Ausbildungsbeginn bei vielen Betrieben und Unternehmen im Landkreis Mit Krawatte und Haarnetz in die Zukunft
Sie waren aufgeregt und schüchtern aber froh -- gestern begann für viele Jugendliche im Landkreis die Ausbildung. Eine Zeit voller Spannung, Verantwortung und vielleicht auch Spaß.
Stendal l Da musste Ute Elfert doch selber Hand anlegen. Die stellvertretende Teilmarktleiterin der Volksbank Stendal zog noch einmal Alexander Frieses Krawatte grade. Der 18-Jährige hatte kurz zuvor das orangefarbene Kleidungsstück überreicht bekommen. Doch ohne Spiegel war das Krawattebinden noch schwerer als sonst. Aber Zeit zum Üben wird der Stendaler in den kommenden drei Jahren genug bekommen. Gemeinsam mit Sina Stamer begann Alexander Friese gestern seine Ausbildung zum Bankkaufmann. Und da gehört die Krawatte dazu.
Die beiden waren aber bei Weitem nicht die einzigen, für die gestern "der Ernst des Lebens" begann, wie es Volksbank-Vorstand Andreas Lepel ausdrückte. Auch bei der Kreissparkasse, der Altmärker Fleisch- und Wurstwaren GmbH und vielen anderen Betrieben im Landkreis begann gestern das neue Ausbildungsjahr. Nach Angaben der Agentur für Arbeit haben immerhin 765 junge Altmärker in den vergangenen Monaten einen Ausbildungsplatz gefunden. 393 aber sind noch auf der Suche.
"Das Problem für uns ist weniger die Anzahl der Bewerber, als die Qualität", berichtete Christin Johannsen, Ausbildungsleiterin der Kreissparkasse. Um allen Bewerbern, auch Realschülern, Chancen zu geben, werden tatsächlich alle Interessenten zum Auswahltest eingeladen. Sieben haben sich in diesem Jahr gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Darunter auch Sandra Hartmann aus Havelberg, die zuvor bereits eine Ausbildung zur Krankenpflegerin abschloss. "Aber nach Gesprächen mit Freundinnen habe ich mir gedacht, dass mir das hier mehr liegt", erzählte die 23-Jährige.
Statt Krawatte trugen die neuen Auszubildenden beim "Altmärker" Haarnetze beim Betriebsrundgang. Insgesamt 13 Azubis konnte Geschäftsführer Jörg Viehmann begrüßen. Doch selbst Jugendliche, die noch keine Stelle gefunden haben, sind nicht chancenlos. 354 offene Ausbildungsplätze gibt es derzeit im Landkreis. Yvonne Papke von der Stendaler Agentur für Arbeit empfiehlt Eigenengagement. "Ich rate dazu, auf Arbeitgeber zuzugehen und sich vielleicht für ein Kurzpraktikum anzubieten." So klappte es auch bei Tobias Trefflich mit einem Ausbildungsplatz als Bankkaufmann. 2011 schaffte er es nicht in die Endauswahl, absolvierte dann ein Praktikum bei der Sparkasse. Seit gestern nun erlernt der 20-Jährige seinen Traumjob. Und mit dem Krawattebinden hat er auch kein Problem. Im Gegenteil, sagt er, "ich trage gerne einen Anzug."