Lichterfest Malaktion und klare Worte zum Lichterfest im von Schließung bedrohten Wildpark Weißewarte
Ein zauberhaftes Lichterfest ging am Wochenende im Wildpark Weißewarte über die Bühne. Seinen Abschluss fand es mit einem Feuerwerk, zu dem der Titel „Time to Say Goodbye“ lief. Richtig „Goodbye“ sagt der Vorsitzende des Betreibervereins, Fred Stoike, aber noch lange nicht und er bekam viel Rückhalt von den Besuchern.

Weißewarte - Viele bunte Lampions und Lichter sorgten am Abend für schönes Flair im proppevollen Wildpark in Weißewarte und als die Rogätzer Drumliner musikalisch den Lichterumzug starteten, folgten ihm große Menschenmassen. Doch das täuschte nicht über die teils gedrückte Stimmung der Besucher hinweg, denn das Lichterfest könnte womöglich das letzte im Wildpark Weißewarte gewesen sein.
Viele Besucher bewegt derzeit die vom Landkreis Stendal angekündigte, mögliche Schließung wegen einer fehlenden Zoogenehmigung für den jungen Betreiberverein. Die hängt wie ein Damoklesschwert über der beliebten Anlage mit ihren rund 400 Tieren.
Unterstützergruppe in sozialen Netzwerken und Malaktion vor Ort
„Der Wildpark muss erhalten bleiben. Wo sonst können Kinder noch so nah Wildtiere sehen? Es ist doch ein riesiger Anziehungspunkt“, sagt Pädagogin Mandy Peters aus Weißewarte. Sie und Ehemann Roddy sind selbst junge Eltern und wollen nicht tatenlos zusehen, wie ihr Wildpark in ein schlechtes Licht gerückt und schließlich geschlossen wird. Sie haben deshalb im sozialen Netzwerk „Facebook“ eine Unterstützergruppe ins Leben gerufen, die in den vergangenen Tagen mehr als 1000 Mitglieder aufgenommen habe.

Über diese Gruppe, aber auch im Bekanntenkreis haben sie zu einer Malaktion aufgerufen und viele Kinder der Region brachten am Sonnabend zum Lichterfest ihre Bilder mit. Die sollen am Zaun des Wildparkes aufgehängt werden, um die Bedeutung der Anlage für Kinder und Familien nicht nur aus der Region zu symbolisieren.
Gut 2000 Besucher kommen unter anderem aus Magdeburg und Potsdam
Denn der Park wird weit über die Altmark hinaus geschätzt. Steffen und Steffi Hellwig aus Magdeburg etwa kommen mehrmals im Jahr mit ihren drei Kindern Max, Marie und Hanna sowie Hündchen Aisha in den Wildpark – einfach weil der eine besonderes Ausstrahlung hat. Auch das Lichterfest ließen sie sich natürlich nicht entgehen. „Hier ist es immer voll, man ist nah an den Tieren dran und es wäre wirklich sehr schade, wenn es den Wildpark nicht mehr geben würde“, sagte Steffi Hellwig.

Auch der knapp dreijährige Paul aus Potsdam war einer der weiter gereisten Besucher an dem Abend. Seine Großeltern, Dietmar und Petra Workowski, leben in Ottersburg und immer wenn er dort zu Besuch ist, geht es auch in den Wildpark. „Der Wildpark muss einfach unterstützt werden, so was gibt es nur einmal“, sagt Oma Petra. Babette Voßfeldt aus Weißewarte findet: „Seit Fred Stoike das hier macht, läuft es wirklich gut. Er hat den Park wieder zum Laufen gebracht. Es ist einfach traurig, was da jetzt kommen könnte.“
Kinder sagen: Der Wildpark darf nicht schließen
Und dann waren da noch die jüngeren Besucher und auch die hatten eine klare Meinung: „Der Wildpark darf nicht schließen, weil es schade ist, wenn die Tiere woanders hin kommen“, sagt die neunjährige Frida Brandt aus Hüselitz. „Es gibt hier einen coolen Spielplatz und schöne Tiere“, erklärt die achtjährige Mariella Büttner aus Demker und Schwester Mathilda (6) sagt: „Die Tiere finde ich auch schön und es gibt immer Eis.“ Lena Schulz (10) aus Demker möchte ebenfalls nicht, dass der Wildpark geschlossen wird, „weil man sich hier so viele tolle Tiere ansehen kann“.

Vorsitzender lässt sein Amt ruhen, bleibt aber im Wildpark Weißewarte aktiv
Und auch der Betreibervereinsvorsitzende Fred Stoike gibt sich kämpferisch: Er hatte zwar angekündigt, dass das Lichterfest seine letzte öffentliche Veranstaltung als Vorsitzender sein werde, zurück getreten ist er deshalb aber nicht. „Ich werde mein Amt vorerst ruhen lassen, bleibe dem Park aber erhalten“, erklärte er der Volksstimme gegenüber.

Formal gehe der Vorsitz damit an seinen Stellvertreter, Marco Radke, der auch Ortsbürgermeister von Weißewarte ist, über. Trotzdem aber wolle Stoike organisatorisch weiter im Wildpark unterstützen und auch weiterhin jeden Tag vor Ort sein, sagte er.
Fred Stoike hätte sich auch den Landrat als Gast gewünscht
Auf der Bühne des Wildparkes sprach er am Abend vor den Besuchern davon, dass er sich einen persönlichen Besuch des Landrates im Wildpark gewünscht hätte, auch einzelne Stadtratsmitglieder waren zum Lichterfest gekommen und sogar Annette Friedebold, die bis Ende 2018 leitende Parkangestellte und viele Jahre lang das Gesicht des Wildparkes gewesen war, unterstützte an dem Abend die Betreiber.

Zoogenehmigung soll unter aktuellen Bedingungen nicht erteilt werden
Die Zoogenehmigung soll unter den aktuellen Voraussetzungen nicht erteilt werden, so hatte es der Landkreis nach einer großangelegten Kontrolle des Parks Anfang Oktober angekündigt. Es steht Tierwohlgefährdung im Raum, Strafanzeige wurde gestellt. Damit läuft die aktuelle Duldung für die Anlage Ende Januar aus und der Park in seiner jetzigen Form müsste geschlossen werden.
Ohne eine Zoogenehmigung wäre auch der Nutzungsvertrag mit dem Eigentümer, der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte, hinfällig, die Kommune wieder selbst für die Anlage zuständig. Vor diesem Hintergrund laufen interne Beratungen zwischen Stadträten, Landkreis und Tangerhütter Verwaltung, um eine Lösung für den Weiterbetrieb zu finden. In diese sollen alle bisher im Wildpark aktiven Mitarbeiter eingebunden werden, hatte Bürgermeister Andreas Brohm jüngst in Aussicht gestellt.
