Mit der Pirouette auf die Bühnen der Welt

Kämpfen, kämpfen, kämpfen: Ohne tägliches Training und den eisernen Willen schafft es niemand auf die "Bretter, die die Welt bedeuten". Joan Nethe aus Stendal will es schaffen und trainiert hart für ihren Traum – dazu gehören auch die wöchentlichen Übungsstunden in einer Stendaler Ballettschule.

Stendal. Das Gefühl, auf der Bühne zu stehen, alle Augen sind auf einen gerichtet, man ist der Star des Abends. Genau dieses Gefühl will Joan Nethe jeden Tag spüren. Die 15-jährige Stendalerin will Musicaldarstellerin werden – singen, tanzen und schauspielern, Tag für Tag. Der Lohn dafür ist der Applaus.

Doch so einfach ist das nicht. Neben einer riesigen Portion Talent sei vor allem Übung wichtig, sagt Ballettlehrerin Mariana Hadzhiyski. Zu ihr geht Joan einmal die Woche. "Bei mir lernt sie Haltung, Grazie und Disziplin. Ein wenig streng muss man schon sein – aber sie hat Talent", sagt die Ballettlehrerin.

"Nach ¿Cats‘ war ich von Musicals hin und weg"

Nach der Schule heißt es dann für Joan: raus aus dem bequemen T-Sirt und rein in die Ballettschuhe und die Leggings. "Allegro", "Arabesque" und andere Ballettbegriffe fliegen ihr dann um die Ohren – und sie setzt sie alle um.

Sie streckt und biegt ihren Körper und bei ihr sieht das alles ganz einfach aus. Sie stellt sich auf Positionen, bei der der Körper auf einem Bein ruht, während das andere völlig gestreckt hinter den Rumpf geht, oder schlägt ihr Bein vom Körper weg und wieder in die Ausgangsposition zurück.

Die Idee, Musicaldarstellerin zu werdenm, kam ihr nicht einfach über Nacht. "Schon als Kind war ich von den Musicaldarstellerinnen begeistert. Von da an reifte mein Traum von der großen Bühne", sagt Joan.

Doch nur mit Ballett ist es nicht getan. Auch Hip-Hop-Tanzunterricht, Sprachtraining, Musical-Tanz-Unterricht sowie Standard- und Lateintanz lernt sie.

"Außerdem nehme ich an Workshops teil. Vor kurzem war ich zu einem in Berlin, organisiert von der Hamburger Stage School." Dort verbrachte sie sechs Tage. Am letzten führten die Teilnehmer ein selbstgeschriebenes Stück auf. "Eine Musicaldarstellerin muss alles können – am besten gleichzeitig", weiß Joan.

Das erste Musical, welches Joan gesehen hatte, war Cats. "Von da an war ich hin und weg von der Musicalwelt. Zuletzt war ich in Dirty Dancing. Da hat mir vor allem die Rolle der Penny gefallen."

"Besonders gut ist der Gesang von Joan", sagt Ballettlehrerin Hadzhiyski. Nicht zum ersten Mal bereitet sie ein junges Mädchen auf die große Bühne vor. "Jedes Jahr sind es einige, die zu mir kommen. Dann üben wir gemeinsam. Es haben‘s auch schon ein paar Mädchen auf die Musical- und Theaterbühne geschafft", berichtet die Ballettlehrerin stolz. "Am besten, man fängt schon früh damit an. Bei uns können sogar die Kleinsten im Kinderballett tanzen."

Auch einen Plan B hat die 15-jährige Joan schon. "Falls das als Musicaldarstellerin doch nichts wird, werde ich Lehrerin – Tanzlehrerin natürlich."