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Großfamilie kämpft mit Schimmel im Haus

Von Sibylle Sperling 01.02.2012, 07:31

Sie sind eine große Familie mit bald sechs Kindern und suchen einfach nur eine Wohnung. Das Ergebnis ist deprimierend. Nichts. Aus ihrer Wohnung in Möringen müssen sie dringend raus: Schimmel in drei Schlafzimmern.

Stendal - Soll das Projekt Großfamilie wirklich ein Auslaufmodell sein? Das empfinden zumindest Christina Kersten und ihr Freund Markus Raeder so. Seit über einem Jahr sind sie auf der Suche nach einer großen Wohnung. Knackpunkt: Die Familie hat fünf Kinder, das sechste ist unterwegs. "Wir haben überall im Landkreis gesucht. Doch von den Eigentümern kriegen wir zu hören, dass sie lieber eine Familie mit drei Hunden nehmen würden als mit fünf, geschweige den sechs Kindern", sagt Markus Raeder kopfschüttelnd. Mangelnde Flexibilität oder fehlendes Engagement kann man dem Paar wahrlich nicht vorwerfen. Alle Dörfer bis nach Magdeburg sind sie abgefahren, haben sich mit Maklern in Verbindung gesetzt und im Internet geschaut. Fehlanzeige.

Immobiliemaklerin Elke Lühmann, die einer der vielen Anlaufpunkte des jungen Paares war, ist seit 20 Jahren im Geschäft und vermutet andere Gründe: "Ich hatte noch nie eine Wohnung mit drei Kinderzimmern im Angebot. Nicht mal ein Einfamilienhaus. Es ist von der Wohnungsgröße einfach nichts auf dem Markt." Auch Daniel Jircik von der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft kann das nur unterstreichen: "Es gibt kaum große Wohnungen, und die Gruppe, die nach großen Wohnungen Ausschau hält, ist einfach zu klein, so dass sich das Anbieten nicht lohnt."

Im August vergangenen Jahres bekam die Familie dann doch von Lühmann ein Angebot. Eine 90-Quadratmeter-Wohnung in einem alten baufälligen Bauernhaus in Möringen zur Miete, immerhin mit drei Schlafzimmern. Natürlich wusste das Paar, dass hier Arbeit, Fleiß und Zeit investiert werden müssen. "Wir wussten, dass das Haus sehr baufällig ist und haben gedacht, wir bekämen das in den Griff", erinnert sich Markus Raeder. Und Christina Kersten fügt erklärend hinzu: "Wir brauchten dringend eine Wohnung. Und da ich selbst aus Möringen komme, meine Familie in der Gegend wohnt, habe ich mich über das Angebot gefreut."

Arbeitsintensive Monate liegen hinter ihnen, sie haben Böden ausgekoffert, Dämmungen und Böden verlegt, Wände eingezogen, tapeziert. Nun wellt sich die Tapete. Der Grund: Die Wände sind feucht. Sichtbarer Schimmelbefall in drei Zimmern, auch noch in den Schlaf- und Kinderzimmern. Ein Gutachter war bereits da, hat Messungen vorgenommen, sein Ergebnis ist eindeutig. Das, was ohnehin zu sehen ist, hat sich bestätigt. "Die Feuchtigkeit kommt von unten. Man kann die Wand anfassen und die Feuchtigkeit fühlen. Eine Kernsanierung ist notwendig", sagt Raeder machtlos.

Seither trägt er einmal pro Woche den Schimmel von den Wänden ab, die Betten der Kinder hat er weit abgerückt, die Wäsche wird längst in Bananenkisten aufbewahrt, weil der Kleiderschrank im Schlafzimmer schon durchgeschimmelt war. "Wir müssen hier dringend raus. Wir brauchen eine neue große Wohnung, 120 Quadratmeter. Die Kinder sind hier ständig erkältet", klagt die Mutter, die selbst einen dicken Schal um den Hals geschlungen hat und hustet. "Wir freuen uns über eine Wohnung im gesamten Landkreis, doch im Landkreis muss es sein", sagt Kersten verzweifelt. Dass die Familie an den Landkreis gebunden ist, hängt mit ihrem kranken Sohn zusammen. "Wir müssen regelmässig mit ihm ins Krankenhaus zur Kontrolle. Deshalb ist eine Wohnung im Landkreis die einzige Bedingung."