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Gnadenhof Rettung für den Pferdeschutzhof

Im Juli plagten den Gnadenhof in Cobbel Wasserknappheit. Danach meldeten sich viele Helfer.

Von Birgit Schulze 06.09.2019, 11:28

Cobbel l Im Juli, als ihre Brunnen bereits versiegt waren und sie Probleme hatte, infolge der anhaltenden Dürre noch bezahlbares Futter zu finden, da war Angela Jackowski beinahe resigniert. Inzwischen strahlt sie wieder. Denn auf ihrem Pferdeschutzhof in Cobbel ist seither einiges passiert.

„Es ging Schlag auf Schlag nach dem Volksstimme-Bericht“, erzählt sie. Erst kamen Radiosender wie Mdr und Radio Brocken auf sie zu, dann das Mdr-Fernsehen und sogar die ARD, auch die Bildzeitung habe sich für ihre Geschichte interessiert. „Es gab ganz viel Aufmerksamkeit und ganz viele Spenden“. Eine ordentliche Summe sei da zusammen gekommen, mit der nun – voraussichtlich im Oktober – auch der dringend notwendige neue Brunnen gebohrt werden kann.

Das Futterlager konnte aufgefüllt werden, und dank des selbstlosen Engagements von Feuerwehrleuten und Landwirten aus dem Ort wurde auch das trocken gefallene Wasserbecken im Spieleparcours der Pferde wieder befüllt. All das macht Angela Jackowski glücklich.

Noch ein bisschen mehr aber strahlt sie, wenn sie über Melanie erzählt. Die 37-Jährige stammt aus Hessen und ist vor etwa einem Jahr der Liebe wegen nach Ringfurth gezogen. Dort hatte die gelernte Physiotherapeutin, junge Mutter und passionierte Pferdefreundin aber noch nie so richtig von der Arbeit auf dem Pferdeschutzhof im benachbarten Cobbel gehört. Dann sah sie einen Bericht im Fernsehen und war sofort begeistert. Ein Freund stellte den Kontakt her, und nach drei Minuten miteinander reden „war das Eis gebrochen“, sagt Melanie Fuhr.

Die artgerechte Haltung und der Umgang mit den Tieren, der von Respekt und dem Eingehen auf individuelle Bedürfnisse der Tiere geprägt ist, sind Dinge, die ihr selbst sehr am Herzen liegen. Schon als Kind war Melanie Fuhr echte Pferdenärrin, ließ sich später zur Pferde-Osteopathin ausbilden und ist seit Jahren Schülerin der Reitschule (der Leichtigkeit) nach Philippe Karl. Diese als „École de la Légèreté“ bezeichnete Form des Reitens will Melanie Fuhr künftig auch in Cobbel anbieten und trifft damit ganz den Nerv der 66-jährigen Angela Jackowski. Die sucht für ihr Lebenswerk nämlich schon länger jemanden, der ihre Art des Umgangs mit Pferden übernimmt und auch den Tierschutzgedanken weiter führen will.

Seit fast 20 Jahren betreibt Angela Jackowski den Pferdeschutzhof in Cobbel, inzwischen betreut sie 17 Tiere, die zum Teil eine schlimme Vergangenheit hatten. Misshandelt, für den Reitsport gequält oder direkt nach ihrer Geburt für den Schlachter vorgesehen waren die Tiere, bevor sie nach Cobbel kamen.

Dort gab ihnen Tierfreundin Angela Jackowski mit ihrem Verein „Interessengemeinschaft Freizeit mit Pferden und Pferdeschutz“ wieder Vertrauen, beschäftigt sich täglich mit ihnen, trainiert den Umgang mit dem Menschen neu und lässt die sanften Riesen artgerecht in einer großen Herde leben.

 

Ihr Ziel war es von Anfang an, in Not geratenen Tieren ein pferdegerechtes, neues Zuhause zu bieten, aber auch die Menschen für das Thema Tierwohl zu sensibilisieren. Deshalb sei ihr Hof nicht nur „Gnadenhof“ sondern eben auch ein Ort, an dem mit Pferden gearbeitet wird, betont sie. 2005 erhielt sie einen Tierschutzpreis des Landes Sachsen-Anhalt für die artgerechte Pferdehaltung.

Übrigens gibt es nicht nur ältere Tiere auf dem Pferdeschutzhof in Cobbel. „Baby“, ein „blinder Passagier“, der damals im Rahmen einer Freikaufaktion von zwei Stuten in Polen – die Stuten wären sonst in eines der großen Schlachthäuser Europas gegangen – im Bauch seiner Mutter Blanka nach Cobbel kam, ist gestern vier Jahre alt geworden.

Solche Geschichten machen Angela Jackowski Mut, dass es weiter gehen wird mit dem, was sie geschaffen hat. Ihre Einstellung zum Pferdeschutz teilt auch Melanie Fuhr und will in den kommenden Jahren gern auch den Erfahrungsschatz der Cobbelerin für sich entdecken.