Fußgängerzone Radfahrer ignorieren Verbot
Eigentlich ist die Fußgängerzone in der Breiten Straße in Stendal für Radfahrer zwischen 10 und 19 Uhr tabu.Nicht jeder hält sich dran.
Stendal l Santana Schönwald muss es wissen. Jeden Tag steht die Auszubildende am Grill und verkauft Würstchen und Buletten in der Breiten Straße. Mit perfektem Blick zu beiden Seiten der Fußgängerzone. Ihr entgeht nichts von dem, was sich hier abspielt. Dass sich zum Beispiel beileibe nicht jeder Radfahrer daran hält, zwischen 10 und 19 Uhr vom Rad zu steigen und zu schieben. In dieser Zeit ist Radfahren in der Einkaufsstraße tabu. „Vor allem Jugendlichen scheint die Regel ziemlich egal zu sein. Die machen ihre Boxen an und fahren mit lauter Musik hier durch“, berichtet Santana Schönwald.
Kaum hat sie es gesagt, folgt die Probe aufs Exempel. Ein Teenager tritt wenige Meter von ihrem Verkaufsstand in die Pedalen. Dass der Abstand zu den Fußgängern gering ist, interessiert ihn offenbar herzlich wenig. Kurz touchiert er den Arm eines Mannes, seine Fahrt setzt er unbeeindruckt fort. Im Slalom radelt er in Richtung Winckelmannplatz, immer wieder weicht er Passanten aus.
Hätte ihn ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes erwischt, wäre eine Strafe von mindestens 25 Euro fällig gewesen. 35 dieser Ordnungswidrigkeiten hat das Ordnungsamt der Stadt Stendal im vergangenen Jahr bei der Bußgeldstelle des zuständigen technischen Polizeiamtes angezeigt, teilt Stadtsprecher Armin Fischbach auf Nachfrage mit.
Dass die Zahl von nur 35 Ordnungswidrigkeiten im Jahr 2019 auf den ersten Blick sehr gering erscheint, mag daran liegen, dass nicht jeder Verstoß umgehend geahndet wird, so Fischbach. Rolle jemand nur kurz in die Fußgängerzone rein und steige dann ab, zeitige das selten Konsequenzen.
Wie viele Radfahrer insgesamt kontrolliert worden sind, darüber kann er keine Auskunft geben. „Es kann aber gesagt werden, dass die Fußgängerzone in der Breiten Straße zu den am regelmäßigsten kontrollierten Straßenzügen in Stendal handelt“, ergänzt er. In Intervallen liefen Mitarbeiter des Ordnungsamtes hier Streife. Uniformiert und in Zivil.
Dabei hat die Polizei das Problem ebenfalls auf dem Schirm. Im vergangenen Jahr fand beispielsweise eine Schwerpunktkontrolle in der Innenstadt statt, wie Polizeisprecherin Jana Buch mitteilt. Mit dem Fokus auf die Fußgängerzone.
Bei der gut halbstündigen Stichprobe der Volksstimme am Montagvormittag sind es übrigens nicht allein die Heranwachsenden, die das Verbot ignorieren. Ältere Radfahrer scheren sich genauso wenig um das Verbot. Einfach ein paar Meter zu Fuß zu gehen und das Rad zu schieben, kommt für sie nicht in Frage. Diesen Eindruck bestätigt Armin Fischbach.
Zwar würde man das Alter der Verkehrssünder nicht dokumentieren, doch seien alle Altersklassen vertreten: „Egal ob frisch 18 oder bereits im Rentenalter.“
Der Großteil der Radfahrer steigt am Montag übrigens vom Rad. Marion Bohn zum Beispiel. „Erstens respektiere ich das Verbot, zweitens nehme ich gerne Rücksicht auf die Fußgänger“, sagt die 67-Jährige.
Sich mit ein wenig Weile durch die Innenstadt zu bewegen, habe gewisse Vorteile sagt eine andere Frau, die ihr Rad genauso schiebt. Dann könne man nämlich viel besser sehen, was die Geschäfte alles so im Angebot haben.