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Landratswahl Parteien-Trio fischt im selben Teich

Der Sozialdemokrat Patrick Puhlmann möchte zum neuen Landrat gewählt werden, mit Rückenwind der Kreis-SPD, der Linken und der Bündnisgrünen.

Von Donald Lyko 27.07.2019, 05:00

Stendal l Es war an Juliane Kleemann, Kreisvorsitzende der SPD, am Donnerstagabend den gemeinsamen Kandidaten von gleich drei Parteien zu präsentieren. Dabei sparte sie nicht mit positiven Schilderungen aus der gemeinsamen Arbeit im Kreisvorstand.

„Patrick Puhlmann ist beharrlich in der Sache, und das häufig nach intensivem Zuhören und Abschätzen, was sich machen lässt“, bescheinigte sie ihrem Stellvertreter im Kreisvorstand und versicherte: „Gefühlt sind wir schon so etwas wie eine Doppelspitze.“

Der so Beschriebene nahm ganz schlagfertig den Ball auf: „Man wird ja rot dabei, wenn man so über den grünen Klee gelobt wird. Und jetzt habe ich gleich noch alle Farben untergebracht“, sagte der 36-Jährige mit Blick nach links und rechts ins Podium und auch in den Veranstaltungsraum der „Kunstplatte“ im Stadtseegebiet, wo Vertreter von SPD, Linken und Grünen Platz genommen hatten.

Sie waren gekommen, um schon bei der Präsentation personell zu demonstrieren: Wir stehen geschlossen und mit großer Mannschaft hinter unserem Kandidaten Patrick Puhlmann.

Im Vorfeld habe es „längere Gesprächsgänge“ zwischen den Parteien gegeben, berichtete Juliane Kleemann. Denn in einem waren sich alle einig: Am 10. November, dem Tag der Landratswahl, sollte es nicht nur einen Kandidaten – Landrat Carsten Wulfänger (CDU) stellt sich der Wiederwahl – geben, sondern ein Alternativangebot.

Im Ergebnis der Gespräche habe Patrick Puhlmann, der seit 2002 SPD-Mitglied ist und im neuen Kreistag die SPD-Fraktion anführt, seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt. „Ich habe Lust darauf und möchte den Weg gehen“, versicherte er während seiner Vorstellung.

„Es wäre eine Sünde, wenn jeder in seinem Teich fischt und staunt, dass er nicht weiterkommt. Um diese Sünde zu umgehen, haben wir einen gemeinsamen Kandidaten“, sagte Helga Paschke, stellvertretende Vorsitzende im Linke-Kreisverband. Der Vorstand habe „einstimmig beschlossen, dass Patrick Puhlmann der richtige Kandidat ist“.

Sie ist sich auch sicher, dass es beim Kreisparteitag am 21. September ein klares Ja von der Basis geben werde. „Ich bin überzeugt davon, dass Patrick Puhlmann zu einem moderaten Leitungsstil kommen wird, den wir im Landkreis dringend nötig haben“, so Helga Paschke.

Und von noch etwas ist sie überzeugt: Dass der 36-Jährige die Probleme angeht und „sie nicht aussitzt“. Das, so Helga Paschke, sei in den vergangenen Jahren so gewesen, „im Zusammenspiel der Partner im Kreistag ist viel Vertrauen verloren gegangen, nicht nur durch den Wahlskandal“.

Die SPD will die formale Kandidatenkür bei der Mitgliedervollversammlung am 13. September vollziehen, die Grünen planen ihre Mitgliederversammlung für den 10. August. „Wir brauchen endlich neue Ideen und Mut für den Landkreis und glauben, dass Patrick Puhlmann für eine progressive Politik stehen wird“, sagte Cathleen Hoffmann, Vorsitzende des Grünen-Kreisverbandes Stendal.

Mit-Vorsitzender Ruben Engel sieht im gemeinsamen Kandidaten die richtige Weichenstellung dafür, mehr Wähler als vor sieben Jahren bei der Landratswahl zu motivieren. Bei der Stichwahl hatten nur noch 16 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Patrick Puhlmann stellte am Donnerstag einige der Themen vor, die Schwerpunkte im Wahlprogramm werden. Dabei nimmt er auch Ideen und Anregungen auf, die er im Kommunalwahlkampf im Frühjahr gesammelt hat. Aus seiner Sicht eines der drängendsten Themen ist die Verkürzung der Rettungszeiten bei Notfalleinsätzen.

Kurze Rettungsfristen entscheiden häufig über die Schwere bleibender Schäden, bei Schlaganfällen entscheide jede Minute. Puhlmann: „In anderen Fällen geht es darum zu überleben. Wenn es etwas gibt, wo absolute Gleichwertigkeit von Lebensverhältnissen angebracht ist, dann wohl bei der Einhaltung von Rettungsfristen.“

Inzwischen seien zwar neue Wachen geplant – ihre Inbetriebnahme kann aber noch mehrere Jahre dauern. „Das muss entweder schneller gehen, oder es müssen Zwischenlösungen her. Der Landkreis muss hier unbedingt Maßnahmen ergreifen“, fordert der Tangermünder. Auch vor dem Hintergrund, dass im Landkreis Stendal laut Statistiken bei gut einem Viertel der Einsätze die Hilfsfristen überschritten werden.