Krankenhaus Endlich unters Messer
Im Johanniter-Krankenhaus Genthin-Stendal sind seit heute wieder planbare Operationen erlaubt.
Stendal l Seit heute herrscht in den Operationssälen des Stendaler Krankenhauses wieder mehr Betrieb: Erstmals seit Wochen kamen nun auch Patienten mit plan- und damit verschiebbaren Operationen unters Messer.
Seit dem 9. Mai hatte es keine an Covid-19 erkrankten Patienten in der Stendaler Klinik mehr gegeben. „Daher ist es nun möglich, schrittweise in den Normalbetrieb zurückzukehren“, kündigte Kranken-hausdirektor Michael Schmidt an.
Um Kapazitäten für die Behandlung von Corona-Patienten zu schaffen, hatte das Johanniter-Krankenhaus alle nicht dringlichen Behandlungen verschoben. Ausschließlich lebenswichtige und medizinisch nicht aufzuschiebende Behandlungen fanden weiterhin statt. „Nun können wir auch den regulären OP-Betrieb wieder aufnehmen und die verschobenen Operationen und Behandlungen vornehmen“, so Schmidt.
Für eventuell erneut auftretende Corona-Verdachts- oder Erkrankungsfälle gibt es weiterhin eine Infektionsstation. Auch Intensivkapazitäten für die Behandlung von Covid-19-Patienten stehen selbstverständlich weiterhin zur Verfügung. „Die Infektionsstation ist von den Normal-Stationen und deren Patienten streng getrennt“, betont Schmidt.
Jeder zur Behandlung in das Krankenhaus einbestellte Patient muss im Vorfeld des Aufnahmeverfahrens einen Fragebogen ausfüllen. Hierbei werden spezifische Symptome und eventuelle Ansteckungsgefahren bezüglich einer möglichen Covid-19-Erkrankung abgefragt. Nur wenn keine Anhaltspunkte für eine Infektion mit dem Virus vorliegen, wird der Patient stationär aufgenommen. Notfälle sind von diesem Prozedere aber ausgenommen.
Weiterhin gelten im Klinikum unverändert strenge Hygieneregeln für Mitarbeiter, Patienten und Besucher. Händedesinfektion, das Einhalten der Abstandsregeln und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bleiben zur Minimierung des Infektionsrisikos vorgeschrieben. Auch die strengen Besuchsregelungen sind weiter gültig.
Dr. Jörg Fahlke, Ärztlicher Direktor des Johanniter-Krankenhauses, verspricht, die verschobenen Behandlungen so schnell wie möglich nachzuholen. „Jedoch kann nicht jede verschobene Behandlung sofort durchgeführt werden. Unsere Ärzte entscheiden nach Schwere der Erkrankung und Dringlichkeit“, erklärt er. Gleichzeitig betont Fahlke, dass die Sorge vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 während eines Aufenthaltes im Krankenhaus derzeit unbegründet sei.
Dennoch herrsche bei vielen Patienten nach wie vor Unsicherheit. Während viele Patienten sich „vom Hygiene- und Sicherheitskonzept überzeugt“ zeigen, haben andere wiederum Sorge, sich bei einer Krankenhausbehandlung mit dem Virus zu infizieren. „Manche verschieben daher ihre geplante Behandlung weiter“, berichtet der Ärztliche Direktor. Trotzdem ist der Andrang groß. „Mehr als 100 Patienten“ haben sich laut Fahlke schon für eine Operation angemeldet. Besonders hoch ist die Nachfrage nach seinen Worten in der Orthopädie.
Auch bei Dr. Jörg Böhme, Hausarzt aus Stendal und Kreisstellensprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, ist die Freude über die Wiederaufnahme planbarer Operationen groß: „Die letzten Wochen waren gerade für Hausärzte ein Mehraufwand in Sachen Betreuung“. Er und seine Kollegen haben in dieser Zeit mehr Medikamente verschrieben sowie mehr Physiotherapie verordnet, um den auf einen Eingriff wartenden Patienten Linderung zu verschaffen. Irgendwann sei aber der Punkt erreicht, an dem auch eine planbare Operation nicht mehr verschiebbar sei. Böhme: „Sechs bis acht Wochen Verschiebung sind zumutbar, doch danach wird es zur Quälerei.“
Am Beispiel des Wiederausbruchs von Corona in Magdeburg zeige sich, dass man sich „trotz alledem auf dünnem Eis“ bewege. Momentan seien planbare Operationen im Johanniter-Krankenhaus zwar wieder möglich, aber „wie das in vier Wochen aussieht, weiß kein Mensch“, so Böhme. Darum rät er seinen Patienten, sich so schnell wie möglich dem Eingriff zu unterziehen. Denn: „Wann, wenn nicht jetzt?“