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Feuerwehrgeschichte Mit Schlafmütze zum Löschen

Das Landesfeuerwehrmuseum Stendal feierte 25. Jubiläum: mit originellen Geräten, Uniformen und spannendem Wettstreit.

Von Nora Knappe 14.05.2018, 01:01

Stendal l Eine irgendwie skurrile, aber genauso vergnügliche Mischung aus Historie, Sport und Gaudium bot sich den Besuchern im Landesfeuerwehrmuseum in Stendal am Sonnabend. Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens wurde hier ein Handdruckspritzenwettbewerb ausgetragen. Der forderte den Teilnehmern aus Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen so einiges ab: Bei den historischen Geräten ist reichlich Körpereinsatz gefragt, um die mechanische Pumpe überhaupt erst einmal zum Wassertrog zu bewegen. Dort per Eimer oder Schlauch Wasser gezapft, den Tank gefüllt und an zwei Seiten der Spritze per Handhebel pumpen, pumpen, pumpen, bis die Fontäne aus dem Strahlrohr den Kanister vom Pfahl pfeffert. Schlauch wieder aufrollen, Spritzenwagen wieder zurücktrecken. Uff.

„Um Platzierung geht es uns gar nicht so sehr, mitmachen ist alles. Hat Spaß gemacht“, sagte nach dem Lösch-Wettkampf schweißgebadet, aber begeistert Burkhard Neumann. Er war mit neun Mitstreitern aus Arensberg angereist, und einer Handdruckspritze von 1897. Die steht sonst im Gerätehaus, kommt aber öfter zu Hochzeiten oder Geburtstagen zum Einsatz. Hätte es einen Preis für die originellste Bekleidung gegeben – Arensberg hätte ihn wohl eingeheimst: Von Zylinder über Schlafmütze und Nachthemd bis hin zur original Feuerwehr­uniform von anno dazumal wurde alles zur Schau getragen.

Ein Gaudium war die Teilnahme auch für die Schönhauser. Mit ihrem Spritzenwagen von 1899/1900 – den sie einst in desolatem Zustand vom Feuerwehrmuseum überlassen bekamen – schafften sie gleich zwei Platzierungen. „So ein Wettbewerb macht einfach Spaß“, fand Wehrleiter Karl-Heinz Pick, dem die Lösch­übung noch ins Gesicht geschrieben ist: „Das Ziehen ist schon anstrengend, aber auch das Pumpen. Hier haben wir ja nur einen Kanister vom Sockel geholt, früher haben sie damit richtige Brände gelöscht...“

Neben dem Spaß am Verkleiden und dem Ehrgeiz beim Wetteifern ging es beim Handdruckspritzen-Treff natürlich auch ums Fachsimpeln. Wenngleich Michael Schneider, Leiter des Feuerwehrmuseums und des Wettbewerbs, bei den Geräten aus 23 Orten schon auch Wert auf Korrektheit und Historientreue legte. So fiel bei seinem Bewertungsrundgang durchaus das ein oder andere strenge Wort, in gespielt-launiger Autorität vorgebracht, hieß es dann: „Leute, Leute... Holz ist Holz, ihr habt‘s rot lackiert – schade!“ Oder: „Wo ist denn die Deichsel? – „Zu Hause...“ – „Na, das gibt Punktabzug.“ „Das Strahlrohr... ein bisschen putzen, dann geht‘s.“