Eine Frau aus Cobbel knüpft über das Internet Kontakt mit Gleichgesinnter aus Essen Erst ein Chat, dann echte Freundschaft
Zwei Frauen lernen sich im Internet kennen. Daraus entwickelt sich erst ein regelmäßiges Chat-Gespräch und später eine echte Freundschaft.
Cobbel l Mehr aus Neugier denn aus echtem Interesse wühlte sich Katrin Müller aus Cobbel einst durch das Internet. Der Computer war neu, der Internetanschluss auch, nur was damit anzufangen wäre, das war noch nicht so klar. Bis sie in einem Chat auf Diana Langenhorst aus Essen im Ruhrgebiet stieß, die sich ähnlich neugierig im Netz tummelte. Heute sind die beiden die besten Freundinnen. Im vergangenen Jahr haben beide groß gefeiert - das zehnjährige Jubiläum ihrer besonderen Freundschaft.
Die beiden Freundinnen sitzen vergnügt an einem Tisch, lassen viele Fotos von sich machen und können dabei kaum aufhören zu erzählen und zu kichern. So, wie Freundinnen das gewöhnlich tun. Aber gewöhnlich ist die Freundschaft zwischen Katrin Müller und Diana Langenhorst nicht. Sie sind nicht miteinander groß geworden, haben nicht das halbe Leben miteinander verbracht und damit auch keine gemeinsame Vergangenheit, an die sie anknüpfen können. Dennoch sind sie die besten Freundinnen.
Kennengelernt haben sie sich vor über zehn Jahren im Internet über eine Chatplattform. "Ich habe damals meinen Internetanschluss bekommen und wollte natürlich alles ausprobieren, bin etwas ziellos im Netz umhergesurft und habe mir alles angesehen", erzählt Katrin Müller.
"Dann wagten wir den Telefonkontakt."
Katrin Müller
Damals, 2001, war alles neu. Auf einmal standen der Lehrerin aus Cobbel die virtuellen Weiten der ganzen Welt offen. "Dann bin ich auf einen Ü-30-Chat gestoßen, wo man sich mit anderen unterhalten konnte. Keine ernsten Themen, aber eben auch nichts Ordinäres. Ganz normale kleine Unterhaltungen. Das war eine witzige Sache. Ich habe da erst einmal eine Weile beobachtet, mir einen Nickname (Spitzname, Anm. d. A.) zugelegt und so ab und zu den einen oder anderen Beitrag kommentiert." Dabei sei sie häufiger mit einer anderen Nutzerin in Kontakt gekommen, die virtuellen Gespräche wurden schnell intensiver und persönlicher.
Immer häufiger zogen sich beide in einen abgeschotteten Chatroom zurück, wo sie sich ungestört austauschen konnten. "Irgendwann stand dann die Überlegung im Raum, nicht mehr nur per Internet zu kommunizieren, sondern sich auf persönlicher Ebene etwas anzunähern", erzählt Diana Langenhorst. Also wurden die Handynummern ausgetauscht, die einstige Chatfreundschaft entwickelte sich zu einer dauerhaften und damit auch kostenintensiven SMS-Beziehung.
Die Gesprächsthemen wurden immer vertraulicher. Familie, Beruf, Alltägliches und eigentlich alles, was man auch sonst mit seiner besten Freundin austauschen würde, fand in ihren Unterhaltungen seinen Platz. "Aber dann wagten wir doch den Telefonkontakt. Es war ganz toll. Wir hatten uns so viel zu erzählen. Die Gespräche dauerten immer so zwischen zwei und drei Stunden. Ich habe mir dann schnell eine Flatrate zugelegt, denn wir haben ja mindestens einmal pro Woche telefoniert. Und dann sollte es ernst werden", sagt Katrin Müller.
"Es war, als würden wir uns schon ewig kennen."
Diana Langenhorst
Weil ihre Großmutter eine Freundin in Rheinhausen hat, also ganz in der Nähe des Wohnortes von Diana Langenhorst, überlegt sich Katrin Müller, ihre Oma zu deren Treffen nach Nordrhein-Westfalen zu begleiten, um dort zum ersten Mal auf ihre unbekannte Freundin zu treffen. "Es war, als würden wir uns schon ewig kennen und hätten uns nur lange nicht mehr gesehen", erinnert sich Diana Langenhorst.
Es gab viel zu erzählen. Die Freundschaft war jetzt real geworden, nicht mehr nur Teil einer virtuellen Welt. "Unser erstes Treffen war gar nicht so, als wäre es das Erste", sagt Diana Langenhorst. "Wir waren uns ja nicht fremd, wussten alles voneinander, fanden immer wieder Themen, über die wir sprechen konnten." Seitdem sind die beiden Frauen unzertrennlich. Seit nunmehr elf Jahren telefonieren sich wöchentlich miteinander, besuchen sich in vierteljährlichem Rhythmus und planen sogar gemeinsame Urlaubsreisen.
Auch die Ehemänner und die Söhne haben ein gutes Verhältnis zueinander, sodass den gemeinsamen Unternehmungen nichts im Wege steht. So wie im vergangenen Jahr. Zum zehnjährigen Freundschaftsjubiläum sind die Freundinnen zusammen mit der Familie zum ersten Mal gemeinsam in den Urlaub gefahren, für eine Woche nach Kroatien. "Die Woche ging viel zu schnell vorbei", sagt Katrin Müller. "Aber die Möglichkeit, das zu wiederholen besteht ja immer", fügt Diana Langenhorst hinzu und lächelt. Somit scheint das nächste Wiedersehen in greifbarer Nähe, immerhin muss ja der Urlaub geplant werden.