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Fahrradstraße „Roland radelt“ an Mehrheit vorbei

Unter „Roland radelt“ hat die Fraktion SPD/FDP/Ortsteile die Einrichtung einer Fahrradstraße zwischen Hauptbahnhof und Campus beantragt.

Von Donald Lyko 18.09.2020, 07:00

Stendal l „Wir sollten als Stadt ein Zeichen setzen, um den Fahrradverkehr mehr in den Vordergrund zu bringen“, warb Herbert Wollmann im Hauptausschuss für einen Antrag, den er als Vorsitzender der Fraktion SPD/FDP/Ortsteile gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Reiner Instenberg eingereicht hat. Dieses Zeichen könnte mit relativ geringem finanziellen Aufwand gesetzt werden, so Wollmann: „Es ist eher ein symbolischer Akt, dass Stendal schon mal was von Verkehrswende gehört hat.“

Die Mehrheit überzeugen konnte er nicht. Auch sein Angebot, im Beschlusstext aus der festlegenden Formulierung „richtet innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Fahrradstraße zwischen dem Hauptbahnhof Stendal und der Hochschule ein“ die weniger verbindliche Formulierung „beabsichtigt ... einzurichten“ zu machen, fand keine Mehrheit.

So blieb es beim Ursprungsantrag mit zwei Teilen, die bei einer separaten Abstimmung unterschiedliche Mehrheiten fanden. Ähnlich sah es eine Woche zuvor schon im Ausschuss für Stadtentwicklung aus: klares Ja zum Prüfauftrag, ob und welche Fahrradstraßen möglich wären, ein weniger klares Nein zur konkreten Forderung der Verbindung Bahnhof-Campus. Fahrradstraßen sind Straßen, die Radfahrern vorbehalten sind (nicht zu verwechseln mit Radwegen). Mit Zusatzschildern kann geregelt werden, dass andere Fahrzeuge die Straße mitnutzen dürfen.

Er habe sich über den Antrag gewundert, sagte Joachim Röxe, Vorsitzender der Fraktion Linke/Grüne, weil das Radwegekonzept für die Hansestadt kurz vor der Fertigstellung steht – darin von diesem Vorschlag aber nicht die Rede ist.

Das Thema sei zwar angesprochen, aber nicht weiter verfolgt worden, „weil kein Bedarf da war“, erklärte Planungsamtsleiter Axel Achilles im Stadtentwicklungsausschuss. Dass Fahrradstraßen bestimmte rechtliche Anforderungen erfüllen müssen, hätte Konsequenzen für andere Teilnehmer, machte er klar. Das befürchtet auch Katrin Kunert (Linke): „Es würde die Verkehrsführung in der Stadt erheblich beeinträchtigen, wenn nicht sogar behindern.“

Mit Blick auf besagtes Konzept und die fachliche Expertise der Arbeitsgruppe sprach sich der CDU/Landgemeinden-Fraktionsvorsitzende Thomas Weise gegen die beantragte Fahrradstraße aus: „Ich hätte Bauchschmerzen damit, wenn wir jetzt laienhaft eine bestimmte Strecke vorschlagen.“

„Was ist daran so schlimm?“, hielt Jörg Schwarzer (Bürger für Stendal) dagegen. „Warum sollen wir den Versuch nicht wagen?“ Er hätte kein Problem damit, eine Hauptachse wie die Frommhagenstraße dafür zu nutzen. Dann müssten Autofahrer dort eben langsamer fahren.

Schon im Ausschuss für Stadtentwicklung hatte er gesagt: „Ich finde es gar nicht so schlecht, etwas Musik in die Sache zu bringen“ und sich gegen einen Prüfauftrag ausgesprochen. Aus eineinhalbjähriger Erfahrung als Stadtrat wisse er, „dass Prüfaufträge gern mal im Sande verlaufen“.

Georg-Wilhelm Westrum, Leiter des Amtes für Stadtumbau und Sanierung, möchte vorher eine andere Frage beantwortet haben: Wie viele Studenten würden diese Strecke tatsächlich nutzen? Diese Zahl müsste ins Verhältnis zur Pkw-Verkehrsbelastung gesetzt werden, so Westrum.