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  7. Ex-Lok-Spieler Hans Küchler: "Erfolg gibt es nicht im Spaziergang"

Auch der Torwarttrainer des Nachwuchses fiebert dem Pokal-Halbfinale am Dienstag entgegen, rechnet aber nicht mit einer Überraschung Ex-Lok-Spieler Hans Küchler: "Erfolg gibt es nicht im Spaziergang"

Von Thomas Pusch 26.04.2012, 05:16

Stendal l Wenn Hans Küchler an seine Vergangenheit als Oberligaspieler denkt, gerät er immer noch ins Schwärmen. "Ich habe ja für beide Mannschaften gespielt", erzählt er vor dem Landespokal-Halbfinale zwischen dem 1. FC Lok Stendal und dem Halleschen FC. Zu dem Zeitpunkt hieß der Verein allerdings noch SC Chemie Halle-Leuna. Vorher hatte der Rechtsaußen schon für Chemie Karl-Marx Stadt und Vorwärts Berlin in der höchsten Klasse der DDR gespielt. Dann folgte der Wechsel in die Altmark. Seit rund 55 Jahren nennt der gebürtige Wesenitztaler nun schon Stendal seine Heimat. Auch seine Frau Hildegard, die er beim Sportstudium kennen gelernt und schon mit nach Halle genommen hatte, fühlt sich in der Region wohl. Obwohl sie auch gerne an ihre Heimat Waren an der Müritz zurückdenkt. "Wir haben aber dort keine Verwandten mehr und unser Freundeskreis ist hier", erklärt sie.

Bei den Stendalern verbrachte Küchler die meisten seiner Oberligajahre, spielte dort bis 1968. "Es war eine schöne Zeit, wenn sie natürlich finanziell auch nicht mit der heutigen Bundesliga zu vergleichen ist", sagt er. Er sammelte auch schon Erfahrungen mit Halle als Pokalgegner. "Mit Vorwärts Berlin standen wir gegen die im Endspiel im Magdeburg", weiß er noch heute. Das ging allerdings verloren.

Noch eindrucksvoller war für ihn die Zeit als Auswahlspieler. Neun Länderspiele absolvierte er für die B-Nationalmannschaft. "Da kann ich keins herausgreifen, das waren alles beeindruckende Situationen, ob in Westafrika oder Leningrad", nennt er zwei Beispiele.

Nach seiner Zeit auf dem Spielfeld folgten verschiedene Stationen am Spielfeldrand. Er trainierte unter anderem Empor Stendal, in Tangermünde, Tangerhütte und Bismark. Dann zog es ihn wieder zu Lok zurück, wo er noch heute den Torwartnachwuchs trainiert. Und die 12- bis 19-Jährigen hören auf ihn. So wie es die Schüler an der Berufsschule einst taten. Er ist aber froh, im Ruhestand zu sein. Das jetzige Schulsystem hält er für ein wenig zu lax. "Erfolg gibt es nicht im Spaziergang", lautet seine Überzeugung. Und das gilt natürlich auch für den Fußball.

Wenn ein junger Spieler in der Zwickmühle zwischen Lok und Liebe steckt, dann versucht Küchler, die Freundin einzubeziehen. Wenn der Jugendliche dann aber die Leistung schleifen lässt, unregelmäßig zum Training kommt, dann kann er auch gleich gehen. "Da lohnt es sich dann auch nicht", meint Küchler.

Er ist auch Stammgast am Hölzchen, verfolgt die Spiele nicht nur der Ersten Mannschaft, sondern ist das ganze Wochenende unterwegs. Dem Verbandsligisten traut er einen Mittelplatz in der Klasse zu. Mehr sei auch nicht drin. "Da fehlen einfach die finanziellen Mittel", nennt er einen Grund. Schon der Nachwuchs müsse sehr weite Wege bestreiten, die Kosten verursachen. Und ohne große Sponsoren seien eben auch keine großen Sprünge für das Aushängeschild möglich.

So wie er auch einen Sieg im Pokalfinale nicht für sehr realistisch hält. "Halle trainiert praktisch unter Profibedingungen, unsere Spieler fahren nach der Arbeit zum Training", vergleicht er die unterschiedlichen Ausgangspositionen. Eine Überraschung wäre gut, aber äußerst schwer zu schaffen. "Wir könnten auch zufrieden sein, wenn sich die Mannschaft mit einem guten Spiel aus dem Wettbewerb verabschiedet", bleibt Küchler zurückhaltend.

Er rechnet mit viel Unterstützung durch die heimischen Fans. "Wir können wirklich froh sein, dass wir bei unseren Heimspielen so viele Zuschauer haben", lobt er das Publikum. Das sei bei den Verbandsligisten aus dem Berliner Raum ganz anders. Mit 600 bis 800 Lok-Anhängern rechnet er am 1. Mai.

Natürlich wird er auch wieder dabei sein und die Daumen drücken. Und dann wird es auch bald wieder Zeit sein, aufs Fahrrad zu steigen. Neben dem Torwarttrainerjob hält er sich mit Fahrrad fahren fit. "Dreimal in der Woche sind meine Frau und ich im Stadtforst unterwegs, jeweils 24 Kilometer", erzählt er. Manchmal hat er auch keine Lust, "aber sie überzeugt mich dann."