heute das traumhafte, 50 Stationen umfassende Gartennetz. Große, weltbekannte Anlagen wie das Wörlitzer Gartenreich oder das Europa-Rosarium Sangerhausen sind darin ebenso zu finden wie kleine, bisher weitgehend unbekannte Parks.

Stadtpark Tangerhütte, Schlosspark Krumke und Wallanlagen in Gardelegen sind seit Beginn an dabei

Von Anfang an dabei sind mit dem Stadtpark Tangerhütte, dem Schlosspark Krumke und den Wallanlagen in Gardelegen drei Stationen im Landkreis Stendal sowie im Altmarkkreis Salzwedel. Im Jahr 2010 kamen der Gutspark Briest (bei Tangerhütte) und 2017 der Gutspark Schönhausen hinzu.

Geboren wurde die Idee 1999 in Magdeburg. Damals zog die Bundesgartenschau ein Millionenpublikum in den Elbauen-Park. Eine vormals militärisch genutzte Liegenschaft war in eine blühende Landschaft verwandelt worden. Das sollte keine Eintagsfliege bleiben, und so keimte der landesweite Gartentraum. Vom Elbauenpark aus wurde ein Netz über das Land gespannt. Im Jahr 2000 gingen Verein und Netzwerk (zunächst mit 42 Stationen) an den Start. „25 Jahre Gartenträume sind eine Erfolgsgeschichte“, schwärmt Vorstandsvorsitzender Hermann Onko Aeikens. Sachsen-Anhalt sei damit Vorreiter für den Gartentourismus in Deutschland.

Ab dem Jahr 2000 sind vier Millionen Euro in Gartenprojekte geflossen

Aus Förderprogrammen wie der „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ oder Leader wurden Millionenbeträge auch in der Altmark investiert. Anfang der 2000er Jahre flossen so allein rund vier Millionen Euro in die Gartentraumprojekte in Tangerhütte, Krumke und Gardelegen. Ab 2010 wurde der Gutspark Briest vor allem mit Hilfe der Leader-Förderung wiederhergestellt.

Mittel zur Beseitigung der Hochwasserschäden von 2013 kamen dem Gutspark Schönhausen zugute. „Dank des Engagements des Landes Sachsen-Anhalt und der vielen begeisterten Mitstreiter konnten vielfältige Fördermaßnahmen zur Wiederherstellung der Parkanlagen, deren nachhaltiger Pflege und sanfter touristischer Vermarktung umgesetzt werden“, sagt Aeikens.

Gartentraum-Urgestein ist Ortsbürgermeister in Tangerhütte

Mit jedem Ort sind Namen von Menschen verbunden, die sich dem Gartentraum verschrieben haben und sich dafür auf ganz besondere Weise einsetzen. In Osterburg fällt Vereinsgeschäftsführerin Felicitas Remmert zum Beispiel Norman Sengstock ein. Der Gärtner sei seit der Kindheit mit dem Krumker Park verwurzelt, engagiere sich auch bei Parkseminaren in anderen Gartenträume-Orten. Gleiches gelte für Moni Gille und Rupert Kaiser, die als „Hansefrau Fronika“ und als „Uralt-Bürgermeister Beck“ in Gardelegen unterwegs sind.

In Tangerhütte zählt Ortsbürgermeister Gerhard Borstell zu den Gartentraum-Urgesteinen. Seine Parkführungen mit Anekdoten aus der Geschichte der Anlagen sind legendär. Der Stadtpark Tangerhütte ist mit der Geschichte der Stadt untrennbar verbunden. Er wurde vom Besitzer der Tanger Hütte geschaffen, welcher der Ort seinen Namen und die einstige wirtschaftliche Blüte verdankt.

Tangerhüttes Ortsbürgermeister Gerhard Borstell in seinem Element bei einer Parkführung im Jahr 2014.
Tangerhüttes Ortsbürgermeister Gerhard Borstell in seinem Element bei einer Parkführung im Jahr 2014.
Foto: ct-press

Jede Station hat ihren ganz eigenen Stil und für den jeweiligen Ort eine ganz spezielle Bedeutung. Die Gartenträume-Parks sind nicht nur schmuck anzuschauen und für die Einheimischen ein Hort der Erholung, sie sind auch ein wichtiger ökonomischer Standortfaktor und nicht nur für die Tourismusbranche relevant. Es profitieren auch andere Geschäftsfelder von der Herstellung, Sanierung, Pflege und Bewirtschaftung der Parks und Gärten. Da die meisten Stationen frei zugänglich sind, lässt sich die Besucher-Resonanz schwer in Zahlen ausdrücken. Die Parkbetreiber gehen von insgesamt rund zwei Millionen Gartentraum-Gästen jährlich aus.