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Kioskbau Verwaltung unter Beschuss

Mehrheitlich stimmte der Stendaler Finanzausschuss dafür, einen Kiosk in Massivbauweise im Tiergarten zu errichten.

Von Thomas Pusch 15.03.2018, 01:00

Stendal l Im Tiergarten soll ein neuer Kiosk errichtet werden. Dies steht bereits seit längerer Zeit fest. Das in den 50er Jahren als leichte Barackenkonstruktion in Holzbauweise errichtete und Anfang der 70er Jahre erweiterte Gebäude ist nach 60 Jahren marode. Nicht nur erhebliche Baumängel sind zu beklagen, sondern auch große sanitäre, hygienetechnische als auch gewerbliche Defizite. So fiel die Entscheidung, kein Geld mehr in eine Instandsetzung zu investieren, da dies gegenüber einem Neubau unwirtschaftlich wäre.

Nur an den Details haperte es bisher. Große Variante mit Innengastronomie oder kleine Version ohne, Massivbauweise oder Containerkonstruktion? Die Verwaltung hat mehrere Modelle durchgerechnet und sich schließlich für den Neubau des Kiosks in der kleinen Variante in Massivbauweise entschieden. Während der jüngsten Sitzung diskutierten die Mitglieder des Finanzausschusses über die Beschlussvorlage.

„Gibt es denn eigentlich einen konkret Interessierten“, wollte Thomas Kirchbach (CDU) wissen. „Ich gehe davon aus, dass wir das Objekt vermietet bekommen“, sagte Georg-Wilhelm Westrum, Leiter des Amtes für Stadtumbau und Sanierung. „Glaube ich nicht“, meldete Kämmerin Beate Pietrzak ihre Zweifel an. Der bisherige Imbiss-Pächter René Nowak hatte 2016 signalisiert, Interesse zu haben, selbst einen Kiosk zu bauen. „Ich glaube an den Tierpark, ich glaube an die Gaststätte“, sagte er. Die funktioniere aber nur mit einem Gastraum, der sehr wohl auch im Winter genutzt werde. Er setze darauf, dass es eine vertragliche Einigung geben werde, sei auch bereit, seinen Teil beizutragen. Im Frühjahr vergangenen Jahres war Nowak dann von dem Projekt abgesprungen: „Ich hatte mir das eine Weile angesehen, aber ich hätte das volle Risiko gehabt.“ Kirchbach drückte es diplomatisch aus: „Der Pächter wurde nicht gerade immer mit offenen Armen von der Verwaltung empfangen“.

Dass es einen Kiosk geben muss, daran bestand allerdings überhaupt kein Zweifel. „Der Tiergarten ist ein schöner Ausflugsort, der auch gut ausgestattet sein soll“, meinte Helga Zimmermann (Die Linke). Das sah auch Lars Schirmer (SPD) so, allerdings forderte er von der Verwaltung mehr Flexibilität bei den Ideen zur Finanzierung des Projektes. Immerhin schlägt es mit rund 190.000 Euro zu Buche, einer Summe, die vom Ausschuss ohnehin als zu hoch angesehen wurde. „Wenn die öffentliche Hand baut, ist es immer teurer“, zeigte sich Westrum machtlos gegenüber den Angebotsvorstellungen der Firmen.

Auch im Kulturausschuss hatte Dirk Hofer (CDU) die hohen Kosten kritisiert, er sei „relativ schockiert“ über die Summe. Ein wenig Entspannung bekommt die Stadtkasse aber durch den Verein der Freunde und Förderer des Tiergartens. Dessen Vorsitzender Uwe Donner hat in Aussicht gestellt, dass sich der Verein mit 15.000 Euro an den Kosten beteiligen wird.

„Was ist denn mit einer PPP“, schlug Schirmer eine „Public Private Partnership“, die Verbindung von öffentlicher Hand und privatem Investor, vor. „Auf keinen Fall“, wehrte Pietrzak ab, die in diesem Modell sowohl größeren Aufwand als auch höhere Kosten sah.

Doch Schirmer ließ nicht locker. „Sie versuchen nichts anderes, immer wird nur abgelehnt“, meinte er. Statt die einzelnen Gewerke auszuschreiben, könnte doch auch ein Generalunternehmer gesucht werden. Nach anfänglichem Zögern sicherte Westrum zu, zu prüfen, welche Leistungen zusammengefasst werden können.

Mehrheitlich stimmte der Finanzausschuss der Vorlage zu, das hatte der Sozialausschuss zuvor auch getan. Dort hatte Herbert Wollmann, Vorsitzender der Fraktion SPD/FDP/Piraten/Ortsteile, die Frage nach der zeitlichen Umsetzung gestellt, wenn der Stadtrat am 9. April eine Entscheidung trifft. Weil der Posten in diesem Jahr nicht im Haushalt eingeplant ist, so Westrum, würden 2018 alle vorbereitenden Arbeiten erfolgen und der Bau, so es der Haushalt 2019 erlaubt, im nächsten Jahr.