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Fridays For Future Klimaschützer übergeben Forderungen

Die Aktionsgruppe Fridays for Future Stendal hat sich mit einem Forderungskatalog an den Landkreis gewandt.

Von Donald Lyko 08.06.2020, 01:01

Stendal l Der Ort für die Übergabe war zwar eher coronabedingt gewählt, zum Anlass passte er aber ideal: der Garten des Landratsamtes, das Stückchen Grün zwischen Alt- und Neubau an der Stendaler Hospitalstraße. Dort empfing Patrick Puhlmann am Freitagnachmittag eine kleine Abordnung von Fridays for Future Stendal. Die hatte dem Landrat zwei Dinge mitgebracht: ein Geschenk und ein elf Seiten starkes Papier. Das Geschenk, ein Apfelbaum „Ingrid-Marie“, soll in den kommenden Jahren ordentlich wachsen, neue Triebe bekommen und vor allem für eine reiche Obsternte sorgen. Eine reiche Ernte und das daraus etwas erwächst, das lässt sich als Wunsch auch auf den Forderungskatalog übertragen.

„Innerhalb der letzten Monate haben wir einen Katalog erarbeitet, der kurz- und langfristig diverse Möglichkeiten aufzeigt, mit denen der Landkreis Stendal einen fairen Beitrag zum notwendigen Eindämmen der Klimakrise leisten kann. Außerdem sind wir überzeugt, dass viele der Ideen auch abseits davon die Lebensqualität im Landkreis erhöhen werden“, sagte Isabella Lang, eine der Aktivistinnen von Fridays for Future Stendal. Ziel sei es, viele kleine und große Chancen aufzuzeigen. „Wir hoffen, damit Politik und Verwaltung auf dem Weg zur Klimaneutralität inspirieren und unterstützen zu können“, formulierte sie das Anliegen.

Die Übergabe des Forderungskataloges am Freitag war dafür der erste Schritt. Die Forderungen sollen demnächst allen Fraktionen im Kreistag und auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden – als Gesprächsangebot, denn die Klimaschutz-Engagierten möchten sich gern daran beteiligen, gemeinsam Lösungen zu finden. Isabella Lang: „Wir hoffen, dass wir viele unserer Ideen bald auch in der Realität sehen dürfen.“

Die Mitglieder der Stendaler Gruppe hatten in den vergangenen Monaten mit vielen Personen und Organisationen aus dem Landkreis gesprochen, darunter Landwirte, Experten für die Grünpflege, Umweltschützer und sozial Engagierte. „Wir haben dabei gemeinschaftlich und im Dialog stets nach Ideen und konstruktiver Kritik gesucht und sind nun schlussendlich zu diesem Ergebnis gekommen“, sagte Gregor Laukert: „Wir haben nicht den Anspruch, hier auf jedes Problem der menschgemachten Klimakrise eine perfekte Antwort gefunden zu haben. Unser Ziel ist es, zu inspirieren und neue Wege hin zu einem klimafreundlichen und zukunftsorientierten Landkreis aufzuzeigen, und die Wege, die bereits geplant sind, zu unterstützen. Ob nun Verkehr, Naturschutz oder Bildung – es gibt kommunal viele Möglichkeiten zum Klima- und Menschenschutz, die wir dringend angehen müssen.“

Nach Ansicht von Fridays for Future Stendal sollte der Landkreis Stendal zum Beispiel einen viel stärkeren Fokus auf Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie den Fahrrad- und Fußverkehr setzen, „um eine echte Alternative für den ressourcenverschwendenden Individualverkehr aufzubauen“, sagte Gregor Laukert. „Dafür fordern wir beispielsweise mehr Radwege und Fahrradstraßen sowie einen für alle erschwinglichen und für Auszubildende, Studierende und Schüler kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr.“ Ein Thema, das den Kreistag schon beschäftigt, denn aktuell wird über die Einführung eines kostenlosen Schülertickets im Landkreis Stendal debattiert. Auch der Öffentliche Personennahverkehr soll in den kommenden zwei Jahren auf den Prüfstand kommen. Am Ende wird es eine neues ÖPNV-Konzept geben, hieß es dazu am Donnerstag im Kreistag.

Eine weitere Forderung formuliert Gregor Laukert so: „Zudem wollen wir, dass der Landkreis sein Potenzial bei der Erzeugung erneuerbarer Energien ausschöpft. Das fängt beim Ausbau von Solarkraft auf öffentlichen Gebäuden an und geht bis zum Ausschluss von fossilen Energieträgern.“ Besonders wichtig seien bei all dem Bildung und Aufklärung. „Wir brauchen auch vor Ort Angebote zur Information rund um alle Fragen, Probleme und Folgen der Klimakrise. Auch Schulen sollten dabei eingebunden werden“, sagte der Klimaschutzaktivist.

Wo genau der Apfelbaum seinen Platz bekommen wird, konnte Landrat Patrick Puhlmann am Freitag noch nicht sagen. Er zeigte sich aber offen für die Anregung seiner Gäste, den Baum später, wenn er Früchte trägt, wie in anderen Ländern mit einem bunten Band zu kennzeichnen – als Einladung, dass sich jeder gern zur Erntezeit einen Apfel pflücken darf.