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Für vier französische Lehrlinge geht ein Praktikum zu Ende / Maxime fertigte die Souvenirs Gravierte Gläser halten die Erinnerung an Stendal wach

Von Reinhard Opitz 24.06.2010, 05:23

Vier Wochen Deutschland gehen für Maxime aus Chateaudun am Sonnabend zu Ende. Der 19-jährige Druckerlehrling, einer von vier französischen Austauschberufsschülern im Landkreis Stendal, machte bei seinem Betriebspraktikum in der Stendaler Firma Druck & Werbung eine gute Figur.

Stendal. Die bleibende Erinnerung an die vier Wochen in Stendal hat Maxime Moure mit eigenen Händen gestaltet: vier Weißbiergläser, in die der 19-Jährige mit Hilfe von Graviertechnik in der Firma Druck & Werbung die Aufschrift "Hansestadt Stendal" und einen Teil der Stadtsilhouette ritzte. Jeder der vier französischen Lehrlinge – Cloë praktiziert beim Offenen Kanal, Marine und Jim tun es in der Offset-Druckerei Becker in Tangermünde – wird eines davon am Sonnabend mit nach Hause nehmen.

Ihr Zuhause, das ist die Gegend um Tours an der Loire. Seit Jahren pflegen die Berufsbildende Schulen I des Landkreises Stendal eine rege Partnerschaft mit der dortigen Berufsschule Lycée Albert Bayé. Noch in diesem Jahr werden einige Auszubildende von hier – Gestaltungstechnische Assistenten, Köche und Restaurantfacharbeiter – zu einem Praktikum nach Tours aufbrechen.

Gestern bekam Maxime Besuch. Seine Berufsschullehrer Guy Chesse und Jean-Claude Bertrand sowie Deutschlehrerin Marie-Noelle Rougeot schauten sich in seinem Praktikumsbetrieb um und erkundigten sich nach seinem Befinden – und dem seines zeitweiligen Chefs Michael Trösken. Beide hatten offenbar eine gute Zeit miteinander.

Bereicherung für Firma

"Maxime war eine echte Bereicherung für meine Firma", berichtete Trösken den französischen Pädagogen. Er sei im Druckbereich ebenso tätig gewesen wie bei der Schilderfertigung, der Gestaltung von T-Shirts oder eben beim Gravieren der erwähnten Biergläser. Und wenn die Stendaler Husaren irgendwann den letzten Pferdebahnwagen wieder aufgebaut haben, dann wird auch Arbeit von Maxime drin stecken. Er schnitt nach Originalteilen Schablonen, die als Vorlage für nachzufertigende Blechteile dienen.

Der junge Franzose fühlte sich sehr wohl bei seinen Gastgebern. Und auch die Ausflüge zusammen mit den deutschen Berufsschülern in die Autostadt Wolfsburg oder nach Berlin werden ihm in Erinnerung bleiben. Auf der gemeinsamen Grillfete heute Abend im Garten von Tröskens wird Abschied genommen.

Jana Konrad, Grafikdesign-Lehrerin an den Berufsbildenden Schulen I, freut sich über den Erfolg des Praktikums. "Es ist wichtig, dass sich immer wieder Firmen für das Praktikum finden, und ich bin dankbar, dass es trotz Sprachschwierigkeiten so gut gelaufen ist", sagt sie. Sie hofft, dass der vom Land Sachsen-Anhalt und vom Deutsch-Französischen Jugendwerk finanziell unterstützte Schüleraustausch auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden kann: "Neben dem Einblick in das Berufsleben des anderen Landes geht es uns auch darum, dauerhafte Kontakte zwischen den jungen Leuten auf- und Vorurteile abzubauen."

Michael Trösken würde Maxime sofort wieder nehmen, wenn er im nächsten Jahr wieder nach Stendal kommen sollte. "Er war immer freundlich, kam morgens fröhlich in die Firma und begrüßte auch unseren Hund", sagt er schmunzelnd. Und wiederkommen, das wollen alle vier, wie sie ihren Lehrern beim Besuch in Stendal und Tangermünde anvertrauten.

Nicht abgenommen

Maxime, der vor seinem Stendal-Praktikum kaum ein deutsches Wort kannte, wird sich dann voraussichtlich besser verständigen können. Denn ab dem nächsten Ausbildungsjahr lernt er bei Marie-Noelle Rougeot Deutsch.

Und – Grundsatzfrage für Franzosen (oder ist das auch ein Vorurteil?): Wie war das mit dem deutschen Essen? Die Deutschlehrerin hat von den vier Lehrlingen keine wirklichen Klagen gehört: "Abgenommen haben sie jedenfalls nicht."