Dreharbeiten von "The Judgment": Dachboden zu Filmkulisse umgewandelt Hollywood-Feeling im Rathaus
Ein kleines bisschen Hollywood-Flair schwebte gestern über der Hansestadt. Auf dem Dachboden des Stendaler Rathauses fanden gestern Dreharbeiten zum Film "The Judgment" statt.
Von Kilian Drescher
Stendal l Das Handy von Nicole Zscherny klingelt. Irgendwer will mal wieder etwas von ihr. Doch die Produktionsleiterin lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen, bleibt abgeklärt und widmet sich nach dem Telefonat wieder geduldig den Fragen der hiesigen Presse. Auf dem Dachboden des Rathauses ist die Lage da schon etwas angespannter. Dort will Regisseur Stephan Komadarev endlich loslegen, um die Szene am Ende eines langen Drehtages perfekt im Kasten zu haben.
Fünf der insgesamt 42 Drehtage arbeitet die Filmcrew in der Hansestadt. Etwa 45 Personen, größtenteils Bulgaren, sind am Dreh beteiligt. Die Hotels rund um den Marktplatz sind daher restlos ausgebucht. Wo am Wochenende noch gemütlich Glühwein geschlürft wurde, stehen nun mehrere Kleinlaster und Sprinter - vollgestopft mit teurem Film-Equipment. Dazu knackt fast an jeder Ecke ein Walkie-Talkie - Koordination, Organisation und Kommunikation sind an einem Film-Set das A und O.
1,8 Millionen Euro kostet die internationale Koproduktion, die voraussichtlich Ende 2013 / Anfang 2014 in die Kinos kommt. Gedreht wurde hauptsächlich in Bulgarien. Stendal bot sich jedoch ebenfalls als perfekte Location. "Wir haben uns einige Städte in Deutschland angesehen. Am Ende fiel die Wahl auf Stendal, weil die Stadt den Drehorten in Bulgarien sehr ähnlich sieht und zudem deutlich zugänglicher ist als eine Großstadt", sagt Nicole Zscherny. Und der Crew scheint es in der Rolandsstadt zu gefallen. Denn mit dem Herbsthaus und dem Irish Pub im Birkenhagen hat sie offenbar schon zwei Stammkneipen gefunden.
Sachsen-Anhalt hat es Regisseur Stephan Komadarev offenbar angetan. Zu seinem internationalen Erfolgsfilm "Die Welt ist groß und Rettung lauert überall" verschlug es ihn bereits nach Halle. Der Film stand 2009 sogar in der Vorauswahl zum besten fremdsprachigen Film bei den Oscars.
Vielleicht hat Komadarevs neues Werk ja ähnliches Potenzial. In "The Judgment" geht es um den ehemaligen Grenzsoldaten Mityo, gespielt von Assen Blatechki, der illegale Flüchtlinge in die EU schleust. Aber seine Vergangenheit holt ihn ein und er gerät in Konflikt mit seinem Sohn Vasko, der von Ovanes Torosian verkörpert wird.
Heute werden die Dreharbeiten in der Diskothek "Miami Live" fortgesetzt. Am Donnerstag geht es an der Scharnhorststraße weiter. Dort kommt es dann voraussichtlich zu Intervallsperrungen der Straße.