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Konferenz Warnung vor Rattenfängern

70 Interessierte kamen zur ersten Integrationskonferenz des Landratsamtes. Sie war der Auftakt, nun soll es monatliche Zusammenkünfte geben.

Von Thomas Pusch 11.11.2015, 00:01

Stendal l Landrat Carsten Wulfänger (CDU) hatte sich bei Wikipedia informiert. „Integration heißt erneuern, ergänzen, geistig auffrischen“, beendete er am Dienstagvormittag nach zwei Stunden die erste Integrationskonferenz, zu der er in den Sitzungssaal des Landratsamtes eingeladen hatte. 70 Teilnehmer waren gekommen. Ein Zeichen dafür, wie wichtig das Thema ist, hatte Wulfänger zu Beginn der Konferenz festgestellt. Viele Fragen seien offen, die eben nur im Zusammenwirken vieler gelöst werden könnten.

Wulfänger lieferte zunächst aktuelle Zahlen. 1313 Asylbewerber wohnen derzeit im Landkreis Stendal, ausgenommen sind die Personen in der Landesaufnahmeeinrichtung in Klietz. 694 davon sind Kinder. Insgesamt beträgt die Ausländerquote im Landkreis 2,5 Prozent. „Das ist weit unterdurchschnittlich“, betonte Wulfänger.

Der Zweite Beigeordnete des Landrates, Sebastian Stoll, lieferte noch weiteres Zahlenmaterial. Er rief die Entwicklung der Flüchtlingszahlen ins Gedächtnis. „Anfang des Jahres waren wir von 50 pro Monat ausgegangen, im Sommer wurden es 50 pro Woche und jetzt sind es 80 bis 100 in der Woche“, sagte er. Er gab zudem einen Überblick über die finanziellen Zuwendungen, die die Flüchtlinge bekommen. So beträgt das Taschengeld 143 Euro pro Monat, „das ist unter dem SGB-II-Satz“, ergänzte Stoll.

Amtsärztin Dr. Iris Schubert erklärte das Thema Gesundheitsvorsorge. So sind in der Landesaufnahmeeinrichtung Klietz zwischen 5. Oktober und 9. November 808 körperliche Untersuchungen und 580 Röntgenaufnahmen vorgenommen. Ein Tbc-Fall war nicht darunter. Auch das Gerücht, dass Krankheiten durch die Flüchtlinge eingeschleppt werden, widerlegte sie. Der Anteil der Gesamtinfektionen, etwa Norovirus, betrage 0,3 Prozent. „Es sind nicht die Flüchtlinge, die uns krankmachen“, fasste sie zusammen.

Damit die Flüchtlinge auch nicht krankwerden, bekommen Kinder Impfungen nach dem Standard der Ständigen Impfkonferenz gegen Röteln, Masern, Mumps, Keuchhusten, Tetanus und Polio. 267 Impfungen wurden bereits vorgenommen.

Markus Nitsch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, gab einen Einblick in die Aktivitäten der Agentur. „Vom Arbeitsmarkt her gesehen, sind die jungen Menschen eine ganz große Chance“, lautete sein Resümee. Und Nitsch betrachtet die Flüchtlingssituatiuon nicht nur von der beruflichen Seite. Privat hat er eine Patenschaft für eine syrische Familie. So hatte er auch eine ganz persönliche Meinung zum aktuellen Streitthema Familiennachzug. „In dieser Familie kam erst der Vater mit dem ältesten Sohn. Bei Verwandten besorgten sie sich Geld, dann flog der Vater zurück und holte die Ehefrau und seine beiden jüngeren Kinder nach Deutschland“, beschrieb er. Eine komplette Familie habe viel bessere Integrationschancen, das fange schon bei der Wohnungssuche an.

„Die Bürger können sich weiter sicherfühlen“, war Chris Schulenburgs Kernaussage zur Sicherheitslage im Landkreis Stendal. Der Leiter des Reviereinsatzdienstes sah durch die Flüchtlinge weder eine besorgniserregende Entwicklung noch Schwerpunkte. Er warnte vor den sozialen Medien und den dort verbreiteten angeblichen Wahrheiten: „Glauben Sie nicht alles, das gehört zur Rattenfängerstrategie Rechtsradikaler.“