Stendal l Wahrscheinlich wäre es besser, ein echter Karnevals- und Männerbeinefan schriebe an dieser Stelle über das Ereignis, das am Samstagabend den Festsaal des „Schwarzen Adlers“ nicht nur prall füllte, sondern zum Johlen brachte. Aber auch ohne wohliges Fieber angesichts kostümierter Herren, die sich gutchoreografiert in schweißtreibender, gymnastisch anspruchsvoller Manier zu Radio- und Partyhits auf der Bühne abrackern, kann man zumindest sagen: Die legen sich nicht nur ordentlich ins Zeug, sondern haben sichtlich Spaß daran, einen Nischensport wie Männerballett zu betreiben. Und wollen‘s den anderen jedes Jahr aufs Neue zeigen, nämlich bei der Landesmeisterschaft. Die wurde nun zum 13. Mal ausgetragen, zum 7. Mal in Stendal.
In dieser tänzerisch-karnevalistischen Leidenschaft steckt, so vermuten wir, zum einen kein ganz leichtes Training, zum anderen aber in Kostümen und musicalartigen Handlungssträngen viel Liebe zum Detail und so manche gewitzte Idee. Die Auftritte lebten – für den Laien erfreulicherweise – statt von Frivolität von Enthusiasmus und Schauspiellust und hatten, das bewiesen insbesondere die Riestedter und Wahrburger, durchaus Stil.
Und es ist ja nicht so, dass die Schotten, Zauberlehrlinge, Trolls, Piraten oder Gentlemen das nur aus Jux machen. Nein, da sitzt eine kritische Jury vor ihnen, die die Aufführungen nach festen Kriterien bewertet. Und so kam es auch, dass eine Truppe direkt nach ihrer Show disqualifiziert wurde: die Wernigeröder Auerhähne hatten die erlaubten sechs Minuten arg überschritten. Schade, es war einer der fröhlichsten Auftritte.
Während die Zscherbener Karnevalisten zum dritten Mal den Titel einheimsten, ist für WCC-Präsident Frank Kruft der Titel des Vize-Landesmeisters ein „schöner Abschluss“ der Rolle als Meisterschaften-Gastgeber. „Wir sind so was von zufrieden, ich bin richtig stolz auf die Jungs.“ Die konnten das Ganze gestern auch noch nicht so richtig fassen, wohl ebenso wenig wie ihre Betreuerinnen Yvonne Riesmann und Ina Truthe. „Wir sind einfach nur happy, dass es nach den internen Problemen voriges Jahr so gut geklappt hat“, sagt Kruft.
Und hier die Platzierungen:
1. Platz: Zscherbener Karneval Verein (221 Punkte, Landesmeister+Publikumspreis)
2. Wahrburger Carneval Club (209, Altmark-Meister)
3. Quenstedter Carneval Club Rot-Weiß (208)
4. Höhnstedter Carneval Club „Blau-Gold" (206)
5. 1. Köthener KG Kukakö 1954 (205)
6. Carnevals-Club Halle-Neustadt „C2HN" (200)
7. Karnevalclub der Eisenbahner „Saxonia" (193)
8. Werdershausener Carneval Verein (193)
9. Schinner Carneval Club (183)
10. Seehäuser Carneval Club (181)
11. Riestedter Karnevalsclub (175)
12. Rhodener Carneval Club (165)
13. Carneval Club Wernigeröder Auerhähne (0)