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Fußball Vor den FCM-Fans zurückgeschreckt

Aus Angst vor randalierenden Fußballfans verzichtet Lok Stendal auf ein Heimrecht bei Pokal-Finale gegen den 1. FC Magdeburg.

Von Bernd-Volker Brahms 17.05.2018, 17:01

Stendal l Eigentlich wollten Spieler und Fans auch in Stendal mal wieder ein richtiges Fußballfest feiern. Die Spieler des 1. FC Lok Stendal haben das Endspiel um den Landespokal erreicht und treffen dort am Pfingstmontag auf den frischgebackenen Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Magdeburg. Zuletzt hatten die Stendaler 2003 das Finale des prestigeträchtigen Wettbewerbs erreicht.

Ursprünglich wollte der Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) die Partie in Stendal im Stadion am Hölzchen austragen. Sicherlich wäre die Hütte mit rund 2000 Zuschauern mal wieder richtig voll gewesen.

Aufgrund von erheblichen Sicherheitsbedenken wird es das Endspiel in Stendal allerdings nicht geben, das Präsidium des FSA hat die Partie in das Heinrich-Germer-Stadion in Magdeburg verlegt – nach einer Empfehlung vom Verein und Verantwortlichen der Stadt. Während im Pokal jeweils die unterklassige Mannschaft Heimrecht genießt, wird der Endspielort vom Verband festgelegt. 

„Das war uns alles zu heiß“, sagt Lok-Präsident Ulrich Nellessen. Gerade auch nach den Krawallen, die es nach dem Aufstieg des 1. FC Magdeburg in die 2. Bundesliga in Magdeburg am Hasselbachplatz gegeben hat. Erst durch einen großen Polizeieinsatz konnte die Situation beruhigt werden.

„Wir haben keine Erfahrung damit“, sagt Nellessen. Es habe die Befürchtung bestanden, dass weit mehr FCM-Fans nach Stendal gekommen wären und dann im Stadion keinen Platz mehr gefunden hätten. Dann hätte es schnell zu unübersichtlichen Aktionen kommen können. Obgleich der Fußballverband als Veranstalter des Endspieles hätte alle Risiken tragen müssen, bestand dennoch bei den Lok-Verantwortlichen die Angst, dass man am Ende doch vor einem größeren, kostspieligen Scherbenhaufen stehen könnte. „Wir hätten nur eine sehr geringe Summe bekommen“, sagt Nellessen. Dennoch hatte es sogar noch eine Vor-Ort-Begehung mit den Verantwortlichen des Verbandes am Hölzchen gegeben.

„Wir waren am Entscheidungsprozess nicht beteiligt, wurden aber in Kenntnis gesetzt“, sagt Pressesprecher Philipp Krüger von der Stadtverwaltung. Der Stadt gehört das Stadion und ist insofern doch involviert. Aber auf Maßnahmen von Risikospielen beim Fußball ist man auch dort in keiner Weise vorbereitet, da die publikumsträchtigen Spiele schon Jahre zurückliegen.

Der Aspekt, dass das Landespokal-Endspiel in einer Fernsehschaltung am Pfingstmontag in der ARD zumindest in Teilen live übertragen wird und so auch für einen Imagegewinn für Stendal hätte sorgen können, hat keine Rolle gespielt. „Die Sache ist uns gar nicht bekannt“, sagt Krüger.

Beim 1. FC Lok Stendal hatte man allerdings darauf gehofft, dass das Endspiel in Magdeburg in der MDCC-Arena stattfindet und nicht wie jetzt vorgesehen im Heinrich-Germer-Stadion, wo auch nur rund 4000 Zuschauer hineinpassen. Die große Arena steht nicht zur Verfügung, da dort der Rasen saniert wird.

Den Fans von Lok Stendal stehen insgesamt 500 Tickets zu, wie es beim Verband auf Nachfrage heißt. Diese werden über die Geschäftsstelle am Hölzchen verkauft. Die 3000 Karten für den FCM-Block sind bis auf 100 Restkarten vergeben, wie es am Mittwoch in der Geschäftsstelle des Landesverbandes hieß.

Abgesehen vom ganzen Hin und Her in Sachen Austragungsstätte hat der 1. FC Lok Stendal, der den Landespokal 1992, 1995 und 1996 sogar schon dreimal gewinnen konnte, den Spaß an der Veranstaltung mittlerweile schon ganz verloren.

Die Lok-Fußballer kämpfen gegen den Abstieg aus der Oberliga Süd und haben nun vom Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) den Termin für ein Nachholspiel gegen Merseburg bekommen – zwei Tage nach dem Pokalendspiel gegen Magdeburg. „Wie kann man das so ansetzen?“, fragt Nellessen. Die Spieler würden sich im sportlich eigentlich nicht so bedeutungsvollen Spiel die Lunge aus dem Leib rennen und wären dann im überaus wichtigen Ligaspiel platt. „Wenn der Termin nicht geändert wird, dann treten wir mit einer A-Jugendmannschaft an“, sagt Nellessen. Der Verband reagierte, am Donnerstag war klar, dass das Spiel auf den 24. Mai verlegt worden ist.

Das Pokalendspiel ist auch deshalb aus sportlicher Sicht wenig bedeutungsvoll, weil beide Mannschaften bereits durch das Erreichen des Finales für die erste Runde des DFB-Pokals qualifiziert sind.

Das DFB-Pokalspiel könnte dann im August für den 1. FC Lok Stendal tatsächlich noch das erhoffte Fußballfest werden. „Das Spiel wollen wir unbedingt in Stendal spielen“, sagt der Präsident. Außer vielleicht, wenn der FC Bayern kommt, dann könnte man aufgrund eines zu erwartenden großen Interesses doch nach Magdeburg in die Arena ausweichen.