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Gastgeschenke Von Keulen und Karussellpferden

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, heißt es. Im Stendaler haben sich im Laufe der Jahre so manche Mitbringsel angesammelt.

Von Antonius Wollmann 27.07.2020, 20:45

Stendal l Etwas zu verschenken, birgt stets ein gewisses Risiko. Treffe ich den Geschmack des Beschenkten? Freut er sich wirklich über das Präsent, oder ist das Lächeln nur eine reine Höflichkeitsgeste, um die komplette Enttäuschung zu kaschieren? Auf der politischen Ebene geht es zum Glück nicht ganz so ernst zu. Persönliche Befindlichkeiten spielen hier keine übertrieben große Rolle. Meist zeugen die Dinge, die bei offiziellen Anlässen ausgetauscht werden, von gegenseitigem Respekt. Und so werden sie auch behandelt. Jedenfalls im Dienstzimmer von Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU).

Gut sichtbar sind sie auf einem Schrank drapiert. Erinnerungsstücke aus der polnischen Partnerstadt Puławy etwa. Die sind nach all den Jahren der Städtepartnerschaft natürlich zahlreich. Deshalb trotzdem nicht weniger wert. Die Apfel-Skulptur zum Beispiel, die an die 20-jährige, jugendliche Zusammenarbeit der beiden Städte erinnert. „Unsere osteuropäischen Partnerstädte Puławy und Svitavy legen da großen Wert drauf“, berichtet Klaus Schmotz.

Wobei es im Detail dann doch Unterschiede gibt. Während die Gäste aus Polen meist Gegenstände verschenken, setzen die Tschechen eher auf Kulinarisches. Ganz ähnlich sieht es übrigens aus, wenn Stendaler Delegationen sich ins Ausland begeben. Im Gepäck sind dann meistens heimische Produkte. Auf die Schokoladenmanufaktur am Kornmarkt wird dann zurückgegriffen. Stendaler Bier erfreue sich im Ausland aber genauso großer Beliebtheit, berichtet Stadtsprecher Philipp Krüger.

Dass im Laufe der Jahre der Enthusiasmus beim Schenken ein wenig schwinden kann, kennt wahrscheinlich jeder. So ist es wohl keine große Überraschung, dass mit bei Besuchen in der Partnerstadt Lemgo bereits seit einigen Jahren darauf verzichtet wird, Gimmicks jedweder Art mit ins Lipperland zu nehmen. Der Verzicht beruht derweil auf Gegenseitigkeit. „Wir haben uns alles geschenkt, was wir uns schenken können“, bringt es Klaus Schmotz auf den Punkt.

Es wäre jedoch weit gefehlt, die Geschenke im Rathaus-Zimmer nur auf die Partnerstädte zu reduzieren. Manches erinnert an Veranstaltungen, die einst in der Hansestadt Stendal stattgefunden haben. So gibt der Teil eines Rotorblattes Zeugnis von den Offenen Deutschen Hubschraubermeisterschaften, die im Jahre 2003 in Borstel stattfanden. Ein Modell-ICE von der Deutschen Bahn wanderte im selben Jahr ins Rathaus, als ein Zug auf den Namen Stendal getauft wurde.

Im Stendaler Landratsamt haben sich derweil nicht ganz so viele Gaben angesammelt wie im Dienstzimmer des Stendaler Stadtoberhauptes.

Die meisten Geschenke stammen dabei aus dem Baltikum. Seit 1994 pflegt der Landkreis eine Partnerschaft mit der Region Mazeikiai im Norden Litauens. Vor drei Jahren brachte eine Stendaler Delegation, die anlässlich des dortigen Blasmusikfestivals angereist war, eine mittelalterlich anmutende Keule mit in die Altmark.

Reisen Abordnungen des Landkreises ins Ausland, dann halten sie es wie ihre Kollegen aus der Stadtverwaltung: Kulinarische Spezialitäten wechseln den Besitzer.